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Zuzügler Darlehen in Sachsen-Anhalt kaum gefragt

Sachsen-Anhalt will durch zinslose Darlehen Familien in strukturschwache Regionen locken. Bislang ist die Nachfrage aber gering.

12.02.2017, 17:00

Magdeburg (dpa) l Fast zwei Jahre nach dem Start eines Darlehensprogramms, das Familien in strukturschwache Regionen zurückholen soll, bleibt die Nachfrage gering. Nach Angaben der Investitionsbank (IB) Sachsen-Anhalt wurden seit Frühjahr 2015 nur drei Darlehen mit insgesamt 52.000 Euro genehmigt. Ausgezahlt sind dem Sozialministerium zufolge lediglich zwei Darlehen. Weitere Anfragen lägen derzeit nicht vor, erklärte eine IB-Sprecherin. Bislang ist das Programm "Sachsen-Anhalt Zukunft" auf Dessau-Roßlau und den Landkreis Mansfeld-Südharz beschränkt.

Die Linke übte scharfe Kritik. Entweder müssten weitere Landkreise in die Förderung aufgenommen oder das Geld in andere Projekte gesteckt werden, sagte die Linken-Abgeordnete Monika Hohmann der Deutschen Presse-Agentur. Hohmann sprach von einem "aufgeblähten Monstrum", das kaum etwas bringe.

Gefördert werden Ausgaben, die durch den Umzug und eine Arbeitsaufnahme entstehen, also etwa Kosten fürs Einrichten der Wohnung oder auch Verwaltungs- und Kitagebühren. Das zinslose Darlehen kann bis zu 25.000 Euro umfassen. Die Laufzeit liegt bei fünf Jahren.

Zum Programm gehört auch ein Welcome Center, in dem sich interessierte Zuzügler oder Rückkehrer aus den alten Bundesländern informieren können. Bislang gab es nach Angaben des Sozialministeriums rund 200 Anfragen. Meist handele es sich um Familien, die Sachsen-Anhalt vor einigen Jahren verlassen hätten und jetzt zurück in die Heimat wollten. Zentrale Themen bei der Beratung seien die Suche nach Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Arbeitsplätzen, Wohnungen und Immobilien. Meist entstehe der Kontakt per Telefon oder E-Mail, Interessierte würden aber auch vor Ort im persönlichen Gespräch beraten.

Für das Programm steht insgesamt eine halbe Million Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung – rund 380.000 Euro für das Welcome Center, 120.000 für die Darlehen. Etwa 228.000 Euro sind bislang ausgezahlt worden. Hohmann kritisierte die Verteilung. Es sei unsinnig, einen Großteil des Geldes für die Beratung zu verwenden. Das Internet biete genug Möglichkeiten, sich über eine Rückkehr nach Sachsen-Anhalt zu informieren, sagte die Linken-Politikerin.

Die Landesregierung müsse eingestehen, dass das Programm in seiner jetzigen Form nicht funktioniere. "Eine Möglichkeit wäre, die Förderung auf ganz Sachsen-Anhalt auszuweiten", sagte Hohmann. Dann könnten mehr Familien von einem Darlehen profitieren. Sinnvoll könne aber auch sein, das Projekt ganz aufzugeben und das Geld anderweitig zu investieren. Hohmann nannte als Beispiele die Unterstützung von Alleinerziehenden, mehr Kitaplätze und den Kampf gegen Kinderarmut.

Laut Ministerium wird das Programm derzeit evaluiert, Ergebnisse sollen Ende März vorliegen. Danach soll entschieden werden, in welchem Umfang die Vorhaben fortgeführt werden. Ziel sei es, vor allem die positiven Wirkungen und Ergebnisse des Welcome Centers auch weiterhin zu nutzen. Das Programm läuft zunächst bis Ende März 2018.