1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Merseburger Rabe kehrt auf seinen Käfig zurück

Merseburger Rabe kehrt auf seinen Käfig zurück

Die Sage vom Raben kennt in Merseburg fast jedes Kind. Vandalen zerstörten das Wahrzeichen der Stadt. Jetzt sollen die Merseburger ihren Raben zurückbekommen.

Von Gitta Keil, dpa 23.04.2017, 08:22

Merseburg (dpa/sa) - Etwa ein Jahr nach seiner Zerstörung soll Merseburgs Wahrzeichen, der Rabe mit dem goldenen Ring, wieder an seinen Platz zurückkehren. Die historische Rabenfigur war im September 2016 vermutlich durch Vandalismus zerstört worden. Die Skulptur solle voraussichtlich Mitte des Jahres wieder aufgestellt werden, sagte die Sprecherin des Saalekreises, Kerstin Küpperbusch.

Der neue Rabe ist allerdings nur eine Kopie. Die originale Sandsteinfigur wurde so stark zerstört, dass sie nicht wieder zur historischen Anlage am Merseburger Schloss zurückkehren kann. Zur Rabenanlage gehört nicht nur der sagenumwobene steinerne Rabe, der hoch oben auf einem Käfig thront. Ein echtes Rabenpaar, das in einer geräumigen Voliere flattert, hält die Legende bis heute am Leben.

Merseburg ist mit der Sage um den Raben eng verbunden. Sie ist auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Bischof Thilo von Trotha (1443-1514) bezichtigte einen treuen Diener, ihm einen goldenen Ring gestohlen zu haben. Der Mann beteuerte seine Unschuld, wurde aber trotzdem hingerichtet. Jahre später erfuhr der Bischof, dass er schweres Unrecht getan hatte, denn der Ring wurde an einem Turm des Schlossensemble in einem Rabennest gefunden. Daraufhin befahl der Bischof, im Hof einen Vogelkäfig zu errichten und einen Raben auf ewig in Gefangenschaft zu halten - als Mahnung, kein Urteil im Jähzorn zu fällen. Die Skulptur des Raben erinnert an die Sage.

Im vergangenen Jahr zerstörten Unbekannte die Sandsteinfigur. Sie zerbrach in 70 Einzelteile. "Mittlerweile wurde das Verfahren der Staatsanwaltschaft eingestellt, weil keine Täter ermittelt werden können", sagte Küpperbusch. Der steinerne Vogel wurde im Weißenfelser Steinmetzbetrieb Kittler und Kloss wieder zusammengesetzt. "Der zerstörte Rabe musste zuerst rekonstruiert und restauriert werden", sagte Steinmetz Daniel Kittler. "Er dient jetzt als Vorlage für die Kopie. Die Arbeit daran will Kittler in den nächsten Wochen beginnen. Wann sie fertig sein wird, wollte er noch nicht sagen.

Während die Kopie des Raben mit dem goldenen Ring in den Fängen auf dem Käfig am Merseburger Schloss stehen soll, findet das rekonstruierte Original seinen Platz im Kulturhistorischen Museum, wie Küpperbusch sagte.

Thilo von Trotha und die Sage vom Merseburger Raben