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Trabi und Pionier: N'Ostalgie Museum nun in Leipzig

Auf gut 300 Quadratmetern kann man sich ein wenig fühlen wie in der DDR. Ein Museum beherbergt Tausende Gegenstände aus dem Alltag im sozialistischen Osten - es ist jetzt nach Leipzig umgezogen.

13.07.2016, 08:12

Leipzig (dpa/sn) - Ein blau-weißer Trabi, die Praktica-Kamera und Pionier-Puppen sind drei von 30 000. So viele Exponate aus dem DDR-Alltag zeigt das N'Ostalgie Museum. Seit 1999 gibt es diese private Sammlung, die nach Angaben der Betreiber das drittgrößte DDR-Museum Deutschlands ist. Nun ist sie zum zweiten Mal komplett umgezogen. Am Samstag (14.00 Uhr) öffnen sich die Türen zu den neuen Räumen nahe der Nikolaikirche in Leipzig. Auf 300 Quadratmetern können die Besucher auf 40 Jahre DDR-Alltag (rück)blicken.

Mein Großvater hat das Museum 1999 in Brandenburg an der Havel gegründet, berichtet Nancy Häger, während sie noch im neuen Domizil werkelt. Hans Häger hatte nach 1989 zunächst im eigenen Keller allerhand Alltagsgegenstände aus der DDR gesammelt. Schließlich breitete er sich auf weitere Kellerabteile im Haus aus. Doch dann musste das Haus einem Einkaufszentrum weichen - und in dem Neubau, der den Mietern angeboten wurde, gab es keine Keller mehr.

Die Stadt Brandenburg/Havel bot ein Ausweichquartier an. Somit konnte die Sammlung auch öffentlich gezeigt werden. Leider waren die Räume nicht besonders gut gelegen, erinnert sich Nancy Häger, gelernte Kauffrau für Bürokommunikation. Schließlich zog die Sammlung auf einen Ausflugshof vor den Toren Brandenburgs um - und nun nach Sachsen, weil Häger in Leipzig lebt. Sie hat das Museum vom Großvater übernommen.

Das N'Ostalgie Museum zeigt etwa Kinderspielzeug, Uhren, Haushaltsgeräte und Original-Backmischungen - aber auch Mopeds und Autos und ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer. Ein Extraraum ist Uniformen und Ehrenzeichen vorbehalten. Wir werden nicht viel zu den Ausstellungsstücken aufschreiben, vielmehr sollen die Besucher erzählen, was sie mit den Gegenständen erlebt haben, schildert die junge Museumschefin. Diejenigen, die nicht in der DDR gelebt haben, sind eingeladen, sich dem Alltag im real existierenden Sozialismus zu nähern.

In ihrem Museum bietet Häger auch ein kleines Café an. Im Herbst soll es möglich sein, sich die legendäre Schwalbe auszuleihen, das Zweirad vom Hersteller Simson aus Suhl. Wir wollen dann Pauschaltouren offerieren oder die Fahrzeuge auch stundenweise für individuelle Rundfahrten verleihen. Sie empfindet die zentrale Lage in der Innenstadt von Leipzig nahe der Nikolaikirche als Glücksfall. So werden sicher auch Touristen auf uns aufmerksam, die sich in Leipzig aufhalten.

In der Messestadt gibt es mit dem Museum in der Runden Ecke zur Geschichte der Stasi und dem Zeitgeschichtlichen Forum schon seit längerem zwei Institutionen, die sich dem Thema DDR aus anderen Blickwinkeln annehmen. Unweit des neuen Museums hat seit Jahren ein Ostprodukte-Shop sein Domizil. In den Regalen liegen unter anderem Schlagersüßtafeln, Elsterglanz-Polierpaste, Rotkäppchen-Sekt und Mona-Kaffee.

DDR-Alltags-Museen gibt es zum Beispiel auch in Berlin und im sächsischen Radebeul. Letzteres kämpft derzeit ums Überleben: Sein Leiter Hans-Joachim Stephan hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass das Haus Insolvenz anmelden musste. Bis Oktober ist noch Zeit, um mit neuer Struktur einen Neuanfang zu machen.

N'Ostalgie Museum