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FCM kontra Halberstadt David will Goliath ärgern

21.02.2015, 01:18

Derby-Zeit in der Fußball-Regionalliga: Gleich im ersten Spiel 2015 erwartet der 1. FC Magdeburg Germania Halberstadt (So. 14.05 Uhr/live im MDR). Die Volksstimme-Redakteure Klaus Renner und Uwe Tiedemann sprachen im Verlagshaus mit den beiden Fußball-Lehrern Jens Härtel und Henri Fuchs.

Volksstimme: Wie groß ist die Vorfreude auf das Derby?
Jens Härtel: Nach der langen Vorbereitung sind wir natürlich froh, dass es endlich losgeht. Und ein solches Derby, in dem der Tabellenstand nur halb so viel zählt, ist immer etwas Besonderes. Nicht zuletzt wegen der Atmosphäre. Ich hoffe auf 8000 bis 10 000 Zuschauer.
Henri Fuchs: Ich kenne meine Mannschaft zwar erst seit sieben Wochen, weiß aber, dass sie sich riesig auf das Derby freut. Auch deswegen, weil wir uns gegen die Spitzenteams der Liga leichter tun als gegen die weiter unten plazierten Mannschaften. Wir haben gegen Zwickau, Nordhausen und den FCM immerhin sieben Punkte geholt. Trotzdem gehen wir mit Demut in die Partie, denn unterm Strich können wir uns mit Magdeburg nicht messen.

Wie lautet die Zielsetzung?
Härtel: Wir spielen zu Hause, haben uns vorgenommen, den Rückstand zur Spitze weiter zu verringern - also drei Punkte.
Fuchs: Wir wollen, Magdeburg muss gewinnen.

Wie bewerten Sie den Umstand, dass in den letzten acht Monaten gleich fünf ehemalige FCM-Spieler zu Germania gewechselt sind?
Härtel: Das ist mit Sicherheit kein Vorteil für uns.
Fuchs: Das kann sich für uns positiv auswirken. Andererseits besteht immer die Gefahr, dass gerade diese Spieler übermotiviert sind.

Sorgt das unerwartete 4:2 für Germania im Hinspiel zusätzlich für Zündstoff?
Härtel: Zumindest sind wir gewarnt, und das Ergebnis unterstreicht einmal mehr, dass an einem guten Tag jeder jeden in dieser Klasse schlagen kann. Ich habe mir gerade noch einmal einige Szenen vom August 2014 angeschaut und festgestellt, dass wir richtig schlecht waren.
Fuchs: Das ist Geschichte, und zu dem Zeitpunkt war ich auch noch nicht hier. Ich habe mir nur sagen lassen, dass Halberstadt an diesem Tag vieles richtig gemacht hat, vor allem in der zweiten Halbzeit.

Wie sieht Ihre Taktik für das Derby aus?
Härtel: So viele Geheimnisse gibt es sicherlich nicht. Wir wollen auf jeden Fall das Spiel dominieren. Um aber konkret zu sagen, wer nun in der Anfangsformation steht oder wie die Grundordnung aussieht, ist das hier der falsche Ort.
Fuchs: Sehe ich genauso. Auch ich lasse mir da nicht in die Karten schauen.

Wer fällt für Sonntag aus?
Härtel: Niklas Brandt und Matthias Steinborn, der zwar wieder mittrainiert, aber noch nicht so weit ist.
Fuchs: Unser Neuzugang Damian Paszlinski, der sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hat.

Wie lautet Ihr Tipp?
Härtel: Ich tippe nicht.
Fuchs: 1:1.

Sie sind ja aufgrund Ihrer Vita sowohl als Spieler als auch als Trainer Insider des kränkelnden Ostfußballs. Welchen Stellenwert besitzt er noch?
Härtel: Ohne Investor hat es jeder schwer. Insofern spiegelt der momentane Stand die Situation richtig wider. RB Leipzig verfügt über einen entsprechenden Geldgeber. Deswegen ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie in die erste Liga aufsteigen. Natürlich kann man auch mit guter Arbeit eine Menge erreichen - siehe Erfurt oder Aue. Aber ob die Erfolge von Dauer sind, ist zu bezweifeln.
Fuchs: Was RB anbetrifft, kann ich nur sagen: Das tut dem Osten richtig gut. Ich hoffe sehr, dass sie es schaffen. Vielleicht noch in dieser Saison. Ansonsten ist es mitunter traurig, was so alles passiert. Gerade bei meinem Stammverein Hansa Rostock sind einige Dinge grenzwertig.

Was ist denn mit Magdeburg bzw. Halberstadt möglich?
Härtel: Mit dem FCM in die dritte Liga aufzusteigen und dann bei den klassischen Ostduellen mitzumischen, wäre natürlich ein Traum.
Fuchs: Ich traue es euch auf jeden Fall zu. Umfeld und In-frastruktur sind so gut, dass ihr es packen könnt. Was Germania anbetrifft, wollen wir so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke erreichen und uns dann neue Ziele setzen. Für mich ist das nächste halbe Jahr ein Lehrjahr, nachdem ich vier Jahre als Co-Trainer gearbeitet habe und nun als Chef meine eigenen Vorstellungen umsetzen kann.

Es heißt ja oft, Trainer arbeiten 24 Stunden am Tag. Wie gelingt es Ihnen, trotzdem abzuschalten?
Härtel: Man muss zwischen Anspannung und Entspannung die nötige Balance finden. Das geht am besten in der Familie. Diese Auszeiten muss man sich nehmen. Oder auch mal das Handy abschalten. Wenn ich mir anschaue, welche Spuren die letzten zwei Jahre bei Alexander Zorniger (wurde bei RB Leipzig entlassen/d. Red.) hinterlassen haben, ist das schon Wahnsinn.
Fuchs: Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung, von der Familie getrennt zu sein. Aber das gehört zum Trainerjob dazu. Dafür habe ich jetzt eine Arbeit, bei der ich frei entscheiden kann. Natürlich ist es trotzdem wichtig, abzuschalten. Und das geht nun einmal am besten innerhalb der Familie.