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Deutschland besiegt in der Verlängerung des Finales die Niederlande in Magdeburg mit 2 : 1 ( 1 : 1, 1 : 1 ) Ein Zauber-Freistoß entscheidet die EM

Von Rudi Bartlitz und Uwe Tiedemann 19.05.2009, 05:01

Als Kapitän Reinhold Yabo exakt 13. 23 Uhr den silbernen Pokal jubelnd in den blauen Magdeburger Himmel reckte, gab es endgültig kein Zurückhalten mehr : Die deutschen U-17-Fußball-Junioren feierten ausgelassen den gerade errungenen Europameistertitel. Zuvor hatte das Team von Trainer Marco Pezzaiuoli in einem spannenden Finale vor der Rekordkulisse von 24 000 Zuschauern die Niederlande nach Verlängerung mit 2 : 1 ( 1 : 1, 1 : 1 ) in die Knie gezwungen.

Magdeburg. Unmittelbar nach dem Schlusspfff war das deutsche Team nur noch ein Knäuel der Glückseligkeit, in dessen Mitte Florian Trinks lag. Der Bremer hatte drei Minuten vor Ende der Verlängerung per Traum-Freistoß Marke " Tor des Monats " für die Entscheidung gesorgt und allen die Nervenschlacht Elfmeterschießen erspart.

" No risk, no fun. Ich habe mir gesagt, alles oder nichts, und es hat geklappt. Wir sind verdient Europameister ", jubelte der Stürmer von Werder Bremen. " Wir haben uns selber viel Druck gemacht, aber nach der verpennten Anfangsphase lief es ", sagte der Siegtorschütze, der aus 28 Metern den Ball in den Winkel gezirkelt hatte. Der Treffer kam nicht von ungefähr. " Wir haben mit Trinks und Christopher Buchtmann zwei Freistoß-Schützen der Extraklasse. Das wird immer trainiert ", betonte Pezzaiuoli, den es nach dem Kunstschuss nicht mehr auf der Bank gehalten hatte.

Selbst Bundestrainer Joachim Löw war auf der Tribüne aufgesprungen : " Besser kann man einen Freistoß nicht schießen. Das war perfekt. "

Der Torschütze später in den Katakomben des Magdeburger Stadions : " Jetzt denke ich nur noch ans Feiern. " Im Mannschaftshotel im Herrenkrug ließ es das Team dann am Abend so richtig krachen. Ohne Alkohol, wie Spieler und Trainer unisono versicherten. Schließlich mussten die meisten Akteure am Mittwoch, einige bereits gestern, wieder die Schulbank drücken. Prüfungen mussten nachgeholt werden. Pezzaiuoli : " Das war machte. Die tapferen Niederländer lagen unterdessen am Boden und heulten wie die Schlosshunde.

Während die deutschen Akteure ausgelassen feierten, stand ein Mann ein wenig in sich gekehrt abseits auf der Tribüne und genoss den Triumph auf die stille Art : Matthias Sammer. Als DFBSportdirektor ist er vorrangig für die Nachwuchsteams verantwortlich. " Unser Ziel ist die Weltspitze, und da müssen wir solche Turniere gewinnen ", äußerte er und warf den Blick zu Löw : " Wichtig ist aber, dass der, Jogi ‘ mit dem A-Team irgendwann den Pokal in den Händen hält. "

Als Vordenker Sammer den Juniorenbereich übernahm und von dem bis dahin mäßig erfolgreichen Nachwuchs Titel forderte, hatten die Kritiker gleich auf der Matte gestanden. Nach dem Motto : Man dürfe doch nicht so viel Druck erzeugen. Doch der Rotschopf ließ sich während der Tage hier noch eine zusätzliche Belastung für einige, denn es hieß auch Schularbeiten absolvieren und für die Prüfungen lernen. "

Gerade deswegen war Pezzaiuoli kurz nach dem Abpf ff des Lobes voll über seine Rasselbande, die er aus insgesamt 60 Spielern (" So viele Akteure haben wir tatsächlich getestet. ") ausgewählt hatte : " Die Jungs haben eine professionelle Einstellung, wie ich sie in diesem Alter zuvor noch nie gesehen habe. Sie prof tieren aber auch von dem Umfeld, das der DFB ihnen gemeinsam mit den Leistungszentren bietet. "

Zuvor hatte der Coach wie die Besucher ein lebhaftes Finale gesehen, bei dem die Niederländer bereits in der 8. Minute durch den kreuzgefährlichen Luc Castaignos ( Feyenoord Rotterdam ) in Führung gegangen waren. " Ich wusste, dass wir auch nach einem Rückstand zurückkommen können. Deshalb war mir nicht bange ", so Pezzaiuoli.

Der Ausgleich durch den dritten Turniertreffer von Lennart Thy ( Werder Bremen / 34. ) war Lohn für den Kampfgeist, der sich im zweiten Abschnitt noch mit Spielwitz paarte und am Ende Deutschland zum verdienten, da im Turnierverlauf ungeschlagenen Europameister auf seinem Weg nicht beirren. Die U 17 hat Sammers Vorgabe tief verinnerlicht und legte gestern in Magdeburg ihre Reifeprüfung ausgerechnet im Finale ab. Es dauerte zwar einige Zeit, bis die Mannschaft die der Kulisse und dem frühen Rückstand geschuldete Nervosität ablegte.

Was dann jedoch ab der zweiten Halbzeit folgte, war eine Demonstration. In Sachen Fußball, vor allem aber in Sachen Siegermentalität.