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1. FC Magdeburg Für die Fans bleibt alles beim Alten

Warum die Ausgliederung der Profis nötig ist, erklärt Lutz Petermann, Aufsichtsratsvorsitzender der 1. FC Magdeburg.

21.09.2015, 23:01

Warum will der FCM die Profiabteilung aus dem Gesamtverein ausgliedern?

Lutz Petermann: Wenn wir weiterhin erfolgreich sein wollen, müssen die Strukturen entsprechend angepasst werden. Der nächste Schritt dahin ist die Ausgliederung. Nicht zuletzt deswegen, weil wir Kosten und Einnahmen zueinanderführen und die Gemeinnützigkeit des Vereins erhalten wollen. Wir werden diese Thematik auf der nächsten Versammlung der Mitglieder am 5. November ausführlich erörtern.

Häufigste Argumente für eine Ausgliederung sind zum einen der, wie Sie selbst erwähnten, drohende Verlust der Gemeinnützigkeit eines Vereins. Zum anderen soll bei finanziellen Problemen verhindert werden, dass Breitensportler für Profis haften. Kritiker fürchten allerdings eine zu große Einflussnahme von außen. Zu Recht?

Darum geht es bei uns nicht, weil der FCM zu 100 Prozent Gesellschafter der Stadion- und Sportmarketing (SSG) ist. Somit ändert sich nach außen praktisch nichts. Es werden in Zukunft nur die Dinge, die sich um den Profibereich drehen, von der SSG abgewickelt. Für den Fan bleibt alles beim Alten, und für die Spieler bedeutet das lediglich, dass sie ihr Gehalt nicht mehr vom Verein, sondern von der SSG beziehen.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Derzeit ist eine achtköpfige Arbeitsgruppe dabei, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Geplant ist der Schritt zur nächsten Lizenzerteilung, also im März 2016.

Was passiert, wenn die Mitglieder als höchstes Organ des Vereins die Zustimmung verweigern?

Die Satzung des FCM lässt es zu, dass wir für einen solchen Schritt kein Votum der Mitgliederversammlung benötigen.

Trotzdem ist eine Ausgliederung häufig umstritten. Was entgegnen Sie denjenigen, die Widerstand leisten?

Dass es seit drei Jahren bergauf geht und wir in dieser relativ kurzen Zeit die richtigen Schritte eingeleitet haben und noch weiter nach oben wollen. Wenn es sachliche Gegenargumente gibt, werden wir uns selbstverständlich damit auseinandersetzen. Wenn es allerdings nur um Emotionen geht, erinnere ich gerne an die Debatte um ASAP (der spanische Investor wollte 2012 beim Club groß einsteigen, was sich hinterher als Luftnummer entpuppte/d. Red.), als wir zunächst als die großen Millionen-Verhinderer dastanden, letztlich aber den Verein sogar vor Schaden bewahrt haben.

Geht das Ganze aber nicht doch etwas zu schnell?

Da kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Ich denke jedoch, dass wir einerseits gut daran tun, die positive Grundstimmung, die im Moment herrscht, zu nutzen und andererseits natürlich auch an die Zukunft denken sollten. Ich persönlich bin ein Mensch, der Drei-Jahres-Pläne bevorzugt. Das heißt, in dieser Saison in der 3. Liga etablieren, in der nächsten stabilisieren und danach oben angreifen.

Ist der Verein denn finanziell gerüstet?

Ja, das ist er. Wir schreiben 2015 sowohl für den FCM als auch für die SSG schwarze Zahlen, haben darüber hinaus alles aufgearbeitet, was es aufzuarbeiten gab.

Können Sie Beispiele nennen?

Wir haben in der Vergangenheit eine Menge erreicht, die Dinge nur nicht an die Öffentlichkeit gebracht. Als der neue Aufsichtsrat und das Präsidium hier einstiegen, herrschte ein ziemliches Durcheinander zwischen Einnahmen und Ausgaben. Das wurde inzwischen geregelt. Ferner gab es Verbindlichkeiten aus Altkrediten in siebenstelliger Höhe, so dass sogar Insolvenzgefahr bestand. Oder es glaubte jemand, die Vermarktungsrechte des FCM zu besitzen. All diese Brocken haben wir aus dem Weg geräumt, haben für eine saubere, zukunftsfähige und risikoarme Struktur gesorgt. Und wollen jetzt erreichen, dass die Gemeinnützigkeit des Vereins erhalten bleibt und die Ausgliederung einleiten. Im Grunde wäre es daher für mich der ideale Zeitpunkt, zurückzutreten. Aber das tue ich nicht, weil es momentan richtig Spaß macht, weil vor allem die Mannschaft auf dem Rasen das umsetzt, was wir intern vorbereitet haben.

Sie stellen sich also am 5. November erneut zur Wahl?

So ist es geplant.

Ist der sportliche Erfolg zuallererst die Handschrift von Sportchef Mario Kallnik und Trainer Jens Härtel?

Das kann man so sagen. Deswegen erfolgte auch der Schritt, Mario Kallnik hauptamtlich zu beschäftigen. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir bis auf Weiteres keinen weiteren hauptamtlichen Manager einstellen müssen. Das Ganze war schon lange geplant, konnte aber eben erst jetzt, nach dem Sprung in den Profifußball, realisiert werden. Und zum Trainer kann ich nur sagen: Er ist der achte, den ich während meiner Zeit im Aufsichtsrat (seit 2007) hier erlebt habe, und mit Abstand der beste.