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SCM empfängt zum DHB-Pokal-Viertelfinale Göppingen Das Herzrasen kann beginnen

Herzrasen in der Getec-Arena: Der SC Magdeburg hat zum fünften Mal seit Einführung des Final Four (1993) die Chance, in die Pokal-Endrunde einzuziehen. Gegner im Viertelfinale am heutigen Mittwoch ist Frisch Auf Göppingen.

Von Daniel Hübner 04.03.2015, 02:26

Magdeburg l Yves Grafenhorst kann sich nicht erinnern, wo er sich am 1. Mai 1996 rumgetrieben hat, ob er sich als damals Zwölfjähriger mit den Kumpels getroffen hat, oder ob er in seiner Heimat Wester-egeln in der Turnhalle dem Handball hinterhergejagt ist. Er hat sich hörbar bemüht, sich den Ablauf jenes Tages vor Augen zu führen. Aber er musste ziemlich schnell eingestehen: "Das weiß ich wirklich nicht mehr."

Steffen Stiebler weiß noch ganz genau, was er am 1. Mai 1996 so vorhatte und dann auch so umgesetzt hat. "Nur ein Tor habe ich ganz sicher nicht erzielt", berichtete der heutige Sportchef des SCM lächelnd. Stiebler war damals der Abwehrchef von fulminanter Größe und Stärke, seine 1,97 Meter stemmte er gegen den kompletten Angriff von TUSEM Essen, damals im Endspiel des Pokal-Final-Four, damals in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg, damals beim 20:18-Sieg. "Die Hälfte der Zuschauer war aus Magdeburg, 2000 würde ich schätzen", sagte Stiebler. "Das war ein super Erlebnis, es wird immer das sportliche Highlight in meinem Leben bleiben", betonte der 43-Jährige. Und für einen kurzen Moment war ein leichtes Zittern in seiner Stimme zu hören.

Herzrasen ist am heutigen Mittwoch garantiert, wenn der SCM um seine fünfte Teilnahme an der Pokal-Endrunde nach 1996, 2002, 2004 und 2006 kämpft. Der Gegner in der Getec-Arena heißt ab 19 Uhr Frisch Auf Göppingen, es ist ein Duell zweier Bundesliga-Konkurrenten. Aber dieser Pokalfight "ist völlig losgelöst von der Liga zu betrachten", erklärte Stiebler, bestätigte auch Grafenhorst: "Das wird ein ganz anderes Spiel."

Grafenhorst hatte früh seine Faszination für den SCM entdeckt, seine Tante und sein Onkel hatten schon in den 1980er Jahren eine Dauerkarte für jene Mannschaft, die damals noch in der Gieselerhalle ihre Schlachten schlug. "Und sie haben mich ab und zu mitgenommen", berichtete er. Selbst wenn der Linksaußen nun nicht mehr weiß, was er am 1. Mai 1996 so angestellt hat, weiß er doch aus den Erzählungen der Zeitzeugen: "In Magdeburg herrschte nach dem Pokalsieg Ausnahmezustand, da wurde zehn Tage lang gefeiert. Es war ja der der erste Titel nach der Wende." Und der letzte Pokalsieg bis heute.

Heute sind es schon im Viertelfinale nicht nur 2000, sondern - nach Stand von gestern Mittag - 5800 Zuschauer, die für das Pokalspiel brennen. Heute ist es das erste Heimspiel seit neun Jahren, das der SCM in diesem Wettbewerb bestreitet. "Das ist kein zusätzlicher Druck für uns", stellte Grafenhorst klar. "Die Vorfreude auf das Spiel ist in der Mannschaft einfach riesengroß."

Heute spielt auch die Serie von 12 Pflichtspielsiegen keine Rolle, die sich selbst Grafenhorst schwer erklären kann. Er hat es trotzdem versucht: "Auch wenn das die größte Floskel im Sport ist: Aber uns gelingt es einfach extrem gut, uns auf das nächste Spiel zu fokussieren", betonte er. "Und unser nächstes Ziel ist es nun, ins Final Four zu gehen." Denn auch er möchte noch in 20 Jahren berichten können, was er am Endspiel-Sonntag, 10. Mai 2015, gemacht hat.