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Mercedes am Nürburgring: Die schwäbische Aufholjagd

Von Stephan Heublein 03.09.2007, 09:40

Der erste Matchball ist abgewehrt. Einfacher ist die Lage aber nicht geworden.

Die Strategie war perfekt. Bruno Spengler war immer allein auf der Strecke, hatte freie Fahrt. Seine Rundenzeiten waren konstant gut und er hat das Beste herausgeholt. So klingt die Bilanz eines Siegers. Doch halt: Spengler wurde nur Zweiter - hinter Martin Tomczyks Audi. Wie ist das möglich?

"Martin war über die Distanz einen Tick schneller als ich, aber mein Problem war, dass ich anfangs im Verkehr steckte", lüftet Spengler das Geheimnis. Ausgerechnet Tom Kristensen hielt Spengler und den Rest der Mercedesflotte lange auf. Da konnte Tomczyk den entscheidenden Vorsprung herausfahren. "Als ich Tom überholt habe, war Martin schon weit weg - diesen Rückstand habe ich später nicht mehr aufholen können."

Der Kristensen des Sternenreiches machte seine Arbeit nicht so gut. "Eine der Schlüsselszenen war, dass unser Hauptrivale Ekström mich überholen konnte", gestand Jamie Green kleinlaut. "Das war sehr enttäuschend für mich und das Team im Besonderen." Er habe keine gute Arbeit abgeliefert. So kam Ekström an ihm vorbei, passierte seinen Markenkollegen Scheider per Stallorder und fuhr noch auf das Podium. Sonst hätte Bruno Spengler noch mehr Punkte auf den Tabellenführer gutmachen können.

Herrscht also Enttäuschung im Mercedes-Lager vor? "Frust habe ich nie", sagt Norbert Haug. "Das ist ein sportlicher Kampf, der so ausgeht, wie er ausgeht." Den Rückstand auf Audi erklärt der Sportchef schnell und nicht ohne Hintergedanken: "Jeder weiß, wo die Punkte liegen geblieben sind." Nämlich bei Spenglers Bestrafung im ersten Rennen in Hockenheim und dem Stallregierennen von Zandvoort. Ein bisschen Frust kennt er also schon - oder wenigstens ein gutes Erinnerungsvermögen für ebenso negative wie entscheidende Momente.

Noch ist die Meisterschaft nicht vorbei. Denn Haug mag keinen Frust kennen, dafür aber auch keine Aufgabe. "Es gibt noch zwei Rennen, da greifen wir an." Spengler sieht das genauso. "Jetzt herrscht Gleichstand im Gewicht, und in der Meisterschaft sind zehn Punkte in zwei Rennen durchaus aufzuholen." Die perfekte Strategie, die freien Runden und die konstanten Rundenzeiten sind schon einmal da.