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Schneider realistisch: Es wird immer Stallorder geben

Von Wolfgang André Schmitz 03.10.2007, 09:45

Nach unzähligen Jahren im DTM-Mercedes zeigt sich Bernd Schneider nicht als prinzipieller Gegner der Stallorder. Er präsentiert sich als Realist...

"Let Michael pass for the championchip!" Es war eine kurze Anweisung zu Ungunsten des führenden Wasserträgers Rubens Barrichello, der beim Formel-1-Grand-Prix von Österreich 2002 die Teampolitik Ferraris demonstrierte - und die Scuderia ebenso wie Michael Schumacher einige Sympathien kostete. Wenig später wurde die Stallorder im F1-Reglement unter Strafe gestellt. Dass die ungeliebten Funkanweisungen hierdurch aus der Formel 1 verbannt wurden, glauben selbst naive Zeitgenossen nicht. Das leidige Thema Stallorder ist aus dem Motorsport nicht wegzudenken - auch nicht aus der DTM...

"Wir haben uns zuvor mit Martin, Eki und Tom zusammengesetzt und lange über solche Szenarien gesprochen. Deswegen brauchten wir keine Anweisungen - wir haben das unter uns ausgemacht", spricht Alexandre Prémat uns gegenüber über die Szene des Zandvoort-Rennens, als er seinen ersten Sieg widerstandslos an Titelkandidat Martin Tomczyk übergab. Doch so ehrenwert die Worte des Franzosen sein mögen: Widersprüchliche Statements bei Audi zur (Un-)Freiwilligkeit des Positionstauschs trugen nicht dazu bei, die Enttäuschung vieler Zuschauer über das Fahrzeugrücken an der Spitze zu lindern.

"Wenn man ein Team von zehn Fahrern hat, wird es immer Stallorder geben. Die Frage ist: Wann macht Stallorder Sinn, wann ist sie überflüssig?", gibt sich Bernd Schneider im Gespräch mit der adrivo Sportpresse realistisch. Zu oft erlebte es der Saarländer insbesondere in Zeiten der alten DTM selbst, wie auch bei Mercedes vor dem Zieleinlauf eifrig Plätze getauscht wurden. Doch legt er Wert auf die Feststellung: "Im letzten Jahr gab es keine Stallorder zu meinen Gunsten, niemand ist für mich vom Gas gegangen, da man bei Mercedes der Meinung war, dass Stallorder zum Titelgewinn nicht nötig ist."

Zu den verbitterten Gegnern der Stallregie zählt sich der fünffache DTM-Champion keineswegs. "Sinn macht sie, wenn man alles dafür tun muss, um noch Meister zu werden", wägt der HWA-Routinier ab, sah diesen Fall in Zandvoort jedoch nicht als gegeben, "so dominant wie Audi in Zandvoort und zuvor in Mugello war, konnten die Zuschauer diese Entscheidung nicht verstehen. Sollten aber die gewonnenen zwei Punkte für Tomczyk in Hockenheim Ausschlag gebend sein, werden sie sagen: Gott sei Dank haben wir so entschieden." Nach den jüngsten Nullrunden für Martin Tomczyk und Mattias Ekström wäre jene Danksagung gar nicht so unwahrscheinlich...