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Weltmeister Spanien nach frühem Adiós schon zu Hause

24.06.2014, 09:11

Curitiba - Mit dem frühen Adiós von der Copa do Mundo ist beim entthronten Titelverteidiger die Zeit der Abschiede noch längst nicht vorbei. Auch wenn während der desaströsen Fußball-WM keiner der spanischen Alt-Stars sein Karriereende in der "selección" verkündet hat, ist in den nächsten Tagen und Wochen mit einer ganzen Reihe von Rücktritten zu rechnen.

Vor allem Vicente del Bosques Entscheidung wird mit größter Spannung erwartet. Bleibt er oder schmeißt er frustriert hin? Der Erfolgscoach vertröstete in Brasilien immer wieder auf die Zeit nach dem Turnier. Nach dem standesgemäßen 3:0 (1:0)-Sieg gegen den krassen Außenseiter Australien beim letzten Auftritt in Curitiba wiederholte del Bosque bereits Altbekanntes: "Es gibt keine Frist. Der Präsident, der Generalsekretär und ich sprechen miteinander und suchen mit Einfühlvermögen und Vernunft die beste Lösung für unseren Fußball."

Aber vielleicht entscheidet sich die Zukunft der beeindruckenden Trainerpersönlichkeit schneller, als ursprünglich gedacht. "In den nächsten Tagen oder in der nächsten Woche", deutete del Bosque nun doch einen Entschluss vor dem WM-Ende an, aber es gebe keine Eile.

Am Montag gab es indes viele Anzeichen, die eher auf einen Abschied del Bosques hinwiesen. Der möglicherweise amtsmüde und mental ausgelaugte Coach schüttelte jedem Spieler die Hand; Andrés Iniesta drückte er lang und innig. Und auch bei der Pressekonferenz wirkte del Bosque ungewohnt ernst und angespannt. Dabei hatte sich Spanien wenigstens würdig von der WM verabschiedet.

Selbst nach den bitteren Pleiten gegen die Niederlande (1:5) und Chile (0:2) hatte der sympathische Schnauzbartträger mit dem Opa-Image zwischendurch immer wieder gelächelt. Aber jetzt, drei Stunden vor dem Heimflug nach Madrid, war sein Gesicht wie versteinert.

Del Bosques Statement hörte sich wie eine Abschlussbilanz an: "Wir sind die Nummer 1 der FIFA-Weltrangliste, unsere Mannschaft hat Schule gemacht", verwies er auf die Verdiente in sechs Jahren mit dem historischen WM-Triumph in Südafrika und der EM-Titelverteidigung 2012 als Höhepunkte hin. Jetzt stehe die nächste Qualifikation an. "Und egal wer Trainer ist, die Zukunft ist sicher", betonte del Bosque.

Verteidiger Juanfran ist der festen Überzeugung, dass dies eine Zukunft mit del Bosque ist. "Es gibt keinen besseren Trainer als ihn. Wir verdanken ihm sehr viel", sagte der Profi von Meister Atlético Madrid, der sich vor der schnellen Abreise als einer der wenigen den Medien stellte. "Ich glaube, dass er weitermacht."

Wer von der "goldenen Generation" weitermacht, ist indes völlig offen. Allgemein wird damit gerechnet, dass der Kapitän und Keeper Iker Casillas, der geniale Kopf und Ideengeber Xavi, Stratege Xabi Alonso, Fernando Torres und Stürmer-Schlitzohr David Villa aufhören. Aber keiner der langjährigen Leistungsträger kündigte diesen Schritt in Brasilien an.

Villa relativierte sogar seine zuvor gemachte Aussage, nach der WM aufzuhören, wieder. "Am liebsten würde ich bis 55 spielen, aber man muss realistisch sein", sagte er. "Wenn der Mister mich zurückholt, würde ich mich freuen." Wie wertvoll der vom kommenden Jahr an für New York spielende Villa ist, zeigte er gegen Australien. Per Hacke erzielte Spaniens Rekord-Torschütze das 1:0 (36. Minute) und erhöhte damit seine Bestmarke auf 59 Tore. Zudem trafen Torres (69.) und Juan Mata (82.).

Aber egal wie sich Casillas & Co entscheiden, angesichts des vielversprechenden Nachwuchses dürfte Spanien auch künftig eine bedeutende Rolle im Weltfußball spielen. Talente wie Bayern Münchens Thiago, der bei der WM verletzt fehlte, die nicht nominierten Isco und Carvajal oder die in Brasilien vertretenen Javí Martínez, Jordi Alba, Cesar Azpilicueta, David de Gea, Koke, Mata und Diego Costa bilden eine gute Basis für ein Comeback. Zudem machen etablierte Größen wie der neue Wortführer und Abwehrchef Sergio Ramos, Torwart Pepe Reina oder Spielgestalter Andrés Iniesta ja weiter.

"Die WM war frustrierend", sagte Reina. "Aber ich hoffe, dass wir uns schnell davon erholen." Xabi Alonso richtete den Blick ebenfalls nach vorn: "Die WM ist vorbei. Wir müssen jetzt an die nächsten Aufgaben denken."