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Streitthema Kollision: Comeback der Durchfahrtsstrafe

Von Wolfgang André Schmitz & Fabian Schneider 21.04.2008, 06:25

Lange war es ruhig um das Thema Durchfahrtsstrafe - doch seit heute diskutieren die Piloten wieder mit alter Leidenschaft...

Mit dem Debüt der neuen Rennleitung in Brands Hatch 2007 schien die Gattung der Durchfahrtsstrafe bereits vom Aussterben bedroht. Die einst allgegenwärtigen Diskussionen um Sinn und Unsinn einer vergebenen Drive-through-Penalty waren Vergangenheit. Zehn Monate später steht fest: Es gibt sie tatsächlich noch - die bedrohliche schwarze Boxentafel mit roter "Drive through"-Aufschrift...

Erste Opfer waren heute nach ihren Frühstarts Tom Kristensen und Bernd Schneider. Doch während sich der Rekordchampion laut Norbert Haug zu Unrecht eines Jump Starts beschuldigt fühlte, räumte der siebenfache Le-Mans-Champion freimütig ein: "Was passiert ist, war zu 100 Prozent mein Fehler - das war ein Problem, das ich noch nie hatte. Mir sind leider Handbremse und Kupplung gerutscht." So konnte der Däne auch nichts gegen die Bestrafung einwenden, die ihm die früh erworbene Führung sogleich wieder nahm. Doch nicht über alle Strafen herrschte Einigkeit...

Einsicht bei Jarvis

Auch Oliver Jarvis musste der Boxengasse einen unfreiwilligen Besuch abstatten, nachdem er während seiner Aufholjagd Markenkollege Christijan Albers umgedreht hatte. "Das kann passieren. Das erste Mal war okay, die zweite Berührung war ein bisschen zu viel. Er hat sich gleich entschuldigt und gesagt, dass er ein bisschen übermütig war", berichtet Albers gegenüber der adrivo Sportpresse, "ich hoffe, dass er beim nächsten Mal besser aufpasst, denn es ist nicht gut, wenn sich die Audis gegenseitig umdrehen."

Ähnlich sah das Friendly Fire auch Jarvis selbst: "Ich habe mich bei ihm dafür entschuldigt. Ich habe eine Durchfahrtsstrafe bekommen, was durchaus eine richtige Entscheidung der Rennleitung war." Dennoch glaubte er nicht alle Vorfälle mit gleichem Maß bewertet. Die Schuld am Startcrash zwischen ihm und Jamie Green sah er eindeutig bei dem Mercedes-Piloten: "Ich fuhr problemlos durch die erste Linkskurve, und als ich nach rechts lenkte, bekam ich einen Schlag von hinten. Ich habe erst später gesehen, dass Jamie Green hinter mir war. Ich war überrascht, dass Green keine Strafe bekommen hat."

Green selbst sah sich - ebenso wie Sportchef Norbert Haug sowie die meisten Beobachter - jedoch bereits durch die Folgen des Unfalls genug bestraft. "In der ersten Kurve hatte ich eine Berührung mit Jarvis, die mich zurückgeworfen und Teile gekostet hat. Deshalb war ich auch langsamer als meine Teamkollegen", entschuldigt der Brite seine heute eher mäßige Performance, "allerdings steckte ich auch im Verkehr und hatte heute keine Chance, wirklich gute Rundenzeiten zu fahren." Doch nicht nur auf der eigentlichen Strecke ging es heiß her...

Unverständnis bei Paffett

Für Verwunderung sorgte auch Gary Paffett, als er sich in der Boxengasse zwischen die beiden Audi-Jahreswagenpiloten Mike Rockenfeller und Alexandre Prémat quetschte - und nach der Berührung mit dem Franzosen eine Durchfahrtsstrafe erhielt. Prémat selbst sah keine Chance, die leichte Kollision zu verhindern: "Meine Boxencrew hatte einen guten Job gemacht, mein Stopp war schneller als Garys. Dann war ich in der Boxengasse, Gary bog jedoch sehr schnell und aggressiv ein. Ich war gezwungen zu bremsen, denn sonst wäre der Crash noch härter ausgefallen." Was Paffett naturgemäß anders bewertete...

Schon allein Paffetts Verwechslung zwischen Prémat und Rockenfeller zeigt, dass der Brite selbst kaum etwas vom Geschehen in der Boxengasse sehen konnte - und blind auf seine Boxenmannschaft vertrauen musste: "Die Boxencrew hatte mich angewiesen mich wieder in die Boxengasse einzufädeln. Rockenfeller hatte einen schnelleren Stopp als ich und mich dann am Heck getroffen. Ich konnte ihn einfach nicht sehen. Ich verstehe nicht, wieso er nicht gebremst hat und mir einfach draufgefahren ist." Dennoch herrschte über die Richtigkeit von Paffetts Strafe weit gehende Einigkeit - auch wenn der Brite nicht für eigene Fehler den Helm hinhalten musste...

Zu guter Letzt erhielt auch Katherine Legge eine der berüchtigten Drive-through-Penaltys. Aus Sicht der Rennleitung hatte die später überrundete Britin die blauen Flaggen allzu lange missachtet. Immerhin erging es ihr besser als im vergangenen Jahr ihrer direkten Vorgängerin Vanina Ickx: Sie verunfallte damals bei einem Überrundungsversuch von Jamie Green - der für den Briten wiederum eine umstrittene Durchfahrtsstrafe nach sich zog...