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Spengler in der Schlacht: Wie ein Kartrennen

Von Wolfgang André Schmitz & Stephan Heublein 29.06.2009, 08:25

Mit einem weiteren zweiten Platz brachte sich Bruno Spengler in Schlagdistanz zu Tabellenführer Timo Scheider. Im Rennen besiegte er ihn schon jetzt.

36 von 40 möglichen Norisring-Punkten aus den letzten vier Jahren: Auch wenn Bruno Spengler einen möglichen Sieg heute vier Runden vor Schluss durch einen Verbremser in der Grundigkehre verspielte, liest sich die Bilanz des Kanadiers in Nürnberg eindrucksvoll. Unter den Neuwagenpiloten bildete Spengler heute die unangefochtene Mercedes-Speerspitze - musste sich jedoch wie schon im vergangenen Jahr Jamie Green im 2008er-Mercedes geschlagen geben. "Ich bin zufrieden. Ich bin von Platz drei gestartet und Zweiter, und das obwohl das Überholen hier zwar möglich, aber sehr schwierig ist", bewertet Spengler das Rennen dennoch positiv.

Erinnerung an alte Zeiten

Gegenüber Motorsport-Magazin.com betont er sowohl den Spaß- als auch den Schwierigkeitsfaktor des Rennens. "Das war heute ein bisschen wie ein Gokart-Rennen mit all dem späten Bremsen, dem Verbremsen und den engen Kämpfen. Nur in Hockenheim 2006 gab es für mich ein ähnliches Rennen. Dort bin ich schlecht gestartet, auf Platz vier zurückgefallen und habe mich dann wieder mit vielen Überholmanöver ganz nach vorne gekämpft", blickt Spengler zurück, der sich heute jedoch noch größeren Herausforderungen ausgesetzt sah: "Es ist schwierig, die richtigen Linien zu wählen und die Gegner zu beobachten. Es war einfach ein toller Sport, den wir heute gezeigt haben."

Die Leistung des Teams hebt Spengler lobend hervor. "Mein Renningenieur hat mir eine gute Strategie erarbeitet. Durch den langen ersten Stint habe ich viel Zeit gutgemacht", blickt der Vizechampion von 2006 und 2007 zurück. Ebenso wie am gesamten Rennwochenende sei die Performance der aktuellen C-Klasse über alle Zweifel erhaben gewesen. So kam Spengler mehr als nur einmal in Schlagdistanz zum Pole-Inhaber. Insbesondere die letzten Runden hatten es auch für den HWA-Piloten in sich: "Timo hat seine Position sehr hart verteidigt, aber das ist normal. Er hat oft aggressiv die Tür für mich zugemacht. Mit viel Druck konnte ich Timo dann trotzdem überholen."

Sicher durch die Materialschlacht

Doch die Freude über die Führungsposition war für Spengler nicht von langer Dauer. Schon einen Kilometer später musste er die Konkurrenz wieder passieren lassen. "Dann musste ich auf der Geraden aber Kampflinie gegen Timo fahren, ich war sehr schnell unterwegs und gezwungen, innen auf der dreckigen Linie bremsen. So bin ich mit blockierenden Rädern zu weit nach außen geraten. Daher konnte mich Timo wieder überholen", berichtet Spengler, der fortan auch mit einer lädierten C-Klasse zu kämpfen gehabt habe. "Timo hat mich dabei etwas berührt, so dass mein Lenkrad anschließend etwas schief stand. Auch Jamie hat mich somit überholt."

Dass er in der Schlussphase des Rennens überhaupt noch einmal angreifen konnte, führt Spengler auf eine kluge Einteilung der Fahrzeugressourcen zurück. "Es ist hier sehr heiß und sehr beanspruchend für die Bremsen. Man muss sich die Bremsen gerade zur Mitte des Rennens einteilen und darf nicht nur auf Attacke fahren. Auch auf die Reifen musste ich während der langen Stints achten", erläutert der neue Meisterschaftszweite, der in Zandvoort ungleich mehr Gegenwind verspüren dürfte: Die Holland-Bilanz des Kanadiers fällt ungleich bescheidener aus als jene auf dem Norisring...