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Zu wenig Kinder Sachsen-Anhalt schließt weitere Schulen

Aus für die Schule: Betroffen sind unter anderem der Harz, der Salzlandkreis und die Börde.

22.06.2016, 05:16

Magdeburg (dpa) l Am Freitag gibt es in Sachsen-Anhalt Zeugnisse – für fünf besonders kleine Schulen wird es der allerletzte Tag sein. Vier staatliche Grundschulen und eine Sekundarschule werden geschlossen, sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg sagte. In Kleinpaschleben (Landkreis Anhalt-Bitterfeld), Angern (Landkreis Börde) und Karsdorf (Burgenlandkreis) wird der Schulbetrieb eingestellt. Betroffen ist auch die Sekundarschule Barby im Salzlandkreis.

Die Grundschule Süderstadt in Quedlinburg wird noch ein Jahr als Außenstelle einer benachbarten Grundschule weitergeführt und dann geschlossen. Laut einer Stadtsprecherin wird es keine neue erste Klasse mehr geben. Im kommenden Schuljahr lernten dort nur noch 49 Schüler in drei Klassen, bis jetzt sind es noch 60 Kinder in vier Klassen. Zudem wird der Schulbetrieb an der freien Sekundarschule Hedersleben ruhen. Sie war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil sie nicht ausreichend Lehrer fand.

In Karsdorf lief die kleine Grundschule laut Bürgermeister Olaf Schumann (Linke) schon seit 20 Jahren mit Ausnahmegenehmigungen. Nun müsse man "in den sauren Apfel beißen". Für den Ort sei das bitter, denn schon unter der Schließung der Sekundarschule 2003 habe der noch knapp 1700 Einwohner fassende Ort mit seinen Vereinen und dem öffentlichen Leben gelitten. Nun müssten die Grundschüler – zuletzt waren es knapp 50 – fünf Kilometer weit nach Nebra fahren. Das dreistöckige Schulgebäude stehe nun erstmal ungenutzt da.

Die Grundschule Angern hatte zuletzt nach eigenen Angaben etwas mehr als 40 Schüler in drei Klassen. Weil die Eltern aber nicht auf eine Schule verzichten wollten, gründeten sie im vergangenen Jahr auf eigene Faust eine private Grundschule, wie Bürgermeister Egbert Fitsch sagte. "Der Gemeinderat hat eine Anschubfinanzierung gewährt." Zudem gebe es Unterstützung von Sponsoren. Die Elterninitiative stecke viel Energie in die bilinguale Schule – im Unterricht sei immer auch ein englischer Muttersprachler dabei. Bürgermeister Fitsch sieht den Erhalt des Grundschulstandorts als besonders wichtig an, weil viele junge Leute und Familien in die Gemeinde gezogen seien – die Grundschule sei essentiell für die Attraktivität.

Auch in Barby müssen die Schüler künftig nicht auf eine Sekundarschule verzichten. Das Gebäude wird mit dem neuen Schuljahr komplett von einer freien Sekundarschule, der Christlichen Sekundarschule Gnadau, bezogen. "Wir sind sehr froh darüber", sagte Bürgermeister Jens Strube. Vor drei Jahren habe es den Bescheid gegeben, dass die Schülerzahl der staatlichen Schule nicht mehr ausreicht – von da an lief der Betrieb langsam aus. Zuletzt lernten laut dem Salzlandkreis noch 72 Schüler an der Sekundarschule, sie wurden von sechs Lehrern unterrichtet.

Die Johannes-Schulstiftung betreibt seit mehreren Jahren in Barby die freie Sekundarschule. Derzeit lernten dort 173 Schüler, im kommenden Jahr sollten es rund 190 sein, wie Andrea Helzel vom Vorstand der Stiftung sagte.

Während in Barby die freie Sekundarschule übrig blieb, muss in Hedersleben im Landkreis Harz eine Sekundarschule der Johannes-Schulstiftung schließen. Die 62 Schüler, die im kommenden Jahr die Evangelische Sekundarschule Hedersleben besucht hätten, müssen nun auf andere Schulen wechseln. "Einige sind schon im Probeunterricht an anderen Schulen", sagte Helzel. Wenn die Schule in Hedersleben binnen zwei Jahren den Betrieb nicht wieder aufnimmt, werde sie endgültig geschlossen.

Im Vergleich zur großen Welle von Schulschließungen von vor zwei Jahren machen in diesem Jahr nur wenige dicht. Im Sommer 2014 mussten wegen neuer Vorgaben zu den Schülerzahlen 30 Schulen schließen, im vergangenen Sommer waren es sieben Grundschulen.