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Erstliga-Einsatz des SCM-Youngsters begann mit "Muffensausen" und endete mit einem Video nach Mitternacht Keeper Quenstedt: "Aber Hallo, hier weht ein ganz anderer Wind"

Von Janette Beck 22.04.2010, 05:17

Ein Spiel – drei "Sieger": Tabellenführer HSV Hamburg hat mit dem hart erkämpften 32:29-Erfolg am Dienstagabend Verfolger THW Kiel unter Zugzwang gesetzt, aber auch der unterlegene SCM hat sich mit seiner starken kämpferischen Leistung gegen die übermächtigen Gegner gehörigen Respekt verdient. Zu den Gewinnern durfte sich zudem SCM-Keeper Dario Quenstedt zählen, der nach Aussage von Trainer Sven Liesegang seine Sache "recht ordentlich" gemacht hatte.

Magdeburg. Vor der Partie gegen den haushohen Favoriten war dem Keeper der SCM-Reserve das "Muffensausen" regelrecht anzusehen. Und Quenstedt machte aus seinem Lampenfieber auch kein Geheimnis: "Den ganzen Tag schon bin ich aufgeregt und es grummelt im Bauch, auch wenn mir jeder sagt, dass ich ohne gro-ßen Druck ins Spiel gehen kann, weil ich als Junger eigentlich nichts zu verlieren habe", so der 20-Jährige, der ehrfürchtig zu den sich füllenden Rängen hochschaute. "Vor 5000 Leuten und dann auch noch gegen den Tabellenführer zu spielen, ist doch schon etwas ganz anderes als vor 500 Fans in der Gieselerhalle gegen Schwerin. Dass ich da aufgeregt bin, wird wohl jeder verstehen."

Zu dem Zeitpunkt wusste der Youngster, der für den verletzten Gerrie Eijlers ins Aufgebot der Gladiators gerückt war, noch nicht, dass ihm Interimscoach Sven Liesegang tatsächlich in der 10. Spielminute die Feuertaufe bescherte. Quenstedt wurde zum Siebenmeter eingewechselt. Und fast hätte es einen Einstand nach Maß gegeben: "Ich war mit den Fingerspitzen dran am Heber von Lindberg, doch der Ball ging trotzdem rein. Das hat mich schon geärgert", schaute der in Burg geborene Junioren-Weltmeister gestern auf das Déjà-vu-Erlebnis (im März 2008 feierte er sein Erstliga-Debüt bei einem ebenfalls erfolglosen Siebenmeter-Einsatz gegen Nordhorn) zurück.

Von der 22. Spielminute bis zum Halbzeitpfiff und die letzte Viertelstunde der zweiten Hälfte konnte das Torhütertalent sein Können dann erstmals länger unter Beweis stellen. Dabei stachen vor allem ein gehaltener "Hundertprozentiger" von Vori und ein Siebenmeter von Jansen heraus. "Das schon recht ordentlich, aber gegen die Kracher aus dem Rückraum sah Dario nicht ganz so gut aus", befand Trainer Liesegang im Nachhinein. "Dennoch hatten wir insgesamt gesehen keinen großen Nachteil auf der Torhüterposition, denn Bitter hat im HSV-Tor auch nicht überragend gehalten - mal abgesehen von den Würfen unserer Außen, die beide in den entscheidenden Phasen kein glückliches Händchen hatten."

Auch Quenstedt, der sich weit nach Mitternacht auf Sport1 das Video vom Spiel "reingezogen" hat und danach nicht einschlafen konnte, musste zugeben: "Aber Hallo! In der ersten Liga weht ein ganz anderer Wind" als in der zweiten. Die Schüsse sind über 20 km/h schärfer und viel platzierter. Wenn man die halten will, muss man kompromisslos mit einhundert Prozent in die Ecke springen. Da fehlen mir noch die Erfahrung und die Übung."

Kein Problem! Der Wunsch des 1,90 Meter großen Sportsoldaten trifft bei Liesegang auf offene Ohren: "Dario wird, solange Gerrie ausfällt, bei uns eingebunden. Das habe ich mit unserem Youngster-Trainer so vereinbart." Aber auch auf Patrick Schulz, der gemeinsam mit Quenstedt in der kommenden Saison zur ersten Mannschaft "hochgezogen" werden soll, habe er weiter ein Auge: "Ich will nicht ausschließen, dass auch Patrick noch seine Chance bekommt, das entscheide ich nach den Eindrücken vom Training."