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SC Magdeburg Drama in 15 Minuten

Der SCM konnte Freitagabend selbst eine Neun-Tore-Führung nicht nutzen und kam gegen die Füchse Berlin nur zu einem 24:24 (15:9).

Von Daniel Hübner 10.10.2015, 01:01

Magdeburg | Jure Natek wurde nicht geschont. Er griff in der Abwehr zu, er lief die zweite Welle, er suchte den Zweikampf, er traf dreimal allein in der ersten Halbzeit und legte noch drei Treffer im zweiten Abschnitt nach. Getrieben von den Magdeburger Fans unter den 6809 Zuschauern am Freitagabend in der Getec-Arena vergaß der 33-jährige Slowene seinen verletzten rechten Fuß, er vergaß den Schmerz im linken Knie und den Cut über dem rechten Auge, den er sich am Donnerstag beim Zusammenprall mit Tomasz Gebala im Training zugezogen hatte. Aber alles zahlte sich nicht aus, zumindest nicht zum Sieg.
Natek hatte die Zuschauer ebenso wie jeder andere SCM-Hüne 45 Minuten lang berauscht. Bereits um 20.19 Uhr stand und jubelte die Halle, da war die Partie noch keine Halbzeit alt. Aber die Fans hatten allen Grund zum Optimismus. Die Abwehr hielt, was sie sowieso verspricht, Keeper Dario Quenstedt hielt acht Bälle, darunter einen Siebenmeter. Im gesamten Spiel sollte er auf zwölf Paraden kommen (zwei Siebenmeter). Die zweite Welle lief, weil die Magdeburger konsequent die richtigen Laufwege gingen. Die Berliner durften sich allein bei ihrem Keeper Silvio Heinevetter und bei Latte und Pfosten ihres Tores bedanken, dass der SCM über ein 6:1 (10.), 9:3 (20.) „nur“ zu einer 15:9-Halbzeitführung gekommen war - und die Partie sollte noch eine dramatische Wendung nehmen.
Die Füchse waren bis dahin – mal abgesehen vom 30-jährigen Heinevetter – an diesem Abend kein ebenbürtiger Gegner. Oder einfach „nicht gut“, wie Trainer Erlingur Richardsson befand. Wurden sie nicht geblockt von den Magdeburgern, scheiterten sie nicht an Quenstedt, dann unterliefen ihnen gravierende technische Fehler. So auch nach der Pause, als sie zunächst auf 15:11 verkürzten (35.), dann aber neun Minuten gar nichts mehr trafen – bis zum 20:12 (44.). Und trotzdem waren die Füchse längst nicht „erlegt“, auch nicht nach dem 22:15 (50.).
Bittere Momente sollten die Halle in Atem halten, plötzlich lief im Magdeburger Spiel nichts mehr und im Berliner alles. „Wenn man 45 Minuten so überragend spielt, kann man nicht plötzlich seine spielerische Linie verlieren und solche einfachen Fehler machen wie man sie nicht mal in der A- oder B-Jugend macht“, ärgerte sich Sportchef Steffen Stiebler.
Beim 23:23 (59.) hatten die Füchse den Ausgleich geschafft. Robert Weber traf zum 24:23 44 Sekunden vor Schluss, was die Gäste mit dem 24:24 beantworteten. Acht Sekunden hatte der SCM für den letzten Angriff. Und vergab. Um 21.19 Uhr jubelte die Halle nicht mehr – sie pfiff. Natek, der neben Weber mit sechs Treffern bester Werfer war, erklärte: „Leider hat es nur zu einem Punkt gereicht, das ist für uns ein ganz schwieriger Moment. Wir sind sauer auf uns und enttäuscht von uns. Was kann man noch sagen ...“ Coach Sveinsson erklärte: „Man muss sich fragen, wie das passieren konnte? Ich denke, wir haben Angst gehabt.“
SC Magdeburg: Quenstedt/Green – Musa 1, Musche 2, van Olphen, Natek 6, Bagersted 2, Haaß, Bezjak, Weber 6, Saul, Sohmann 1, Damgaard 5, Lemke, M. Gebala
Füchse Berlin: Heinevetter/Stochl – Wiede 3, Elisson 4, Fritz, Vukovic, Gojun 1, Struck, Vrazalic 1, Nenadic 8/1, Tönnesen 2, Plaza Jimenez, Weyhrauch, Nielsen 3
Schiedsrichter: Baumgart (Altenheim)/Wild (Elgersweier). Zuschauer: 6809. Siebenmeter: SCM 0/1 – Füchse 1/3. Zeitstrafen: SCM 3– Füchse 3