1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. SC Magdeburg
  6. >
  7. SC Magdeburg auf der Flucht nach vorn

Handball SC Magdeburg auf der Flucht nach vorn

Ohne Dario Quenstedt, aber mit viel Wut im Bauch geht der SC Magdeburg in das „Alles-oder-nichts-Spiel“ gegen den THW Kiel.

Von Janette Beck 26.10.2016, 01:01

Magdeburg l Gut fünfeinhalb Monate nach dem mit Pauken und Trompeten gefeierten Pokalsieg im Mai findet sich der SCM in einer vertrackten, wenn auch selbst verschuldeten Situation wieder: Der Titelverteidiger ist nach der indiskutablen Zehn-Tore-Klatsche beim Aufsteiger Minden ausgerechnet im Achtelfinale des Cupwettbewerbs und ausgerechnet gegen das Top-Team des THW Kiel in der Bringschuld. Gegenüber seinen maßlos enttäuschten Fans sowieso. Aber auch gegenüber der unter Druck geratenen Vereinsführung und Trainer Bennet Wiegert.
Letzterer formuliert die Regress-Forderungen an die Spieler so: „Ich erwarte ein anderes Auftreten als in Minden. Ich möchte sehen, dass wir am Leben sind.“ Die Mannschaft solle zeigen, „dass sie Moral und Herz hat“, nimmt der Trainer die Mannschaft vor dem Pokalkracher heute Abend in der Getec-Arena (20.15 Uhr/live Sport1) in die Pflicht. Wiegert & Co. pochen dabei vor allem auf eine kritische Selbstreflexion und hoffen im Zuge eines internen Selbstreinigungsprozesses auf eine Trotzreaktion der Mannen um Kapitän Fabian van Olphen.
Und eine solche, plus ein kleines Wunder sind wohl nötig, um gegen das individuell stark besetzte, und sich nach einer Verjüngung inzwischen gefundene Team der Kieler das Unmögliche möglich zu machen und die Tür zur erfolgreichen Titelverteidigung in Hamburg offenzuhalten. Doch die Gäste sind aus guten Gründen nicht weniger ambitioniert, wie THW-Coach Alfred Gislason deutlich macht: „Natürlich wollen wir ins Final Four nach Hamburg, gerade weil das in den vergangenen Jahren nicht geklappt hat.“
Hoffnung auf ein Happy End für den SC Magdeburg macht, dass die Signale, die Wiegert beim Training empfangen hat, offensichtlich in die geforderte Richtung gehen: „Alle haben sich vorgenommen und eingeschworen, bis zum Umfallen zu kämpfen. Dass die Spieler nach dem Abpfiff vom Feld getragen werden müssen.“ Die Flucht nach vorn, erscheint das einzige probate Mittel gegen die Übermacht aus dem Norden: „Wir werden alles geben und dann sehen, was es bringt. Das ist mir wichtiger, als gut oder schlecht. In einem Spiel ist immer alles möglich“, versucht Wiegert Optimismus zu verbreiten.
Und auch ein Blick in die Statistik nährt die Hoffnung auf den Viertelfinaleinzug: Im DHB-Pokal standen sich beide Vereine bislang achtmal gegenüber. Der THW führt in diesem Vergleich zwar mit 5:3, aber von vier K.o.-Spielen in Magdeburg verloren die Kieler drei.
Dario Quenstedt trägt indes schwer an der Last und Schuld, seinem Team gegen Kiel nicht helfen zu können. Allerdings möchte der Keeper auf Wunsch des Vereins nicht öffentlich Stellung zu seiner „Blauen Karte“ in Minden und der gestern offiziell verhängten Strafe nehmen. Dabei ist der „Wiederholungstäter“ (Rote Karte gegen Leipzig) mit einem „blauen Auge“ davongekommen: Quenstedt wird für ein Spiel gesperrt und muss (aus eigener Tasche) eine Geldstrafe zahlen. Gerade zu Hause, gerade im Pokal gegen Kiel nicht dabei sein zu können, das schmerze sehr, gesteht der Torwart a. D.: „Ich bin aber überzeugt, dass wir trotz allem eine Chance gegen Kiel haben – weil es der Pokal ist und wir zu Hause spielen. Das ist für jeden Motivation genug.“