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Handball SCM jagt den vierten Pott

Bereits zum vierten Mal können die SCM-Handballer den EHF-Cup gewinnen. Für Sportchef Steffen Stiebler war jeder Triumph etwas Besonderes.

Von Daniel Hübner 18.05.2017, 01:01

Magdeburg l Steffen Stiebler möchte sich da nicht festlegen. Der heutige Sportchef des SC Magdeburg war wie der Franzose Joel Abati, Stefan Kretzschmar und Erik Göthel bei allen bisherigen Titel-Siegen im EHF-Cup dabei und hat sich über jeden einzelnen entsprechend gefreut. Er feierte den ersten Coup in einem europäischen Wettbewerb nach der Wende und nach 18 Jahren überhaupt: Das war 1999 im finalen Hin- und Rückspiel gegen CBM de Valladolid (Spanien). Er feierte den zweiten Titel im Jahre 2001, der irgendwie untergegangen ist, weil: „Im Fokus der damaligen Saison stand der Gewinn der deutschen Meisterschaft, und die hat einen höheren Stellenwert“, erinnerte Stiebler an eine irre Saison. Im EHF-Cup musste indes RK Metkovic-Jambo (Kroatien) die Überlegenheit der Magdeburger akzeptieren. 2007 setzte sich der SCM gegen CAI BM Aragon (Spanien) durch. „Ein Titel ist immer schön“, sagte der 46-Jährige, „und für einen Traditionsverein immer etwas Besonderes.“ Ein Rückblick.

18. April 1999: Stefan Kretzschmar lag in den Armen seines Trainers und ließ den Tränen freien Lauf. Der damals 26-jährige Linksaußen hatte 25 Sekunden vor der Schlusssirene und vor 7000 Zuschauern in der Bördelandhalle das Tor zum 33:22-Endstand im Rückspiel gegen CBM Valladolid erzielt. Das Hinspiel hatte der SCM mit 21:25 verloren. Es war der erste internationale Erfolg der Grün-Roten nach dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1981.

Coach Peter Rost, der erst im Januar des Jahres die Nachfolge von Lothar Döring angetreten hatte, erklärte nach Abpfiff im Trubel der Menschenmenge: „Wir haben aufgrund der Steigerung in der Abwehr gewonnen und weil wir unsere Chancen am Kreis genutzt haben. Das ist mein größter Erfolg als Trainer, es ist überwältigend.“ Als Spieler war Rost Olympiasieger 1980 in Moskau geworden mit der DDR-Nationalmannschaft.

28. April 2001: Noch sechs Tage vor dem Rückspiel in Metkovic herrschte gedämpfte Stimmung beim SCM. Das Hinspiel vor 6800 Zuschauern in der Bördelandhalle „hatten wir ja nur mit Ach und Krach gewonnen“, erinnerte sich Steffen Stiebler an das 23:22. Zwar hielt Keeper Henning Fritz überragend, zwar stand die Abwehr gut, aber vor dem Tor der Kroaten gingen dem Gastgeber nur allzu häufig die Wurfkraft und Präzision aus. Letzteres sollte sich am 28. April ändern. Maik Machulla, der ab der kommenden Saison das Traineramt bei der SG Flensburg-Handewitt übernehmen wird, erzielte beim „sehr souveränen Sieg“ (Stiebler) den letzten Treffer zum 28:18-Erfolg in Metkovic.

„Das war ähnlich wie die Gieseler-Halle eine kleine Halle, aber brechend voll mit 4000 Zuschauern“, berichtete Stiebler, der im Mittelblock die Abwehr zusammenhielt. Aus der jubelnden Magdeburger Traube stach Sven Liesegang mit blondierter Mähne hervor. Die Spieler warfen ihren Trainer Alfred Gislason durch die Hallenluft. In seinem zweiten Jahr beim SCM führte der Isländer die Grün-Roten zudem zur deutschen Meisterschaft und eine Saison später zum Sieg in der Champions League.

29. April 2007: „Was mir bei diesen zwei Spielen als Erstes einfällt, ist, dass es für mich zwei Heimspiele waren“, sagte Fabian van Olphen lächelnd. Denn: „In Aragon war die ganze Halle orange. Die Fans hatten sich entsprechend der Vereinsfarbe T-Shirts angezogen. Und ich dachte, hey, ich bin ja hier beim Länderspiel mit Holland.“ Es war aber das Hinspiel im EHF-Cup-Finale am 21. April in Spanien. Zu einer Zeit, da die Ära der Kurzhaarfrisur von Steffen Stiebler längst beendet war und die Anzüge der Torhüter nicht mehr ganz so extrem geschlabbert haben. Das Hinspiel in Saragossa vor 11000 Zuschauern endete 30:30. Joel Abati und Karol Bielecki warfen jeweils neun Tore. Auch van Olphen, der Holländer, traf – zweimal.

„Im Rückspiel in der Bördelandhalle war es brechend voll. Und es wurde so spannend, was wir eigentlich gar nicht gedacht hatten. Aber dann machen Christian Sprenger und Yves Grafenhorst zwei ganz schnelle Kontertore zum 29:26, wodurch das Spiel entschieden wurde. Und es war eine riesige Erleichterung, dass der SCM wieder einen Titel geholt hatte“, erinnerte sich der damals 26-jährige van Olphen an den 29. April. Das letzte Tor beim 31:28-Sieg vor 8000 Zuschauern erzielte der Pole Bielecki. Aber der Star des Abends hieß Silvio Heinevetter – mit 26 Paraden legte der Keeper den Grundstein für den Sieg.

Nach 2007 und bis zur laufenden Saison reichte es nicht mehr für das Endspiel oder für das Final Four. Der SCM scheiterte einmal im Halbfinale, zweimal im Viertelfinale, einmal im Achtelfinale. „Man muss ehrlich sagen, dass wir in dieser Zeit nicht die Qualität hatten, um uns dort durchzusetzen“, erklärte van Olphen.

An diesem Wochenende nehmen die Magdeburger beim Final Four in Göppingen erneuten Anlauf auf den vierten Titel. „Wir werden am Donnerstag anreisen, uns am Abend zum Videostudium treffen. Am Freitag geht es zum Training in die EWS-Arena“, erklärte Sportchef Stiebler den SCM-Anlauf.

Und am Sonnabend wird um 15 Uhr das Halbfinale gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frisch Auf angeworfen. „Vom Papier her sind wir der Favorit“, weiß Stiebler. „Aber es ist ein eigener Wettbewerb über zwei Tage, und die meisten Fans in der Halle werden Göppinger sein. Von daher wird es ein Duell auf Augenhöhe.“