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SCM-Handballer Der stille Kroate

Zeljko Musa hat beim SCM wohl die schwierigste Aufgabe aller drei Neuzugänge. Er tritt das Erbe von Bartosz Jurecki an.

Von Daniel Hübner 24.07.2015, 19:31

Magdeburg l Wenn eines Tages irgendwo auf dieser Welt der Beruf des Ruhe-Verkäufers eingeführt wird, dürften die Unternehmen als erstes Jagd auf Zeljko Musa machen. Er wäre geradezu prädestiniert dafür, das Produkt unter die Leute zu bringen. Er wäre sozusagen der Top-Star der Szene.

Ruhe strahlt der Mann nämlich nicht nur aus, wenn er in kurzen Shorts und Badeschlappen eine Turnhalle verlässt wie jene am vergangenen Mittwoch in Wittenberg. Selbst auf der Platte agiert der neue Kreisläufer des SCM so unaufgeregt, dass man Zeljko Musa schon genau beobachten muss, um Zeljko Musa zu erleben. "Das ist nun mal mein Weg", sagt er zu seiner ruhigen Ausstrahlung. "Ich mag es eher, viel zu sprechen während des Spiels." Wildes Gestikulieren sei nicht seine Sache, erklärt er zappelnd mit den Armen und lächelnd durch den schwarzen Vollbart. Sein Trainer Geir Sveinsson weiß aber: "Zeljko hat so eine große Erfahrung, er ist ein echter Macher."

Der stille Kroate, geboren in Mostar, ist zwei Meter lang, kräftig, nicht unbedingt bullig, manchmal elegant. Er ist der Nachfolger von Bartosz Jurecki, der mit der Aufnahme in die "Hall of Fame" des SCM-Handballs am letzten Spieltag der vergangenen Saison in die polnische Heimat verabschiedet wurde. Musa hat damit als einer der drei Neuzugänge die wohl schwierigste Aufgabe geerbt. "Bartosz hat hier einen großen Namen, er ist ein Held", weiß der 29-Jährige, der aber keinen Druck verspürt. "Ich werde einfach mein Bestes geben. Und ich bin glücklich, wenn am 23. August die Bundesliga in der Getec-Arena startet." Dann heißt der Gegner Bergischer HC.

Bundesliga ist Neuland

Die Bundesliga ist für ihn absolutes Neuland. Er hat sich darüber bei Marko Bezjak informiert. Bis zu seinem Einzug in die neue Wohnung in Cracau war er beim Teamgefährten untergebracht. "Ich musste so vieles vorbereiten, da war es einfach besser, zunächst bei Marko zu bleiben", erklärt Musa.

Sein zweiter Ansprechpartner ist Domagoj Duvnjak vom THW Kiel, wie Musa kroatischer Nationalspieler. Aus den Gesprächen mit beiden hat der Hüne letztlich erfahren: "Jedes Spiel ist hart, man muss immer 110 Prozent für den Erfolg geben. Ich weiß genau, worauf ich mich eingelassen habe."

Vor allem hat er sich auf die Herausforderung SCM eingelassen. Der Mittelblocker hat in den vergangenen drei Jahren bei Vive Kielce dreimal die polnische Meisterschaft gewonnen, er ist zweimal ins Final Four der Champions League (jeweils Platz drei) eingezogen. Musa ist ein kompletter Spieler, der seine größte Stärke in der Defensive sieht. Und doch haben sich die Dinge für ihn geändert. "In der 6-0-Abwehr spielen wir mit mehr Kontakt", hat er festgestellt. In Kielce oder im Nationalteam wechselt die Taktik von 6-0 auf 5-1. Zudem steht beim SCM das Tempospiel im Fokus. "Für mich ist das jetzt ein neues System", betont Musa.

Er kann sich übrigens auch ärgern: In Wittenberg zum Beispiel, beim 50:19-Sieg des SCM gegen den Verbandsligisten, da klatschte er kurz in die Hände nach einer vergebenen Chance. Beschwingt hatte er in freier Position Pfosten, Latte oder Torhüter getroffen. Nur nicht das Netz. "Aber das ist durchaus normal für mich in der Vorbereitung", meint er. Bis 38 Sekunden vor der Schlusssirene. Dort gelang Musa der 50. Treffer. Und wenn das über ihn aussagt, für die entscheidenden oder schönsten Tore zuständig zu sein, würde das seine Qualitäten formvollenden. Sveinsson ist jedenfalls überzeugt. "Er passt einfach gut zu uns", sagt der 51-Jährige.

Musa passt auch gut zum Trainer: Beide sind keine Männer, die große Ziele ans Volk verkaufen. Beide halten sich schön allgemein bei der Definition der Vorgaben. Musa sagt also: "Wir wollen versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Und dann werden wir sehen, was passiert. Wir haben eine Mannschaft, die mit jedem Gegner den Kampf aufnehmen kann." Und dann gilt auch: Ruhe bewahren.