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Deutsches Team profitiert auch vom Formanstieg von Henning Fritz und Christian Zeitz Ein ganz und gar ungleiches Paar auf dem Weg wieder nach ganz oben

27.01.2007, 05:21

Es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die gestern die Szenerie im Sportzentrum Kaiserau bestimmte. Auch die gegen Tunesien auftrumpfenden Kieler Handballer Henning Fritz und Christian Zeitz nutzten die 24-stündige " Auszeit ", um Kraft für die zwei Hammer-Spiele heute gegen Frankreich ( 16. 30 Uhr ) und morgen gegen Island ( 15. 30 Uhr ) zu tanken. Ein Punkt fehlt nur noch, dann ist bei der Heim-WM das Minimalziel Viertelfi nale erreicht.

Unterschiedlicher können zwei Handballer wohl kaum sein. Der eine, Henning Fritz, ist auf dem Spielfeld extrovertiert : " Ich brauche das, muss aus mir herausgehen, meine Freude nach einer Parade mit einer geballten Faust nach außen demonstieren, um richtig in Fahrt zu kommen ", sagt der Keeper, der stets allein im Tor seinen Mann stehen muss, ansonsten aber die Gemeinschaft sucht und braucht " und für ein Poker-Spielchen in lockerer Runde immer zu haben ist ".

Der andere, Christian Zeitz, ist ein ruhiger Vertreter. Ein Einzelgänger, der gern den Mr. Cool-Man mimt : " Ich zeige auf dem Spielfeld kaum Emotionen. Äußerlich bin ich zwar cool und ruhig, aber innerlich brodelt es schon, wenn ich mal wieder danebengehauen habe ", gesteht der 26-jährige Linkshänder und erklärt, es sei ihm auch ganz egal, wenn seine unkonventionelle Spielweise als chaotisch und sein Auftreten als arrogant ausgelegt wird. " Ich mache eigentlich alles mit mir selbst aus. Um einen Sieg, eine Niederlage oder auch Kritik zu verarbeiten, muss ich mit keinem quatschen ", erklärt Zeitz, warum er ein Einzelzimmer bewohnt, kein Poker oder Tischtennis spielt und sich lieber beim Lesen der Betriebsanleitung seines neuen Mac ‘ s entspannt.

So unterschiedlich sie auch sind, zwei Dinge haben Fritz und Zeitz gemeinsam. Bei Kiels Trainer Noka Serdarusic besaßen sie in den zurückliegenden Wochen nicht die besten Karten. Und beide sorgten mit ihren überzeugenden Auftritten in der Dortmunder Westfalenhalle gegen die Tunesier, dass ihrem Chef mehr als es ihm lieb war die Ohren geklingelt haben.

In Kiel spielten beide in dieser Saison nur Nebenrollen, weil andere vermeintlich besser in Form waren und den Vorzug erhielten. Fritz, der gegen Omeyer und Andersson den Kürzeren zog, kam so auf keine 80 Spielminuten. Und auch Zeitz wurde von Serdarusic auf die Bank verbannt. Wenn, dann kam der Linkshänder nur zu Kurzeinsätzen, wenn schon alles klar und der Sieg des Meisters in trockenen Tücher war. Oder, wenn die Nummer eins im rechten Rückraum, Kim Andersson, eine kurze Verschnaufpause brauchte.

In der deutschen Nationalmannschaft jedoch genießen beide trotz allem das uneingeschränkte Vertrauen von Bundestrainer Heiner Brand. " Natürlich ist es eine ungünstige Konstellation und nicht ganz unproblematisch, dass beide in ihrem Verein wenig gespielt haben. Aber ich wusste ja, was beide können und musste darauf setzen, dass sie ihre schlummernden Fähigkeiten bei der WM abrufen können. "

Und das Duo zahlt dem Trainer den bedingungslosen Rückhalt nun Cent für Cent zurück. Gegen Tunesien ebneten beiden Europameister von 2004 mit vereinter Kraft den Weg zum Sieg. Der 32-jährige Fritz mit 16 gehaltenen Bällen und einer Quote von 41 Prozent. Zeitz mit sieben Toren - eins schöner als der andere - bei zehn Versuchen (" Mit der Quote kann ich leben "). Und mit einer exzellenten Abwehrarbeit, die den einen Kopf größeren Hmam, Torschützenkönig der WM 2005, weitesgehend neutralisierte.

Auf die Frage, ob es seine WM werde, antwortete Zeitz allerdings gar nicht eigensinning, sondern zeigte sich durchaus als Teamplayer : " Ich hoffe, dass es die WM von Henning wird, nicht nur, weil er ein lange Durststrecke und große Selbstzweifel hatte. Wenn er konstant auf diesem Level weiter hält wie im letzten Spiel, profitieren wir alle davon. "

Einen Wermutstropfen gab es gestern Abend dann doch noch : Die Rückenverletzung von Kreisspieler Oliver Roggisch ( SCM ) stellte sich als Blockade in der Lendenwirbelsäule heraus. Einsatz heute ungewiss.