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Reichardt führt AfD-Landesliste für Bundestagswahl an

Turbulent ging es zu bei der Bestimmung der Landesliste der noch immer zerstrittenen AfD. Bevor aber überhaupt gewählt werden konnte, wurde basisdemokratisch, aber zeitaufwendig über Formalien entschieden.

26.03.2017, 16:22
Martin Reichardt (AfD). Foto: Matthias Bein
Martin Reichardt (AfD). Foto: Matthias Bein dpa-Zentralbild

Ballenstedt (dpa/sa) - Die AfD in Sachsen-Anhalt geht mit dem studierten Pädagogen und Offizier der Reserve Martin Reichardt als Spitzenkandidaten in den Bundestagswahlkampf. Der 47-Jährige war vom Landesvorstand für den Listenplatz 1 vorgeschlagen worden, er ist selbst Mitglied des Vorstandes. Reichardt setzte sich am Sonntag bei einer Wahlversammlung im Ballenstedter Ortsteil Badeborn unter drei Kandidaten durch und erhielt 142 Stimmen, auf seine Gegenkandidaten entfielen 102 und 19 Stimmen. Der Vorstellung der Kandidaten und den Wahlgängen waren viereinhalb Stunden Abstimmungen über die Formalien vorausgegangen.

In seiner Vorstellungsrede sagte Reichardt, er habe zehn Jahre bei der Bundeswehr gearbeitet, anschließend habe er Pädagogik studiert, heute sei er leitender Angestellter in der Bau- und Sicherheitsbranche. Seit 2015 sei er in der AfD aktiv.

Bundesweit wolle er Akzente setzen, eine kräftige Stimme sein für die, die schon lange keine Stimme mehr hätten und durch die Agenda 2010 und Hartz IV an den Rand gedrängt worden seien. Über die "soziale Frage" solle die AfD zur Volkspartei werden. Er appellierte zugleich an die Anwesenden, "die Animositäten von gestern" sein zu lassen. In seiner Jugend sei er bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, gewesen, habe sich später bei den Republikanern engagiert.

Vor der Wahl der Landesliste gab es lange Abstimmungen über die Formalien. Erst am Nachmittag waren Versammlungsleitung, Zählkommission und Vertrauenspersonen gewählt sowie die Formalien für das Vorstellungs- und Wahlverfahren der Kandidaten für den Bundestag festgelegt. Insgesamt wollten die gut 260 Wahlberechtigten eine Liste mit 15 Kandidaten bestimmen.

Zeitweise hatte es große Unruhe im Saal gegeben. Der Versammlungsleiter ließ verteilte Zettel einsammeln, sie seien unerlaubte Wahlwerbung in dem Versammlungsraum. Er ermahnte die AfD-Mitglieder wiederholt zur Disziplin, man möge sich nicht gegenseitig mit Papier bewerfen oder sich beleidigen. Zuvor hatte Landes- und Fraktionschef André Poggenburg vom Schicksalsjahr 2017 gesprochen und die Anwesenden auf einen erfolgreichen Wahlkampf eingeschworen. "Wir werden wieder einmal in ein weiteres Parlament einziehen", zeigte er sich überzeugt.

Lange und teils laute Debatten gab es über Pflichtfragen, die den Kandidaten vor der Listenwahl gestellt werden sollten. Der Vorschlag zu Auskünften über die Mitgliedschaft in speziellen Chats, in denen verschiedene Flügel übereinander schreiben, wurde verworfen. Die Chats verfeindeter Lager innerhalb der AfD hatten schon am Samstag für Tumulte gesorgt. Die anwesenden Parteimitglieder konnten sich aber einigen auf die Pflichtfrage, ob die Kandidaten als Mitglieder des Bundestags monatlich Geld an den Landesverband überweisen und wenn ja, wie viel. In der Landtagsfraktion gab es wiederholt Debatten darüber, dass nicht alle Abgeordneten die Gelder an die Partei abführen.