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Wohnkomplex Nikotinverbot im Wohnidyll

In Halle gibt es die erste rauchfreie Wohnanlage Deutschlands. Ein Raucher ist freiwillig in den Komplex eingezogen.

09.07.2017, 07:52

Halle (dpa) l In der nach eigenen Angaben ersten rauchfreien Wohnanlage Deutschlands sind alle 33 Wohnungen belegt. Die Siedlung im Süden von Halle sei seit etwa einem Jahr fertig und es gebe bislang keine Probleme, sagte die Prokuristin der Wohnungsgenossenschaft Halle-Süd, Susanne Rackwitz. Das Interesse an den rauchfreien Häusern war ungewöhnlich hoch. Für die meisten der eingezogenen 60 bis 70 Mieter war das Nikotinverbot einer der Hauptgründe für den Umzug in die Ein- bis Vierraumwohnungen, so Rackwitz. Doch in der Anlage lebt auch ein Raucher – Zigaretten sind nicht überall verboten.

"Der Mieter geht zum Rauchen einfach nach draußen in unsere Raucherecke", sagte Rackwitz. Es gebe daher keine Konflikte oder Beschwerden. Der Mann halte sich an die Regeln. Auch Gäste könnten auf dem Raucherplatz ungestört ihre Zigaretten qualmen. Nur in den Wohnung, auf den Balkonen und in den Vorgärten sei das Rauchen strengstens verboten, so Rackwitz. Der Mann sei bewusst eingezogen, so Rackwitz. Die Siedlung biete etliche Vorzüge – etwa eine moderne und ökologische Ausstattung, Ruhe und eine gepflegte Nachbarschaft.

Nach Angaben des Nichtraucherverbands "Pro Rauchfrei" gibt es keine vergleichbaren Großprojekte wie in Halle. Lediglich private Vermieter seien bekannt, die einzelne rauchfreie Wohnungen anböten, sagte der Vorsitzende des Nichtraucherverbands, Siegfried Ermer, in München. Es gebe Gespräche mit anderen Genossenschaften. Doch die meisten scheuten den zusätzlichen Aufwand.

Eine separat zum Mietvertrag verfasste Vereinbarung regle die strenge Vorschrift. Wer sich nicht daran halte, müsse mit einer Kündigung rechnen. Der Verband hält dies im Falle eines Prozesses für rechtens. Zum äußerten sei es noch nicht gekommen.

Ermer rät privaten Vermietern mit Nichtraucherwunsch auf Kompromisse zu setzen. So könnten sie mit ihren rauchenden Mietern festgesetzte Raucherzeiten vereinbaren oder sie bitten abgetrennte Raucherplätze zu nutzen, wie Ermer sagte. Auch E-Zigaretten seien eine Notlösung. Am wichtigsten sei eine gute Kommunikation mit allen Parteien.

"Wir sind bislang sehr zufrieden mit der Arbeit", sagte Rackwitz. Das Projekt wurde über mehrere Jahre geplant, der Spatenstich erfolgte im Jahr 2014.