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Wenn aus Mitspielern plötzlich Gegner werden SCM-Keeper Bitter: "Bei der WM hören Spaß und Freundschaft auf"

Von Janette Beck 17.01.2007, 04:56

Magdeburg - Es war (k)ein Scherz, als Trainer Bogdan Wenta nach dem letzten siegreichen Punktspiel des SC Magdeburg vor der WM-Pause zu seinem Abwehrchef Oliver Roggisch sagte : " Heute lobe ich dich noch einmal für deine Arbeit, aber ab morgen hasse ich dich dafür ... "

Anlass für den Spaß mit ernstem Hindergrund ist die in zwei Tagen beginnende Weltmeisterschaft. Und die unglückliche Fügung des Schicksals, dass Wenta als polnischer Nationaltrainer sowie Grzegorz Tkaczyk, Bartosz Jurecki und Karol Bielecki am 22. Januar im Vorrundenspiel der Gruppe C ausgerechnet auf Deutschland - und damit die Vereinskollegen Oliver Roggisch und Johannes Bitter - treffen.

Ähnlich spitzt sich die Situation wohl nur noch für Ex-SCMCoach Alfred Gislason zu. Der steht als Nationalcoach Islands in der Vorrunde dem französischen Team gegenüber, dem mit Houlet und Narcisse zwei Spieler seines VfL Gummersbach angehören. " Das sind sicher Extrem-Situationen für uns beide ", glaubt Wenta. " Sicher werden zwei Herzen in meiner Brust schlagen, aber das für die Heimat schlägt in diesem Fall eindeutig lauter ", macht er aus seinem patriotischen Herzen keine Mördergrube.

Dass bei der WM aus vielen Mitspielern plötzlich Gegner werden, ist bei der " Multi-Kulti " -Liga dagegen nichts Ungewöhnliches. " Außerdem habe ich die Situation, dass mir ein Bielecki die Dinger um die Ohren haut, ständig im Training ", macht sich SCM-Keeper Bitter auf einiges gefasst. " Und mit der Nationalmannschaft erleben wir das auch nicht zum ersten Mal, denn bei den beiden WM-Tests in Polen hatten wir erst das Vergnügen, uns gegenüberzustehen. Allerdings wird das am 22. Januar doch etwas anderes sein, denn bei der WM hören Spaß und Freundschaft auf, da geht es um was. "

Während sich " Maschine " Bie-lecki, wortkarg wie immer, mit einem verschmitzten Lächeln darauf freut, " Roggisch und Bitter zu verarschen ", sieht sich Tkaczyk als Spielmacher der Polen besonders gefordert : " Natürlich kennt man sich und weiß, wie der andere tickt. Aber das ist ja gerade das Spannende und Lustige, wenn du gegen deine Vereinsmitspieler aufläufst. Du musst viel mehr nachdenken und dir genau überlegen, wie du spielst und wohin du wirfst. "

Bitter, der froh ist, nicht wie Roggisch den direkten Körperkontakt zum Gegner zu haben (" Ich weiß nicht, ob ich einem, mit dem ich sonst schön zu Abend esse, etwas in die Fresse geben könnte ... ), macht sich dagegen keine Illusionen : " Diese Spielchen wenn, dann ... kannst du treiben bis zum geht nicht mehr, oder auch gleich lassen. In Stresssituationen landet der Ball wahrscheinlich doch in der Lieblingsecke. " Die Motivation des Keepers, im internen Duell als Sieger hervorzugehen, ist noch eine ganz andere : " Ich will mir doch den Rest der Saison nicht Sticheleien und Witze der Polen anhören müssen. " Für Tkaczyk steht jedenfalls jetzt schon fest : " Wenn wir in sechs Wochen wieder das SCM-Trikot überstreifen, werden wir sicher viel zu Lachen haben. "

An die Zeit nach der WM denkt auch schon Joel Abati : " Ich muss einfach mit bedenken, dass ich nach der WM wieder mit den Jungs zusammen trainieren und spielen werde. Einen Ellenbogen-Check in die Rippen als verspätetes Revanche-Foul will ich mir möglichst ersparen. " Doch auch der 36-J ährige wird vor allem seinen Spaß haben. " Oh ja, das wird lustig, wenn ich, Jogi ‘ beim Siebenmeterschießen im Finale gegenüberstehe ", blickt der Franzose als Wahrsager schon mal ganz tief in die WM-Glaskugel " Schon bei den letzten Trainingseinheiten daheim hat er mich gefoppt : Ich weiß, wohin du wirfst. Aber der wird sich wundern ... "