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FußballBeim FCM werden die Weichen gestellt

Für den Drittligisten 1. FC Magdeburg geht es am Sonntag (13 Uhr, Messehallen) um viel. Um sehr viel sogar.

17.02.2017, 23:01

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll über die Ausgliederung der Profi-Abteilung entschieden werden. Die Volksstimme hat im Vorfeld die wichtigsten Fragen zusammengestellt.

Worum geht es?

Einnahmen und Ausgaben sollen in geordnete Bahnen gelenkt werden. Der FCM will mehr Planungssicherheit. Derzeit fließen Gelder aus Ticketing, Werbung oder Vermarktung der Stadion- und Sportmarketing GmbH (SSG) zu, während die Kosten des Spielbetriebs bei der ersten Mannschaft über den Verein laufen. Das soll künftig auch über die SSG geregelt werden, auch, um die Gemeinnützigkeit des FCM nicht zu gefährden.

Was hat es mit der SSG auf sich?

Die SSG, seinerzeit entstanden durch den Stadionneubau, ist eine hundertprozentige Tochter des Vereins, des 1. FC Magdeburg.

Welche Stimmenmehrheit ist notwendig, um die Ausgliederung zu beschließen?

Drei Viertel der anwesenden FCM-Mitglieder müssen zustimmen, weil es sich in diesem Fall um ein sogenanntes Umwandlungsrecht handelt.

Wie viele Mitglieder stimmen ab?

Der enorme Zuwachs an Mitgliedern in jüngster Vergangenheit (derzeit sind es 4289) hat dafür gesorgt, dass etwa 3700 stimmberechtigt sein werden.

Warum wünschen sich die Verantwortlichen eine hohe Beteiligung?

„Weil jedes einzelne Mitglied ein hohes Maß an Verantwortung trägt und die Zukunft mitgestalten sollte. Wer glaubt, es wird auch ohne ihn gehen und fernbleibt, liegt falsch“, betont Rolf Oesterhoff, Mitglied im Aufsichtsrat.

Gilt es als sicher, dass die notwendige Dreiviertel-Mehrheit erreicht wird?

Nein, gerade in der Fanszene unter den Ultras regt sich Widerstand.

Wie argumentieren die Kritiker?

Sie fürchten zu viel Kommerz und Investoren von außen, die möglicherweise erheblichen (negativen) Einfluss auf den Club nehmen könnten. Es ist in Flyern sogar von dem Wunsch einer Rückführung der SSG in den Verein die Rede.

Sind die rechtlichen Bedenken berechtigt?

„Nein“, sagt FCM-Präsidiumsmitglied Dirk Weber. „Im extra dafür geschaffenen Arbeitskreis haben wir es geschafft, alle rechtlichen und fachlichen Argumente zu entkräften. Die Frage ist ja auch, was denn Vereine machen, die alles im e. V. haben. Diese Clubs machen den wirtschaftlichen Wettbewerb genauso mit wie Vereine, die ausgegliedert haben. Da geht es dann vor allem ums Gefühl. Wir haben versucht, den FCM-Anhängern dieses schlechte Gefühl zu nehmen.“

Wurden die Mitglieder im Vorfeld ausreichend informiert?

Es gab in der Vergangenheit zwei Informationsveranstaltungen, bei denen offene Fragen beantwortet wurden. Zum ersten Abend erschienen rund 550 Personen, zum zweiten deutlich weniger. Oesterhoff: „Der Tenor war so, dass viele die Notwendigkeit nicht unbedingt sehen, uns aber abnehmen, dass der Schritt notwendig ist. Wir sind mit enormer Transparenz an die Sache herangegangen, haben zudem all das eingehalten, was wir zugesagt haben. Das kam gut an.“

Welche Fehler wurden gemacht?

Als das Thema 2015 erstmals an die Öffentlichkeit gelangte, wurden viele Mitglieder mit Begriffen wie „alternativlos“ verschreckt. Daraufhin nahmen sich die Verantwortlichen deutlich mehr Zeit, bildeten eine Arbeitsgruppe, der auch Fanvertreter angehörten, und haben um das notwendige Vertrauen geworben.

Wurden die Pläne noch einmal überarbeitet?

Ja, den Mitgliedern wird jetzt ein umfassendes Mitspracherecht eingeräumt. Sie sind das höchste Organ. So soll es für die SSG einen Aufsichtsrat geben, der identisch mit dem des FCM ist und von den Mitgliedern gewählt wird. Oesterhoff: „Die Mitglieder bestimmen, wer den eingetragenen Verein und die SSG überwacht. Mehr geht nun wirklich nicht.“

Was passiert, wenn die Ausgliederung erfolgreich über die Bühne geht?

Sie wird dann ab der Saison 2017/18 in Kraft treten. „Es folgt nach dem Beschluss die Eintragung in Vereins- und Handelsregister. Erst nach der Eintragung ist dem Ausgliederungsprozess rechtlich zugestimmt worden und dieser dann erst wirksam. Danach können wir mit der Lizenz der 1. FC Magdeburg Spielbetrieb GmbH, so wird die GmbH heißen, in die Saison starten“, sagt Weber.

Und wenn die erforderliche Mehrheit nicht zustande kommt?

Für diesen Fall malen Weber und Oesterhoff ein düsteres Bild. Vor allem würde der FCM einen klaren Wettbewerbsnachteil erleiden, nicht zuletzt die 2. Bundesliga in weite Ferne rücken. Oesterhoff: „Selbst wenn alles in den e. V. zurückgehen würde, wäre es die falsche Rechtsform. Das ist nur eine Vertagung der Situation und vielen gar nicht bewusst.“ Weber stellt klar: „Es ist mit dem Umwandlungsrecht nicht möglich, die SSG in den Verein zurückzuführen. Wenn wir ausgliedern, dann würden alle bestehenden Verträge in die GmbH übernommen werden. Bei der Variante, dass alles zurück in den Verein geht, müsste alles neu verhandelt werden. Das ist nicht ungefährlich.“

Ist im Fall der Ablehnung mit personellen Konsequenzen im Präsidium zu rechnen?

Weber wollte sich dazu nicht äußern. Er betont, dass jetzt Sachlichkeit und nicht etwa Emotionen oberste Priorität hätten. Deswegen wolle man auch nicht auf Konfrontationskurs zu den Kritikern gehen.