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Wetter Wir sind Sommerland

Der meteorologische Sommer hat sich mit einem Rekord verabschiedet: Sachsen-Anhalt war das wärmste Bundesland mit den wenigsten Regentagen.

Von Jens Schmidt 01.09.2016, 01:01

Magdeburg l Hätte Sachsen-Anhalt einen Meeresstrand - es wäre das Sommer-Urlaubsland schlechthin. Viele Sonne, kaum Regen, meistens warm. Der Deutsche Wetterdienst sieht Sachsen-Anhalt unter den deutschen Flächenländern in fast allen Disziplinen vorn. Nur die Sonne schien bei den Nachbarn in Brandenburg noch ein paar Stunden länger.

Da es auch in den nächsten Tagen sommerlich bleiben soll, haben manche Bäder die Saison verlängert. Barleber und Neustädter See in Magdeburg etwa bleiben bis zum 4. September offen.

Vor sintflutartigen Stürmen, die vor allem in Süddeutschland tobten, blieb Sachsen-Anhalt verschont. In Börde und Altmark kam sogar nur die Hälfte der üblichen Regenmenge an. Rund um Magdeburg fielen den ganzen Sommer über gerade mal 89 Liter Wasser auf den Quadratmeter – etwa so viel wie in Wittenberg am 27. Juli in zwei Stunden.

Die Trockenheit in der Mitte und im Norden des Landes hat Folgen. Die Elbe misst am Pegel Barby nur noch 53 Zentimeter - das Mittelwasser liegt bei 2,19 Meter. Ähnlich dürftig sieht es in Magdeburg (67 Zentimeter) aus. Eine deutliche Besserung ist nicht in Sicht. Viele Frachtschiffe pausieren, und selbst Sportbootfahrer müssen außerhalb der Fahrrinne höllisch aufpassen. Erst am Wochenende war ein Freizeitkapitän mit seinem Boot bei Magdeburg stecken geblieben. Einige Fähren wie Arneburg, Ferchland, Aken oder Elster haben ihre Frachtlast abgesenkt.

Die Schifffahrt erlebt schon den zweiten Dürre-Sommer hintereinander. Im vorigen Jahr fielen die Wasserstände Anfang August sogar noch tiefer. Damals sorgten heftige Regenschauer zum Monatsende wenigstens für einen Ausgleich. Die fielen dieses Mal aus.

Ohnehin war der gute 2016-er Sommer an seinem Ende am stärksten. Der diesjährige Hitzerekord wurde erst am 28. August erreicht: Den erlebten die Bernburger mit 37,1 Grad. Die kühlste Sommernacht mussten die Quedlinburger ertragen - am 11. August fiel das Quecksilber auf spätherbstliche 2,5 Grad.

Äußerst durstig sind derzeit auch die Böden. Selbst in der schweren, schwarzen Börde-Erde, die eigentlich viel Wasser speichern kann, ist die Feuchte auf 30 Prozent gesunken, erklärt Agrar-Meteorologe Falk Böttcher aus Leipzig. Bei 100 Prozent wäre der Boden gesättigt. Erste Probe-Ernten bei Zuckerrüben zeigen: Der Zuckergehalt ist hoch, aber die Erträge werden wohl unterdurchschnittlich ausfallen. Probleme gibt es auch bei Rapsaussaat: „Es fehlt die Feuchte zum Keimen.“ Auch an anderer Stelle reagiert die Natur auf die Trockenheit: Viele Birken und Pappeln zeigen schon gelbe Blätter.

Wie sind die Aussichten? Dicke Wolken sind nicht auf dem Radar. Jetzt macht sich ersteinmal ein fettes Azoren-Hoch breit. Regen kommt frühestens am Sonntag, sagt Anja Juckeland vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. „Und danach wird es auch etwas kühler.“