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Schlossfestspiele Traumrolle Bösewicht

Till Bleckwedel wirkt als Solist bei der Festspiel-Oper "Der Freischütz" in Wernigerode mit.

Von Ivonne Sielaff 06.08.2016, 01:01

Wernigerode l Till Bleckwedel ist der Bösewicht der diesjährigen Festspiel-Oper. In „Der Freischütz“ mimt er den finsteren Kaspar, der die Liebenden Max und Agathe mit einer Intrige ins Verderben stürzen will. Aber keine Angst! Im wahren Leben ist der gebürtige Bremer weder intrigant noch böse. „Mir war schon früh klar, dass ich auf die Bühne muss“, sagt der 37-Jährige. Es habe ihn mit Macht dort hingezogen, trotz aller Widrigkeiten. Denn „Nein“ habe er zu Beginn seiner Karriere oft gehört. Bevor er die Musik für sich entdeckte, begeisterte er sich für die Schauspielerei. Bei Opernproduktionen kann er beide Leidenschaften kombinieren.

„Wie es angefangen hat? Ich habe im Schulchor gesungen, später Gesangsunterricht genommen, bin schnell besser geworden“, erinnert er sich. Die Bach-Akademie habe für ein Nachwuchsprojekt junge Musiker gesucht. „Entgegen meiner Erwartungen bin ich angenommen worden. Da hat es Klick gemacht.“

Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, Musikpreise, Engagements an der Staatsoper Hannover, der Oper Lübeck und beim Schwetzinger Mozartfestival folgten. „Es ist schön, Bestätigung im Beruf zu erfahren“, sagt Till Bleckwedel. Noch wichtiger sei ihm, dass er mit dem, was er tut, etwas Gutes hinterlässt. „Dass die Zuschauer nach einem Stück berührt oder angeregt sind, dass ich sie auf positive Art beeinflusst habe.“

Als Kaspar will Till Bleckwedel nun das Wernigeröder Opern-Publikum bewegen. Mit der Rolle erfüllt sich für den Sänger übrigens ein lang gehegter Wunsch. „Der Kaspar ist eine meiner Traumrollen, er spukt seit Jahren in meinem Kopf herum.“ Es sei keine leichte Rolle, gibt er zu bedenken. „Und es hat lange gedauert, bis ich mich sängerisch in der Lage sah, diese Rolle zu stemmen.“

Um den Kaspar überzeugend zu verkörpern, müsse er an dessen Abgründe heran. „Ich frage mich: Warum handelt er so? Wie würde ich handeln? Was müsste passieren, dass ich so sehr von Hass erfüllt wäre, dass ich mich so sehr von Hass leiten lassen würde?“ Gleichzeitig habe die Rolle für ihn etwas Befreiendes. „Ich versuche immer, meine eigenen Dämonen in Schach zu halten, als Kaspar kann ich sie rauslassen.“ Eigene Dämonen? Also doch ein bisschen böse? Till Bleckwedel lacht. „Nein. Aber wir haben doch alle schon Filme gesehen, in denen der Hauptdarsteller ein Zimmer kaputt haut, und haben uns dabei insgeheim gewünscht, es ihm gleichzutun, einmal nichts zurückzuhalten, ohne Rücksicht auf Verluste.“ Auf der Bühne könne er das ausleben. „Und das macht mir riesigen Spaß.“

Die Premiere findet am 12.  August um 19.30 Uhr statt, weitere Vorstellungen am 13., 19., 20., 26., und 27. August um 19.30 Uhr sowie am 28. August um 15 Uhr