1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. SC Magdeburg
  6. >
  7. "Für diese Momente quält man sich"

SCM-Linkshänder Rojewski tankt nach längerer Durststrecke beim Sieg in Berlin neues Selbstvertrauen : "Für diese Momente quält man sich"

Von Janette Beck 06.03.2009, 05:05

Magdeburg. Seit dem Rückrundenstart befnden sich die Magdeburger Handballer auf einer rasanten Achterbahnfahrt. Dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt im Europacup folgte nun in Berlin der vorläufge Höhepunkt, als man die Füchse in der zweiten Halbzeit förmlich vom Parkett der O 2-World fegte. Mit sechs Toren war Andreas Rojewski maßgeblich am 28 : 21-Erfolg beteiligt. Die Leistungsschwankungen des Linkshänders glichen in den letzten Wochen verdächtig dem Auf und Ab des SCM.

Andreas Rojewski hat sein Lachen wiedergefunden, und auch die Körperhaltung des 23-J ährigen war in Berlin nicht mehr mit einer Trauerweide vergleichbar. Spannung, ehrgeiziger Elan, Spaß und Power erinnerten endlich wieder an den " Roje ", der in der Hinrunde für Furore sorgte. Fünf Feldtore – so viele wie seit langem nicht mehr – und ein verwandelter Siebenmeter waren ein Indiz dafür, dass sich der nach zwei Kreuzbandrissen wiedererstarkte Jung-Nationalspieler nach einer Durststrecke wieder auf dem aufsteigenden Ast bef ndet.

" Endlich lief es mal wieder so, wie ich mir das vorgestelle. Die letzten Wochen waren nicht gerade einfach, denn natürlich wird man, wenn der Erfolg ausbleibt, von Selbstzweifeln geplagt ", gibt der sensible Spieler unumwunden zu, dass er an seiner abfallenden Formkurve zu knabbern hatte. Die negativen Erlebnisse waren aus Rojewskis Sicht emotional belastend, aber auch sehr lehrreich : " Ich habe erfahren müssen, dass es so schnell, wie es rauf geht, auch wieder runtergehen kann – für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft. "

Erschwerend kam zuletzt dazu, dass Rojewski in der Abwehr enorm gefordert war und zudem die Position des verletzten Rechtsaußen Christian Sprenger übernehmen musste. Mit durchwachsener Bilanz. Vor allem die Wurfeffektivität gegen Gummersbach, Kiel und Hamburg ließ zu wünschen übrig. " Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich am liebsten im Rückraum auf halbrechts spiele. Da fühle ich mich einfach wohler. Aber sicher wäre das zu einfach, die schlechte Quote nur darauf zurückzuführen, dass ich nicht auf meiner angestammten Position spiele. " Bei der Analyse der Leistung müsse er sich deshalb " natürlich zuerst an die eigene Nase fassen ". Aber man dürfe bei der Ursachenforschung auch zwei Dinge nicht außer Acht lassen : " Zum einen stand da nicht irgendwer im Kasten, sondern Weltklasse-Torhüter wie Bitter oder Omeyer. Zum anderen bin ich nach einer Grippe geschwächt in die Spiele gegangen. Und ich bin nun mal ein Typ, bei dem die spielerische Leistung extrem von der körperlichen Verfassung abhängt ", erläutert Rojewski sein spezielles Problem.

Beim Durchschreiten des Tals haben dem Sportstudenten mit dem Faible für Psychologie zwei Dinge geholfen : Das Vertrauen von Trainer Michael Biegler und das positive Denken. " Das Verkehrteste, was man in einer solchen Krise machen kann, ist alles und jeden in Frage zu stellen. Ich habe immer an meine Stärken geglaubt und daran, dass all das, was in der Hinrunde gut funktioniert hat, nicht auf einmal weg sein kann. Was man in einer solchen Situation aber am meisten braucht, ist die Rückendeckung des Trainers. Und die habe ich bekommen. Das gab mir die Sicherheit und Ruhe, mich im Training wieder an die Leistungen der Hinrunde herantasten zu können. "

Die beste Motivationshilfe und das wirksamste Mittel zur Stärkung des Selbstvertrauens sind aber solche Siege wie am Dienstag in Berlin. Davon will Rojewski noch lange zehren : " Der Sieg hat gezeigt, dass wir nicht so schlecht sind, wie wir nach dem Gummersbach-Spiel gemacht wurden. Die Stimmung in der Halle war genial. Das sind die Momente, die man genießt und wo man denkt : Genau dafür mache ich das alles, dafür lohnt es, sich zu quälen. "