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1. FC Magdeburg Emotionen ja, Randale nein

Sportchef Mario Kallnik vom 1. FC Magdeburg sieht nach dem
Drittliga-Aufstieg weiter enormes Entwicklungspotenzial. Diese
Strahlkraft will der 40-Jährige unbedingt nutzen, schreckt dabei auch
vor unpopulären Maßnahmen nicht zurück und geht sogar soweit, bei
Randale quasi die Punkte herzuschenken.

Von Uwe Tiedemann 04.07.2015, 03:04

Magdeburg l Unter dem Motto "Wehret den Anfängen" will Mario Kallnik neue Wege beschreiten und Krawalle auf dem Stadiongelände der MDCC-Arena nicht dulden: "Wir sind ein Verein für Fans und Familien. Bei uns soll niemand Angst, sondern Spaß haben. Emotionen ja, Randale nein", betonte der FCM-Sportchef.

Gerade die Heimspiele in den Ost-Derbys (sieben an der Zahl) dürften für jede Menge Zündstoff sorgen, die jedoch nicht ausufern und zur Gewaltbühne werden sollen. Laut Kallnik gibt es in den sozialen Netzwerken schon Parolen und Bilder, die darauf hindeuten, dass die Krawallmacher nur darauf warten, endlich losschlagen zu können.

"Wird von unserer Seite Gewalt gegen andere ausgeübt und kommt es deswegen zu Spielunterbrechungen, gehen wir auf den Schiedsrichter zu und appellieren an ihn, das Spiel vorzeitig zu beenden", sagte Kallnik. Und das nicht nur einmal. Notfalls, so der 40-Jährige, steigen wir eben ab: "Wenn es uns nicht gelingt, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, haben wir in dieser 3. Liga nichts zu suchen."

Der Sportchef hat das Vorgehen mit dem Präsidium und dem Aufsichtsrats-Chef Lutz Petermann abgesprochen und volle Rückendeckung erhalten. Auch das Trainerteam ist informiert worden. Präsident Peter Fechner sagte dazu: "Ich gehe davon aus, dass solch drastische Mittel nicht notwendig werden. Wir haben mit unseren Fans bislang schon viel erreicht. Mit Block U ist z.B. vereinbart: keine Böller und keine Platzstürme. Von Provokationen in Netzwerken müssen wir uns natürlich entschieden distanzieren."

Die Verantwortlichen hoffen also, dass es zu den beschriebenen Szenarien erst gar nicht kommt. Das mit 3:5 nach Elfmeterschießen verlorene Landespokal-Halbfinale in der vergangenen Saison gegen den Erzrivalen Hallescher FC sei da ein positives Beispiel. Trotz des für die Blau-Weißen bitteren Ausgangs war es friedlich geblieben, hatten sich die eigenen Anhänger vorbildlich verhalten.

Diese Entwicklung gilt es zu nutzen, sagt Kallnik. "Momentan werden wir überall gelobt für unsere tollen Fans und für die grandiose Stimmung im Stadion - siehe zuletzt die Relegation Ende Mai gegen Kickers Offenbach. Und dass wir jetzt das Eröffnungsspiel in der 3. Liga machen dürfen, ist auch ein klassisches Beispiel dafür, wie positiv wir wahrgenommen werden", sagte der Sportchef, der daran erinnerte, dass es auch andere Zeiten gegeben habe: "Wir wissen, dass bei uns immer die Gefahr besteht, in die Ecke von Gewalt zu rutschen. Das darf auf keinen Fall wieder hochkochen." Und dass es enorm schwer sei, einen negativen Ruf wieder loszuwerden: "Wir wollen kein Image wie Dynamo Dresden, wo es immer wieder Ärger gibt und bei Ausschreitungen ganz schnell die schlimmen TV-Bilder aus Dortmund aus der Schublade geholt werden." Ende Oktober 2011 hatte es im DFB-Pokalspiel in der Dortmunder Innenstadt schwere Ausschreitungen gegeben.

Einen Vorgeschmack darauf, dass der in der 3. Liga verantwortliche DFB (nicht mehr wie in Liga vier der NOFV) deutlich höhere Strafen ausspricht, hatte der FCM bereits in den Relegationsspielen gegen Offenbach erhalten, als die Elbestädter wegen vergleichsweise harmloser Vergehen der Anhänger zu satten 5000 Euro Geldstrafe verdonnert wurden.

Und noch etwas: Kallnik wies darauf hin, dass der Club auch eine hohe Verantwortung gegenüber der Stadt trage: "Wir wollen nicht etwa Angst und Schrecken verbreiten, sondern anders sein als andere - cool, friedvoll und uns wie eine große Familie verhalten." Auf das Feedback seiner brisanten Aussagen ist Kallnik nun selber gespannt: "Ich weiß nicht, wie der DFB oder die Fans reagieren. Es bleibt auf jeden Fall dabei, dass wir unseren Weg durchziehen."