1. FC Magdeburg Im Hexenkessel

Das Traditionsduell kehrt sieben Jahre nach seiner letzten Auflage zurück: Dynamo Dresden trifft am Sonnabend auf den 1. FC Magdeburg.

29.10.2015, 23:01

Magdeburg l Traditionsduell, Ostkracher, Elbklassiker oder nur Spitzenspiel – auf das seit Wochen ausverkaufte Drittligamatch zwischen Dynamo Dresden und dem 1. FC Magdeburg (Sonnabend, 14 Uhr, live im MDR) passt jedes dieser Schlagworte. Sieben Jahre hat es nun gedauert, dass beide Teams, die zu DDR-Oberligazeiten zwischen 1971 und 1978 die Meisterschaft stets unter sich ausmachten, wieder in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen. Und dass es schon im Vorfeld emotional hoch hergeht, liegt in der Natur der Sache.

Zwei Aktionen haben aus Club-Sicht ganz besonders für Zündstoff gesorgt. Zum einen war es das Anti-FCM-Fan-Banner, um das sich die Dynamo-Profis nach dem 2:1 in Kiel versammelt hatten. Innenverteidiger Christopher Handke äußerte sich dazu am Donnerstag auf der obligatorischen Pressekonferenz: „Ob das so clever war? Ich glaube eher nicht. Wir sind jedenfalls dadurch zusätzlich motiviert und werden die richtige Antwort auf dem Platz geben.“

Zum anderen sind viele Fans sauer, weil nur 1.800 Gäste-Karten zur Verfügung gestellt wurden. Bei einem Fassungsvermögen von 30.000 Plätzen und der Zehn-Prozent-Klausel hätten es eigentlich 3.000 sein müssen. Pressesprecher Norman Seidler: „Die Begründung lautete: Weil es ein Hoch-Sicherheitsspiel ist. Wir haben versucht, gegenzusteuern, aber ohne Erfolg.“

Sportlich geht der FCM zwar als Außenseiter ins Rennen, rechnet sich aber dennoch etwas aus. Trainer Jens Härtel: „Der Gegner wird uns alles abverlangen. Deswegen müssen wir vor allem mutig auftreten und nicht nur verteidigen. Dann werden wir erdrückt, weil Dynamo einen robusten, körperbetonten Fußball spielt, auch in engen Räumen gut kombiniert und stets in der Lage ist, Tore zu erzielen – davon bisher die Hälfte nach Standards.“ Gleichwohl betonte der 46-Jährige: „Wir sind inzwischen auch ein Stückchen gewachsen und brauchen uns vor Dresden keineswegs verstecken. Ich hoffe, dass wir was mitnehmen können.“

„Uns erwartet zweifelsohne ein Hexenkessel, wo 90 Prozent gegen uns sind und wir gnadenlos ausgepfiffen werden“, ergänzte Handke, der aber ebenso an eine echte Chance glaubt: „Wir sind auswärts endlich mal dra n, einen Dreier einzufahren. Warum sollte uns das nicht in Dresden gelingen?“

Der 26-Jährige ist nach vielen Rückschlägen in der vergangenen Saison (nur 16 Einsätze, davon sieben über 90 Minuten, im Aufstiegsspiel in Offenbach nach 24 Minuten verletzt ausgeschieden) endlich angekommen beim FCM: „Ich habe viel für mich getan in letzter Zeit, die Ernährung umgestellt und zusätzliche Einheiten im Kraftraum absolviert. Verletzungsprobleme gab es auch keine mehr, so dass ich sagen kann: Ich bin rundum glücklich.“

Sein Wohlbefinden dürfte sich noch steigern, wenn es gelingt, Dynamos Torjäger Justin Eilers (schon zwölf Treffer) zu stoppen. „Ein absoluter Topstürmer, aber wir haben schon andere Spieler ausgeschaltet“, geht Handke mit dem nötigen Selbstbewusstsein an die Aufgabe heran.

Und auch, dass der zweikampfstarke Jan Löhmannsröben wegen einer fiebrigen Erkältung ausfällt, verdirbt dem FCM nicht die Vorfreude. Härtel: „Er war fest eingeplant, aber dadurch bekommen jetzt andere ihre Chance.“

Übrigens: Die Dynamo-Fans haben für diesen Knüller die größte und aufwendigste Choreografie der Vereinsgeschichte vorbereitet, dafür mehr als zwei Jahre gearbeitet und 20.000 Euro investiert.