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Handball 100 Prozent auf Knopfdruck

Ein Paradebeispiel für Funktionalität auf Knopfdruck lieferte Jacob Bagersted beim 32:26-Erfolg des SC Magdeburg gegen Gummersbach ab.

Von Janette Beck 31.03.2017, 01:01

Magdeburg l Es war die 51. Spielminute gegen Gummersbach, Matthias Musche hatte gerade zum 26:19 getroffen. Jacob Bagersted atmete nach dem Zurücklaufen an den Kreis tief durch. Kurz auf die Oberschenkel gestützt, triefte der Däne angesichts der „Spätschicht“ vor Schweiß. Trainer Bennet Wiegert zeigte den Wechsel an. Er hatte Fabian van Olphen auf der Bank das Zeichen gegeben, sich bereit zu machen. Doch vom „Krieger“ auf der Platte, der erst vor ein paar Tagen seinen 30. Geburtstag feierte, kam ein energisches Kopfschütteln, dann ein Daumen hoch!

Das Signal war klar, und Wiegert hatte es verstanden: Bager-sted, aufgrund der Top-Form von Zeljko Musa in den letzten Wochen nur sehr wenig gefordert („Das tat anfangs schon weh, aber ich habe versucht, zu 100 Prozent professionell mit der Situation umzugehen und meinen Teil von der Bank aus zu leisten“), war gerade so schön in Gange. Deshalb wollte er auch die letzten neun Minuten dieser Schlacht schlagen. Es lief in der Tat super für den Dänen, der am Ende fünf Tore erzielte und somit gegen den VfL auf genauso viele Treffer kam, wie davor in zwölf Spielen zusammen.

Bagersted, der im Sommer 2014 von Aalborg zum SCM kam, lieferte den ultimativen Beweis dafür, dass er ein Musterprofi ist. Und ein Paradebeispiel für die Funktionalität eines Spielers, der lange im Stand-by-Modus schlummerte, um auf Knopfdruck „da zu sein, wenn ich gebraucht werde“, betont der Kreisläufer, der sich auf seiner Abschiedstour befindet. Im Sommer wechselt er nach Göppingen. Er stehe zwar nach wie vor zu der Entscheidung und freue sich auf den neuen Lebensabschnitt, aber er habe auch versprochen, „bis zum letzten Tag alles für den SCM zu geben - ganz egal, ob auf der Bank oder auf dem Spielfeld“.

Nach der Top-Leistung am Mittwochabend gab es zu Recht Lobeshymnen. Zunächst von VfL-Trainer Sead Hasanefendic: „Am Beispiel Bagersted sieht man, dass beim SCM alles Methode hat. Jeder hat seine Funktion und weiß, was zu tun ist. So hat man gar nicht gemerkt, dass Musa fehlt.“ Und Wiegert meinte: „Nach dem Ausfall von Zeljko Musa die Rolle in der Abwehr und Angriff 1:1 auszufüllen, ist nicht einfach. Klar, ist das sein Job, aber wie stark Jacob das gemacht hat, das war nicht selbstverständlich.“

Am Tag danach fühlt sich der Held ein wenig müde: „Ich hatte einfach viel zu viel Adrenalin im Körper und habe kaum geschlafen.“ Ansonsten gehe es ihm aber prächtig: „Körperlich merke ich nichts von der Anstrengung, obwohl ich schon lange nicht mehr durchgespielt habe.“ Und dann legt sich etwas Wehmut auf die bärige Stimme: „Ich habe es sehr genossen, vor fast 6000 Zuschauern zu spielen und weiß nur zu gut, was ich ab Sommer vermissen werde.“ Zur eigentlichen Abwehrleistung meint er: „Ich hatte das Gefühl, dass Finn und ich uns schnell im Mittelblock gefunden haben.“

Ausgeschlafen und in der Deckung eine zuverlässige Bank wollen und müssen Bagersted & Co. am Sonnabend im letzten Gruppenspiel des EHF-Cups bei Tatabanya sein. „Die zwei Punkte sind wichtig, um Gruppen- erster zu werden und es danach ein wenig leichter im Viertelfinale zu haben“, weiß der Kreisspieler. Weil Musa auch für das Spiel in Ungarn ausfällt („Spätestens zu Ostern will ich wieder fit sein.“), wird Bagersted erneut gefordert sein: „Natürlich bin ich bereit, aber mir wäre es ehrlich lieber gewesen, Zeljko hätte sich nicht verletzt. Er ist wichtig fürs Team – als Spieler und Mensch.“