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Handball Ein Kraftakt für Körper und Geist

Das Derby am Mittwoch bei den Füchsen Berlin wird für den SCM nach dem emotionlen Final Four zu einem Kraftakt für Körper und Geist.

Von Janette Beck 23.05.2017, 01:01

Göppingen/Magdeburg l Als am Sonntagabend um 18.30 Uhr der Geräuschpegel in der Göppinger EWS-Arena gesundheitsgefährdende Dezibel erreichte und eine riesige Welle der Euphorie über den Überraschungssieger FrischAuf hereinbrach (30:22 im Finale gegen Füchse Berlin), saßen die SCM-Handballer bereits im Mannschaftsbus in Richtung Heimat. Weil sich die Saison auf der Zielgeraden befindet und in den englischen Wochen Zeit das kostbarste Gut ist, hatte der Turnierdritte von den Offiziellen des EHF grünes Licht bekommen, die Siegerehrung zu schwänzen.

„Wir schauen uns auch nicht das Finale an, sondern werden jetzt mit der Mannschaft noch schnell ein paar Nudeln essen und dann heißt es: Ab nach Hause. Die Pflicht ruft“, erklärte SCM-Sportchef Steffen Stiebler nach dem Sieg im Herzschlag-Finale gegen St. Raphael (32:31 im Siebenmeterwerfen).

Mit Abpfiff richtete sich also der Blick der Magdeburger auf die bevorstehende Herkulesaufgabe am Mittwochabend bei den Füchsen (19 Uhr/Schmeling-Halle). „Natürlich prasseln an einem solchen Wochenende viele Emotionen auf einen ein. Da ist es vielleicht ganz gut, dass kaum Zeit bleibt zum Nachdenken“, wusste Yves Grafenhorst nicht so recht, ob der Parforceritt von Spiel zu Spiel nun gut oder schlecht ist. „Das Derby in Berlin ist schon wichtig. Denn rein rechnerisch haben wir ja noch die Chance, ein bis zwei Plätze gutmachen zu können.“

Weil Trainer Bennet Wiegert seinen Prinzipien, jeweils schon einen Tag vorher zum Auswärtsspiel anzureisen, treu bleibt, steigt der komplette 15er-Kader am heutigen Dienstag nach dem Abschlusstraining schon wieder in den Mannschaftsbus.

„Vier Spiele in sieben Tagen sind im Saisonendspurt rücksichtslos und unverantwortlich.“

Der Coach tut dies mit einer Portion Wut im Bauch. Bereits vor dem Final Four hatte er seinem Ärger über die Terminhatz Luft gemacht: „Egal, wie es ausgeht – dass wir schon am Mittwoch wieder in Berlin ranmüssen und nur 48 Stunden später, am Freitag, dann ein Heimspiel gegen Minden haben, das ist doch total besch ...“ Vier Spiele in sieben Tagen – das sei im Saison-Endspurt „einfach unverantwortlich und rücksichtslos. Von der Verletzungsgefahr, die steigt, ganz zu schweigen. Damit macht man die Spieler kaputt.“ Zudem sei bei dem Niveau, auf dem sich die Liga inzwischen bewege, „ein Spannungsabfall fast unvermeidlich. Irgend etwas fällt am Ende hinten runter.“

Fünf Punktspiele muss der Tabellenfünfte SCM bis zum Saisonende noch wuppen. Dass beim geplanten Angriff auf Platz vier, den eben die Füchse inne haben, gleich das erste davon zur Charakterfrage und Nagelprobe für Körper und Kopf wird, ist vor allem dem Turnierverlauf am Wochenende geschuldet. Die „goldene Ananas“, die Siebermeter-Killer Jannick Green beim großen Showdown gerettete hatte, war - Sieg hin oder her - nur ein schwacher Trost für den verpassten Einzug ins Finale.

Auch Manager Marc Schmedt schätzte die Situation nach dem emotionalen Knockout als schwierig ein: „Das Erlebte hallt natürlich nach und die Enttäuschung ist nach wie vor groß. Das hat man, auch wenn wir, wie ich finde, verdient gewonnen haben, ja auch im Spiel gegen die Franzosen gesehen“, erklärte er mit Blick auf den Verlauf der Partie, in der SCM einen sicheren Fünf-Tore-Vorsprung (22:17/45. Minute) noch aus der Hand gegeben hatte, so dass St. Raphael in letzter Sekunde zum 27:27-Ausgleich kommen konnte.

„Wir müssen die Abwehr wieder stabil bekommen und an der Chancenverwertung arbeiten.“