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Verbände: Weitere 20 000 Wohnungen sollen weg

Von Wohnungsknappheit ist in Sachsen-Anhalt wenig zu spüren. Die Mieter erfreut es, doch Wohnungsbesitzer haben mit Leerstand zu kämpfen.

25.05.2016, 13:38

Magdeburg (dpa/sa) - Die kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen in Sachsen-Anhalt wollen in den kommenden Jahren etwa 20 000 nicht sanierte Wohnungen abreißen. Betroffen seien vor allem ländliche Regionen, in denen es auch nur wenige Arbeitsplätze gebe, teilten der Verband der Wohnungswirtschaft und Verband der Wohnungsgenossenschaften am Mittwoch mit. Seit dem Jahr 2000 seien bereits 85 000 Wohnungen vom Markt genommen worden.

Trotzdem leiden die Anbieter unter der zurückgehenden Nachfrage. Die Leerstandsquote habe bei den Genossenschaften zuletzt bei 8,9 Prozent gelegen, bei den kommunalen Wohnungsgesellschaften sogar bei 14,1 Prozent. Ende vergangenen Jahres standen rund 37 100 Wohnungen leer, vor zehn Jahren waren es fast doppelt soviel. Die knapp 200 Firmen in den Verbänden haben rund 340 000 Wohnungen mit zusammen etwa 650 000 Mietern. Das sind mehr als 40 Prozent aller Mietwohnungen im Land.

Eine größere Entlastung für die Wohnungswirtschaft durch die hohe Zahl von Flüchtlingen vergangenes Jahr gab es nicht. Es seien in den Wohnungen etwa 5000 Flüchtlinge untergebracht worden, zudem gebe es auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes freie Kapazitäten. Bei uns muss niemand in Zelten schlafen, sagte der Chef des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften, Ronald Meißner.

Der Chef des Verbandes der Wohnungswirtschaft, Jost Riecke, sagte, Sachsen-Anhalt werde dauerhaft Bürger verlieren. Es gebe zwar weniger Abwanderung, allerdings liege die Geburtenzahl unter der Zahl der Sterbefälle. Er schätze zudem, dass viele der im vergangenen Jahr zunächst registrierten Flüchtlinge inzwischen weitergezogen seien, etwa in Ballungsräume oder in andere europäische Staaten.

Die von Abriss betroffenen Wohnungen der Verbände liegen oftmals in Plattenbauten und sind teils seit den 1990er Jahren nicht richtig saniert worden. Wenn sich das in den vergangenen Jahren nicht gelohnt habe, seien auch künftig keine Investitionen zu erwarten. Abriss wird es immer geben, sagte Meißner. Das besondere sei im Land aber, dass hier wegen der sinkenden Nachfrage abgerissen werde und weniger, um neuen Bauprojekten Platz zu machen.

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage hat auch direkte Folgen für die Mieter. Die durchschnittliche Miete in den Wohnungen der beiden Verbände liegt bei 4,74 Euro pro Quadratmeter - 1,9 Prozent höher als im Vorjahr. Damit seien die Durchschnittmieten weiterhin so niedrig wie in keinem anderen Bundesland, hieß es. Die Wohnungsunternehmen können die vergleichsweise niedrigen Einnahmen derzeit unter anderem durch die rekordniedrigen Zinsen bewältigen, erläuterten die Verbände.