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DHB-Pokal Bittere Tränen des SC Magdeburg

Alfred Hitchcock hätte es nicht besser inszenieren können: Das Finale um den DHB-Pokal war ein oscarreifer Handball-Krimi. Allerdings ohne Happy End für den SCM, der im entscheidenden Siebenmeterwerfen Flensburg mit 4:5 unterlag. Doch weil die Mannschaft alles gegeben und bis zum Umfallen gekämpft hatte, wurden van Olphen Co. von den Fans wie Sieger gefeiert.

Von Janette Beck und Daniel Hübner 11.05.2015, 01:25

Hamburg l Es war 16.35 Uhr, als auf der einen Seite Sekt und auf der anderen die Tränen zu fließen begannen. Die Flensburger hoben ab, die Magdeburger waren am Boden zerstört. Egal, wohin man in Richtung Grün-Rot schaute, auf den Rängen, auf dem Feld, Szenen, die das Herz erweichten.

Jeder haderte auf seine Weise mit dem Schicksal. Zu Recht, denn dieses Handballdrama in drei Akten - 24:24 nach 60 Spielminuten, 27:27 nach der Verlängerung und 4:5 im Kräftemessen vom Punkt - hatte eigentlich zwei Sieger und keinen Verlierer verdient.

Wanne zerstört SC-Magdeburg-Traum

"Natürlich sind wir alle enttäuscht und traurig. Der Pokal war zum Greifen nah. Du hast das Ding schon dicht vor Augen und stehst auf einmal doch mit leeren Händen da. Aber so ist der Sport", versuchte Fabian van Olphen das Gefühls-Chaos zu ordnen. "Aber ich bin auch stolz auf die Mannschaft. Wie wir hier zwei Tage gekämpft haben, das war echt stark. Jeder hat sich voll reingehauen, alle haben alles gegeben", so der SC Magdeburg Kapitän, der als Teil einer bärenstarken Abwehr die Grundlage für ein Spiel auf Augenhöhe mit dem Champions-League-Sieger gelegt hatte.

Hampus Wanne zerstörte den Traum des SC Magdeburg vom zweiten Gewinn des DHB-Pokals nach 1996 mit einem Wurf. Der Linksaußen stieß für Flensburg-Handewitt - das neunte Mal in einem Pokal-Finale, zuletzt aber viermal in Folge erfolglos - als letzter Siebenmeterschütze das Tor zum Handball-Himmel auf. Sein Treffer ins Schwarze war der Startschuss für eine Party bis zum nächsten Morgen ...

SC Magdeburg Keeper Jannick Green konnte die tragischste und bitterste aller Niederlagen nicht verhindern. Als sei der Stecker gezogen, fiel er nach dem Treffer in sich zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. "Wir hatten so gehofft, zu gewinnen. Wir haben gut gespielt und stark gekämpft. Aber wenn du dann am Ende im Siebenmeterwerfen verlierst, dann hast du keinen Glückstag!", war der Däne untröstlich.

Musche leistet Trauerarbeit

Den Moment, als Flensburg bei der Siegerehrung im rot-weißen Glitterregen stand, erlebte Robert Weber schon nicht mehr mit. Der Rechtsaußen war mit dem Handtuch über dem Kopf in die Kabine geflüchtet: Weg, nur noch weg!

Der Torjäger, der bereits im Spiel zwei Strafwürfe nicht verwandeln konnte, fühlte sich schuldig. Er war als erster Siebenmeterwerfer zum Punkt gegangen und Flensburgs Torwart Kevin Möller parierte. Dass Andreas Rojewski, Michael Haaß, Marko Bezjak und Bartosz Jurecki danach trafen, spielte keine Rolle mehr. "Jeder Siebenmeter ist immer wieder neu, da kann man Robert keinen Vorwurf machen. Das passiert einfach", brach Haaß hinterher eine Lanze für seinen untröstlichen Mitspieler.

Trainer Geir Sveinsson fühlte mit seinen Jungs: "Es ist ganz bitter, ein Spiel so zu verlieren. Die Mannschaft hat alles gegeben und mich nicht enttäuscht. Unglaublich, dass es Spieler schaffen, innerhalb von zwei Tagen solche Top-Leistungen abzuliefern." Matthias Musche, umringt von Fans, leistete derweil Trauerarbeit: "Das ist nicht das Ende, wir kommen wieder nach Hamburg!" Das klang nicht nur wie ein Versprechen, das war eines!