1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Countdown EuroSpeedway Lausitz: Ein Jahr danach

Countdown EuroSpeedway Lausitz: Ein Jahr danach

Von Wolfgang André Schmitz 16.05.2008, 06:25

Ein Jahr nach dem Lausitzer Safety-Car-Chaos kehrt die DTM zurück auf den EuroSpeedway. Beim kommenden Saisonlauf soll alles anders sein...

Vor allem finanziell hatte es der EuroSpeedway seit seiner Eröffnung im Jahr 2000 nie leicht - hinzu kamen sportliche Schicksalsschläge. Auch die DTM blickt auf eine wechselvolle Geschichte auf dem Lausitzring zurück: Auf einen Rennabbruch 2000 wegen allzu starker Regenfälle waren 2003 schwere Unfälle der Abt-Audi-Piloten im erstmals befahrenen "Turn 1" gefolgt, der die Reifen überfordert hatte. Das Safety-Car-Chaos der vergangenen Saison bildete den vorläufigen Höhepunkt...

Neue Rennleitung - neues Glück

Wild gewordene Boxenampeln, ein sich falsch einfädelndes Safety-Car, beliebig durcheinander gewürfelte Fahrzeuge - schließlich lange Untersuchungen des DMSB und halbierte Punkte für die Lausitzränge: Die frühere Rennleitung um Roland Bruynseraede, ohnehin bereits wegen einer eigenwilligen Vergabe von Durchfahrtsstrafen in der Kritik, bezahlte den dritten Saisonlauf 2007 mit ihren Posten. Ein Jahr später haben sich die neuen Sportkommissare um Rennleiter Sven Stoppe die Anerkennung der Piloten erarbeitet:

"Die Rennleitung hat in letzter wieder sehr konsequent durchgegriffen. Die zuletzt vergebenen Strafen sind förderlich - alle sind mit einem gemäßigten Ehrgeiz unterwegs. Die neue Rennleitung leistet eine gute Arbeit mit dem nötigen Augenmaß", glaubt Martin Tomczyk an ein weiterhin souveränes Agieren der Rennleitung. Eine umgebaute Boxeneinfahrt soll ab diesem Jahr im Fall von Safety-Car-Phasen die Chaos-Gefahr begrenzen: Anders als zuvor ist nun der Weg über die Start- und Zielgeraden die schnellere Variante als ein Durchqueren der Boxengasse...

Bekannter Kurs

Vorausgegangenen war bereits im letzten Jahr ein weiterer Streckenumbau. Die zuvor flüssige Links-/Rechts-Passage nach Start und Ziel wurde mithilfe spitzerer Winkel und "Ludwig-Tellern" in ein Nadelöhr verwandelt, das neue Überholmöglichkeiten schaffte sollte. "Dahinter steckt die Idee einer Bremskurve, um besser überholen zu können. In der Rennsituation ist das ganz okay, beim Start aber ist der Gedankengang sehr theoretisch und die Linienführung atypisch", zeigt sich Tim Scheider jedoch nur mäßig begeistert, "fahren zwei oder drei Autos nebeneinander, sind die Randsteine einfach nicht mehr sichtbar, man landet schnell auf der Wiese. Das sollte eigentlich nicht der Sinn sein."

Abgesehen von der ersten Kurve kann sich der Meisterschaftsführende mit dem rund 3,4 Kilometer langen Kurs jedoch gut arrangieren. "Ich finde den Verlauf sehr harmonisch", lobt der Audi-Pilot, "der EuroSpeedway hat alles, was eine Rennstrecke braucht. Schnelle Kurven zu Beginn, wo es auf die Aerodynamik ankommt, sehr langsame Stellen im hinteren Teil der Strecke, wo es um mechanische Traktion geht, und eine sehr lange Gerade, auf der Windschattenspiele möglich sind."

Die vielseitige Streckencharakteristik macht Prognosen seit jeher schwierig - sowohl der aerodynamisch brillante Audi A4 als auch die traktions- und topspeedstarke Mercedes C-Klasse können in Klettwitz ihre Stärken ausspielen. "Ob diese Vorteile von Mercedes ausreichen, den Rückstand in den aerodynamisch anspruchsvolleren Kurven aufzuwiegen, bleibt abzuwarten.", zeigt sich adrivo.com DTM-Experte Manuel Reuter skeptisch - spektischer zumindest als der Mercedes-Sportchef.

Neues Kräfteverhältnis?

"Der EuroSpeedway war bisher eine sehr erfolgreiche Strecke für uns, wenn nicht sogar die erfolgreichste", verweist Norbert Haug auf die lange Liste von Erfolgen, die 2001 mit dem Sieg Peter Dumbrecks im Mercedes CLK begannen und sich bis zu Mika Häkkinens letztjährigem Sieg fortsetzten. Von der Mercedes-Dominanz des vergangen Jahres wagt Haug allerdings nicht zu träumen: "In diesem Jahr wird es viel enger zugehen - und ich sehe keinen Grund, warum Audi nicht stark sein sollte."

Für die Stuttgarter erschwerend hinzu kommen die Verschiebungen in der Gewichtstabelle. Ebenso wie in Oschersleben präsentiert sich die aktuelle Mercedes C-Klasse nach ihrem ersten Sieg in Mugello nur um zehn Kilogramm leichter als der Audi A4 des aktuellen Jahrgangs. Ein Schicksal, mit dem sich Haug abfinden kann - sieht er Vorentscheidungen im Titelkampf doch noch außer Sichtweite: "Wenn derjenige, der jetzt Siebter ist, Zweiter wird und der Tabellenführer keine Punkte holt, wechseln die beiden Piloten schon die Plätze..."