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Handball-Bundesliga Ein "herrlich" ausgeschlafener Held

Die Handballer vom SCM haben auch das zweite von drei aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen gewonnen. Drei Tage nach dem 28:26 gegen Melsungen festigten die Magdeburger durch den 32:24 (14:15)-Sieg beim Aufsteiger Friesenheim den vierten Tabellenplatz. Erfolgsgarant war neben den Top-Torschützen Jure Natek und Marko Bezjak (je 7) Torhüter Jannick Green.

Von Janette Beck 20.04.2015, 01:21

Ludwigshafen l "Die Mauer muss weg! Die Mauer muss weg!" Dieser doch recht ungewöhnliche Schlachtruf der SCM-Fans hallte am Sonnabend durch die Ludwigshafener Nacht. Gut eine halbe Stunde nach Abpfiff harrten Anhänger am großen Tor zum Hintereingang der Friedrich-Ebert-Halle feuchtfröhlich aus, denn sie wollten zu ihren Helden und gemeinsam mit ihnen den Sieg feiern. Unbedingt! Das hat Tradition. Doch die Security-Männer nahmen ihren Job sehr ernst und zeigten kein Erbarmen. Den Anhängern blieb der Zugang zum Team verwehrt.

Und doch kam noch zusammen, was zusammen gehört. Dank Bartosz Jurecki. Der Fan-Liebling bekam Wind vom lauten Protest, trommelte ein paar Spieler zusammen und machte schließlich unter dem Jubel der Fans den Weg frei ...

Der Kreisspieler war es auch, der Ende der ersten Halbzeit im entscheidenden Moment das Goldrichtige getan hatte. Sah es nämlich zunächst so aus, als habe der SCM die Partie gegen den Aufsteiger früh (4:1/7.) voll im Griff und führte nach 20 Minuten mit 12:8, hatte sich das Blatt urplötzlich gewendet. Für die mitten im Abstiegskampf steckenden Friesenheimer stand viel auf dem Spiel, dementsprechend warfen Nationalspieler Erik Schmidt Co. Herz, Kampf und Leidenschaft in die Waagschale. Ein 3:0-Lauf brachte beim 11:12 den Anschluss. Dem SCM fehlte in dieser Phase die letzte Konsequenz in der Abwehr und die Konzentration im Angriff. Der Gastgeber nutzte diese Nachlässigkeiten und ging sogar mit 15:13 in Führung. Die Fans der "Eulen" witterten schon eine Sensation. Doch wie bereits erwähnt: Zum Glück war da ja noch Jurecki. Mit seinem ersten und einzigen Treffer des Abends erzielte der blitzgescheite Pole in akrobatischer Manier und mit dem Halbzeitpfiff noch den 14:15-Anschluss.

"Dass wir nur mit einem Tor Rückstand in die Pause gegangen sind, das war ganz, ganz wichtig", stellte Keeper Jannick Green, der eigentliche Held des Abends, hinterher fest. Der Däne war in einer wellenförmig verlaufenden Partie der Fels in der Brandung. Über volle 60 Minuten zeigte er im Kasten eine konstante Leistung und nahm mit seinen 20 Paraden den aufmüpfigen "Eulen" im entscheidenden Moment immer wieder den Wind aus den Flügeln.

"Wir waren gut vorbereitet und haben auch anfangs sehr gut und konzentriert gespielt. Auch die Abwehr war sofort da. Ich weiß auch nicht, warum wir dann auf einmal ein paar Sch...-Entscheidungen getroffen und den Gegner so ins Spiel gebracht haben. Auch die Halle war auf einmal da, und die Friesenheimer haben daran geglaubt, da ist was möglich", reflektierte der 26-Jährige den unerwarteten Spielverlauf und die bemerkenswerte Steigerung seines Gegenübers Kevin Klier (16 Paraden).

Während Green in der zweiten Hälfte das Seinige tat, fanden auch die Mitspieler in die Erfolgsspur zurück. "Mit der nötigen Konzentration haben wir das Ding noch sicher zu Ende gebracht. Auch wenn das Ergebnis vielleicht ein bisschen zu hoch ausfiel", so Green mit Blick auf die respektable Leistung des Aufsteigers, der trotz arger Besetzungsprobleme bis zum 23:25 (53.) mitgehalten hatte. Erst dann schwanden die Kräfte der neun durchspielenden Akteure zusehends - und die Magdeburger machten mit sieben Toren am Stück den Sack zu.

Dass Green an diesem Abend fit wie ein Turnschuh und mächtig ausgeschlafen war, führte er auch auf die besondere Vorbereitung zurück. Denn der SCM war nach dem Sieg gegen Melsungen nicht in die Heimat zurückgekehrt, sondern von Kassel gleich zum Kurztrainingslager nach Viernheim weitergefahren. "Die drei Tage zusammen mit den Jungs waren mal was anderes", so Green. "Mir hat das echt gut getan. Vor allem das große Bett für mich ganz alleine habe ich genossen", schwärmte der zweifache Familienvater von dem besonderen Luxus. "Wer wie ich kleine Kinder hat, weiß, wovon ich spreche. Ich konnte endlich mal durchschlafen - herrlich ..."

TSG Friesenheim-Ludwigshafen: Klier, Bender - Grimm 4/2, Korgut, 5, Lex 1, Tesch 1, Hauk, Unger, Bündes 7, Schmidt 5, Kossler, Criciotoiu 1

Magdeburg: Quenstedt, Green - Musche 2, Rojewski, van Olphen 1, Natek 7, Bagersted 3, Grafenhorst 5, Haaß 2, Bezjak 7/2, Weber 4/1, Jurecki 1, Lie Hansen, Saul.

Schiedsrichter: Brodbeck/Reich. Zuschauer: 1976. Siebenmeter: Friesenheim: 3/2. Magdeburg 5/3. Zeitstrafen: 2/4.