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Videoüberwachung  Harzer Bodycams für die Polizei

Ab August werden in Sachsen-Anhalt 50 Bodycams getestet. Die Körperkameras stammen aus der Harzstadt Blankenburg.

Von Matthias Fricke 30.06.2017, 01:01

Blankenburg l In sechs Wochen sollen in Sachsen-Anhalt die ersten 50 Polizisten mit Bodycams ausgerüstet sein. Sie testen zwei Jahre lang in Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau die kleinen Körperkameras im täglichen Einsatz. Die Beamten sind mit einem kleinen Schild „Videoaufzeichnung“ gekennzeichnet und schalten erst bei drohenden Konflikten das Gerät ein. Das Land investiert in das Pilotprojekt 40.000 Euro.

Innenministerium und Polizeigewerkschaften versprechen sich davon mehr Sicherheit vor gewalttätigen Übergriffen. Diese nahmen in den letzten Jahren immer weiter zu. So stieg die Zahl von Körperverletzungen gegen Polizisten von 167 Fällen (2015) auf 221 im vorigen Jahr. Die Zahl der Widerstandshandlungen nahm im gleichen Zeitraum um 229 auf 1142 Fälle zu.

In Deutschland wurde der Kamera-Einsatz erstmals 2013 in Hessen getestet. Dort und in Rheinland-Pfalz werden die Geräte nach den positiven Erfahrungen nun regulär genutzt. Am 31. März endete in Niedersachsen die Pilotphase mit positivem Fazit. An Tests arbeiten etwa Bremen, Thüringen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg und die Bundespolizei.

„Sachsen-Anhalts Kameras sind die einzigen deutscher Herkunft. Die anderen Länder testen Modelle aus England oder den USA aus“, sagt Matthias Hagner, einer der zwei Geschäftsführer der Firma „NetCo“ in Blankenburg. Sein Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter und ist seit 1997 am Markt. Die Kamera haben die Harzer Entwickler auf die Wünsche der Polizei in Sachsen-Anhalt zugeschnitten. Mit 200 Gramm ist sie leicht und kann schnell bedient werden. Jeder Polizist, der die Kamera nutzt, erhält einen persönlichen Zugang mit Passwort. „So können nur der aufnehmende Polizist und der Vorgesetzte auf die verschlüsselte Aufnahme zugreifen“, so Hagner. Nutzt ein anderer Polizist das Gerät, wählt er sich mit seinem Zugang ein. Er kann nur seine Aufnahmen sehen. Ohnehin seien die Videos vor allem im Fall eines Diebstahl durch Verschlüsselung geschützt. Das Video ist mit Zeitstempel und einer Ortsbestimmung über den eingebauten GPS-Empfänger versehen. Das mache die Bilder auch gerichtsverwertbar.

Die Datenübertragung zum lokalen Computer auf dem Polizeirevier funktioniert über ein spezielles Managementsystem und eine Dockingstation, die auch zum Aufladen des Akku genutzt wird. Das besondere an der Bodycam: „Die Kamera hat ein großes Display, damit die Person gegenüber ihr Bild live sieht“, erklärt der NetCo-Chef. Dies sei aus präventiven Gründen so gewollt. Das Gerät hat zudem einen Nachtmodus und eine Gegenlichtfunktion. Noch nicht genutzt, aber technisch möglich sind etwa Live-Übertragungen der Bilder über eine verschlüsselte Funkverbindung ins Lage- und Führungszentrum. Im Ernstfall könnten von dort aRettungskräfte zum Einsatzort geschickt werden.

Bei Einsätzen auf großen Bahnhöfen und zu Sport- und Großveranstaltungen soll künftig auch das Sicherheitspersonal der Bahn Körperkameras tragen. Diese kommen ab Spätsommer in ganz Deutschland zum Einsatz. Hintergrund sind auch hier zunehmende Angriffe auf Bahn-Mitarbeiter.