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Ifo-Institut sieht Ost-Wirtschaft weiter hinterherhinken

Eigentlich soll die ostdeutsche Wirtschaft irgendwann mit der im Westen gleichziehen. Dresdner Wirtschaftsexperten aber schätzen die Chancen pessimistisch ein. Helfen soll eine neue Ausrichtung der Wirtschaftsförderung.

24.08.2016, 14:33

Dresden/Schwerin (dpa/mv) - Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern droht nach Einschätzung des Dresdner Ifo-Instituts den Anschluss an die bundesweite Entwicklung weiter zu verlieren. Wie für Thüringen und Sachsen-Anhalt sei künftig auch für den Nordosten nur mit äußerst niedrigen Wachstumsraten zu rechnen. Lediglich Sachsen und Brandenburg könnten bis 2030 beim durchschnittlichen Wachstum in etwa mithalten, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie.

Eine Angleichung an die westdeutsche Wirtschaftskraft sei nicht erkennbar, konstatiert der Studien-Autor und Vize-Chef des Instituts, Joachim Ragnitz. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen erreiche sie im Osten 25 Jahre nach der Einheit erst drei Viertel des Wertes im Westen. Das Bruttoinlandsprodukt sei zwischen 2010 und 2015 nur in Sachsen mit durchschnittlich 1,6 Prozent jährlich ebenso stark gewachsen wie in den alten Bundesländern. Mit 0,9 Prozent war der durchschnittliche Jahreszuwachs in Mecklenburg-Vorpommern der zweitniedrigste im Osten, vor Sachsen-Anhalt mit 0,1 Prozent.

Das Ifo-Institut empfiehlt wegen des vergleichsweise langsamem Wachstums eine neue Ausrichtung der Förderpolitik. Statt wie bisher auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze sollten die ostdeutschen Länder stärker auf einzelne Wachstumszentren und stark wachsende Branchen setzen, heißt es in der Studie weiter. Alle Regionen gleichermaßen bei der Förderung zu bedenken, sei der falsche Weg. Als Beispiel für eine gezieltere Förderung nennt Ragnitz Brandenburg. Das Land habe seine Kompetenzfelder und Wachstumszentren abgesteckt, baue dort gezielt die Infrastruktur aus und passte seine Förderrichtlinien entsprechend an.

Die FDP Mecklenburg-Vorpommerns nahm die Studie zum Anlass, ihre Kritik an der Wirtschaftspolitik von SPD und CDU zu erneuern. Die neuen Zahlen des Ifo-Index sind eine Ohrfeige für die Landesregierung, erklärte Cécile Bonnet-Weithofer, FDP-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl. Statt alles für die Erhöhung der Wirtschaftskraft zu tun, behindere die Große Koalition die Menschen und Unternehmen. Notwendig seien ein Nachgründungsgeist und massiver Bürokratieabbau.

SPD und CDU hingegen hatten im bisherigen Wahlkampf auf die gewachsene Zahl von Arbeitsplätzen, die gestiegenen Exporte und die erhöhte Bruttowertschöpfung als Erfolge ihrer Politik verwiesen.

Ifo-Institut zu Wachstumsförderung