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SC Magdeburg Blutlos, herzlos, sieglos

Nach drei Siegen in Folge hat Handball-Bundesligist SC Magdeburg einen katastrophalen Auftritt in Minden hingelegt.

Von Daniel Hübner 24.10.2016, 01:01

Minden l Über Minden war bereits die große Finternis hereingebrochen, da versteckte Zeljko Musa seinen Kopf unter der tief gezogenen Kapuze. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte der 30-Jährige. „Das war für mich das schlechteste Spiel, seitdem ich in Magdeburg bin.“ Das ist Musa seit Sommer 2015. Ironie seines persönlichen Schicksals in Minden: Der Kreisspieler hatte am Freitag mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2019 angekündigt, der Pokalsieg im Mai solle nicht sein letzter Titel mit dem SCM sein. Ein Abend später klang das wie ein schlechter Witz.
Im Synonym-Wörterbuch finden sich einige Begriffe, die den Auftritt des SCM bei der 24:34 (13:16)-Niederlage am Sonnabend beschreiben. Desaster oder Katastrophe trifft es wohl am besten. „Das wird ein hartes Stück Arbeit, das Ding aus den Köpfen zu bekommen“, war sich Trainer Bennet Wiegert sicher. „Ich kann da keinen Haken dransetzen. Es wäre auch zu einfach zu sagen, wir werden es gegen Kiel besser machen.“ Das Pokal-Achtelfinale am Mittwoch in der Getec-Arena (20.15 Uhr) „ist für uns Bonus“, betonte Wiegert. „Spiele wie gegen Minden müssen wir uns erarbeiten.“
Gearbeitet hat aber niemand in Minden, der Auftritt war allenfalls ein Betriebsausflug vor 2687 Zuschauern in der Kampa-Halle. „Man sagt immer, jede Mannschaft in der Bundesliga ist gut. Aber wir hatten keinen Respekt vor Minden“, sagte Musa.
Mindens Coach und Ex-SCM-Trainer Frank Carstens hatte dagegen „ein unglaubliches Spiel gesehen. Es war ein wichtiger Schritt für uns, wie wir unsere klassische Schwächephase überstanden haben.“ Als es hätte eng werden können für Minden, nach dem Tor zum 13:11 durch Nemanja Zelenovic (25.), „haben wir auch keinen Druck aufgebaut“, konstatierte Wiegert. Aber nicht nur diese Schwächephase nutzte sein Team nicht. Zwischen der 14. (9:4) und 19. Minute (12:8) agierten die Gastgeber permanent in Unterzahl, zweimal sogar in doppelter. Magdeburg gewann diesen Abschnitt nur mit 4:3. Immens viele technische Fehler zogen sich durch die gesamte Partie, Fehlwürfe gesellten sich dazu. GWD-Kreisspieler Joakim Larsson hatte in der Gästeabwehr sogar freie Bahn, wenn er von zwei Magdeburgern bedrängt wurde. Er war mit neun Toren bester Werfer seines Teams, auch Treffer Nummer 30 durfte er erzielen (30:20/51.). In der ersten Hälfte bekam der SCM vor allem Dalibor Doder nicht in den Griff.
Wiegert: „Das war ein blutleerer Auftritt, ohne Herz, das ist nicht das, wofür der SCM steht. Jeder muss sich hinterfragen – auch ich.“ Auch Jannick Green stand neben sich: Der SCM-Keeper ging nach zwölf Minuten von der Platte, Dario Quenstedt parierte sich danach stark in die Partie – bis zur Blauen Karte (39./23:16). „Die war berechtigt, ich muss meine Emotionen im Zaum halten“, räumte der 26-Jährige nach seinem zweiten Platzverweis in dieser Saison ein. Nach der Tätlichkeit gegen Marian Michalczik wird er wohl zwei Spiele fehlen: im Pokal gegen Kiel und am Sonntag gegen die Füchse Berlin. „Das macht die Aufgabe noch deutlich schwerer“, erklärte SCM-Sportchef Steffen Stiebler.
 
Minden: Eijlers, Sonne – Freitag 1, Schäpsmeier 2, Kozlina 1, Freiman 1, Sjöstrand 3, Rambo 4/2, Larsson 9, Jernemyr, Michalszik 4, Svitlica 3/1, Doder 6, Korte, Suedmeier, Wieling
SCM: Green, Quenstedt – Musa 1, Musche 4, van Olphen, Bagersted 3, Christiansen, O‘Sullivan 1, Bezjak 1, Weber 6/3, Damgaard 3, Zelenovic 5, Lemke, Grafenhorst
Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic. Zuschauer: 2687. Siebenmeter: Minden 5/3 – SCM 4/3. Zeitstrafen: Minden 7 – SCM 4. Rote/Blaue Karte: Quenstedt (39./Tätlichkeit)