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SC Magdeburg Nächste Runde im „Kopfproblem“

Der SCM setzte sich knapp mit 27:24 (17:8) im Ostderby gegen Eisenach durch - nachdem der Gastgeber schon mit elf Toren geführt hatte.

Von Daniel Hübner 07.12.2015, 00:01

Magdeburg l Die Gesichter der Verantwortlichen Geir Sveinsson und Steffen Stiebler sprachen Bände. Trotz des Sieges gegen Eisenach zogen am Samstagabend schwarze Wolken mit Blitz und Donner über der Getec-Arena auf. Das Gewitter zog dann direkt hinein in die Umkleidekabine des SCM. Es hatte gewaltig und verbal gekracht unter den verschwitzten Herren, nur über den Inhalt drang nichts nach draußen. „Man sagt: Was in Las Vegas ist, bleibt in Las Vegas“, so Coach Sveinsson. Also bleibt es in der Kabine.
Egal, was gesagt wurde, es hatte mit den letzten 24 Minuten zu tun, und es wird sich etwas Verzweiflung in den Ton gemischt haben, denn die entsprechende Phase vom 20:9 (36.) zum 27:24-Endstand ist nicht zu erklären. Wie schon gegen den HSV Hamburg (32:28) oder gegen die Füchse Berlin (24:24) war der SCM nicht in der Lage, seinen klaren Vorsprung souverän in die Schlusssirene zu bringen. Oder wie Jacob Bagersted erklärte: „Wir haben den Sack nicht zugemacht.“
Der 28-jährige Däne hatte auch gehört, dass „die Zuschauer nicht zufrieden waren, weil wir nicht mit zehn Toren gewonnen haben“. Bagersted, mit sieben Toren neben Robert Weber der beste SCM-Werfer, war als stärkster Akteur mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden: „Sieben Tore aus elf Würfen ist keine gute Quote.“
Zwischenzeitlich hatte sich der Vorsprung sogar von elf auf zwei Tore reduziert (26:24/58.), ehe Weber per Siebenmeter seinen 101. Saisontreffer markierte. „Uns hat die Konzentration bei den freien Würfen gefehlt“, so Bagersted. Der Mangel galt aber nicht nur vor dem gegnerischen Tor. „Unsere Abwehr war 50, 55 Minuten lang sehr stark. Aber unseren Rückzug müssen wir im zweiten Abschnitt besser gestalten. Zum Zurücklaufen braucht man auch kein Talent, das ist das Einfachste für einen Handballer.“
Nach einem zähen Beginn (6:6/13.) mit verletzungsbedingten Unterbrechungen, aber auch Tempoarmut im Eisenacher Angriff, rauschte der SCM im ersten 5:0-Lauf auf 11:6 (23.) und im zweiten 5:0-Lauf auf 16:7 (30.) davon. Michael Dam-gaard traute sich zwar nach einem Schlag gegen den Kopf im Training den Zweikampf noch nicht zu, tat sich aber als Ballverteiler hervor. Die Abwehr blockte die ThSV-Angriffe oder Dario Quenstedt (neun Paraden) parierte. Über die zweite Welle vollendete der SCM eiskalt zum 17:8-Halbzeitstand und stimmte bereits das Lied vom Eisenacher Bundesliga-Abstieg an. „Wir waren 100-prozentig besser“, wusste Bagersted. Aber das kehrte sich zur zweiten Hälfte um – „völlig unnötig“.
Natürlich zog Sveinsson danach alle Wechseloptionen. Alle Akteure trainieren täglich miteinander, alle kennen die Systeme und die Angriffsvarianten, trotzdem „haben wir den Spielfaden völlig verloren“, so Sportchef Stiebler, der den Verlauf erneut mit einem „Kopfproblem“ erklärte. Ein immenses Problem, das eine grottenschlechte Leistung zur Folge hatte: Denn ob Konzentration, Präzision oder Rückzug – eigentlich fehlte alles. Allerdings auch ein Gegner, der das noch konsequenter bestrafen konnte.
Der zuletzt schwer erkältete Robert Weber stürmte nach Abpfiff mit gesenktem Haupt von der Platte – direkt hinein ins Gewitter in der Umkleidekabine. Später erklärte er: „Bei uns kam der Schlendrian rein.“ Noch am Samstagabend wurde er bei der Gala des Sports des Vereins als SCM-Handballer des Jahres ausgezeichnet. Die Freude darüber wird sich bei ihm in Grenzen gehalten haben – oder wie Bagersted allgemeingültig erklärte: „Schade, dass wir nach dem Sieg kein glückliches Gefühl haben.“
SCM: Quenstedt, Green – van Olphen 1, Bagersted 7, Grafenhorst 2, Haaß 2, Bezjak, Gebala, Weber 7/2, Saul 1, Sohmann 4, Damgaard 1. Zelenovic, Lemke 2
Eisenach: Verkic, Redwitz – Wöhler 3, Luther, Celica 1, Ragnarsson 1, Hruscak 2, Schliedermann 3, Hansen 2, Urban 7/4, Holzner, Heinemann, Koloper 1, Criciotoiu 4
Schiedsrichter: Martin Thöne/Marijo Zupanovic (Berlin). Zuschauer: 6304. Siebenmeter: SCM 2/2 - Eisenach 4/4. Zeitstrafen: SCM 4 – Eisenach 4