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SC Magdeburg Schmedt: „So kann es nicht weitergehen“

Der SCM-Aufsichtsrat tagte zur sportlichen Misere. Vor dem Pokalspiel gegen Göppingen sprach Janette Beck mit Manager Marc Schmedt.

14.12.2015, 23:01

Volksstimme: Für gewöhnlich sind Sie bei den Auswärtsspielen des SCM nicht dabei, in Göppingen waren Sie allerdings vor Ort. Um ein deutlichen Zeichen zu setzen?
Marc Schmedt: Die Mannschaft befindet sich unbestritten in einer schwierigen Situation. Und da ist es auch wichtig, dass die Geschäftsleitung Flagge zeigt und sich das Ganze vor Ort genau anschaut.
Im Grunde war die Partie früh entschieden und der SCM chancenlos. Sehen Sie das ähnlich?
Wir haben sehr früh keine Antworten gefunden auf die starken Rückraum-Qualitäten, speziell von Lars Kaufmann. Nach knapp zehn Minuten lagen wir mit 8:3 zurück. Ähnlich schlecht gestartet sind wir in Gummersbach oder auch im EHF-Pokal in Csurgoj. Wir werfen anfangs Bälle weg und laufen dann lange dem Rückstand hinterher. Zwar hatten wir auch diesmal wieder durch einen gut aufgelegten Dario Quenstedt im Tor noch mehrfach die Chance, auf zwei zu verkürzen, nutzten diese aber nicht. Am Ende, Zeitstrafen hin oder her, hat Göppingen verdient gewonnen.
Sehen Sie mit Blick auf das Pokal-Spiel gegen denselben Gegner dunkle Wolken aufziehen?
Die sind doch schon da, da müssen wir uns doch nicht in die Tasche lügen. Da brauchen wir doch nur auf die Tabelle zu schauen. Wir sind von den Punkten zwar die drittstärkste Heimmannschaft, das ist bemerkenswert, aber auch die drittschwächste auswärts. Das heißt, ich hoffe, dass wir diese Heimstärke nutzen, um dieses extrem wichtige Spiel zu gewinnen. Aber natürlich bin ich vom Verlauf des Spiels enttäuscht. Göppingen ist über einen starken Rückraum gekommen, und wiederholt konnte sich der gegnerische Torwart auszeichnen.
Wie viel Verantwortung liegt beim Trainer, wenn Sie beispielsweise sagen, die Mannschaft habe keine Mittel gefunden?
Die Verantwortung liegt natürlich in erster Linie bei Trainer und Mannschaft. Aber das ist so im Sport, diese Antwort dürfte nicht überraschen.
Das nicht, aber dass die für kommende Woche geplante Aufsichtsratssitzung vorgezogen wurde, schon. Offensichtlich steht der Trainer doch mehr denn je zur Disposition. Oder ist das eine falsche Interpretation?
Dass die Aufsichtsratssitzung vorgezogen wurde, ist nicht der Fall. Sie findet plan- und turnusmäßig statt. Und wir werden uns hierbei wie immer mit den sportlichen Ergebnissen, die momentan nicht zufriedenstellend sind, kritisch auseinandersetzen. Natürlich können wir mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht zufrieden sein. Dass die Situation brisant ist, steht ungeachtet der Verletzungsmisere oder dessen, dass uns fast die ganze halbrechte Seite weggebrochen ist, außer Frage. Aber das kann und darf nicht als alleinige Begründung herhalten. Wir haben von den Einzelspielern her den besten Kader seit vier, fünf Jahren. Aber wir machen einfach zu wenig aus den vorhandenen Mitteln.
Und wie sehr wackelt deshalb der Stuhl des Trainers?
Was soll ich darauf antworten: 20 Prozent? 80 Prozent?
Dann andersherum gefragt: Ist Geir Sveinsson auch noch der Trainer, wenn der SCM am Mittwoch das Pokalspiel verliert und damit ein ganz wichtiges Saisonziel verpasst wird?
Natürlich weiß ich um die Bedeutung des Spiels, aber ich halte überhaupt nichts davon, daraus ein Schicksalsspiel für den Trainer zu machen. Es wäre unseriös, solche wichtigen Entscheidungen von einem einzigen Ergebnis abhängig zu machen. Vielmehr geht es doch um die Grundsatzfrage, ob wir in der derzeitigen Konstellation zukünftig Erfolg haben werden. Fakt ist: So kann es nicht weitergehen. Wie müssen vieles verändern, wenn wir den Anspruch haben, um Platz fünf mitzuspielen. Und das ist unser Anspruch. Doch bei aller Kritik muss ich auch noch einmal betonen: Wir reden nach wie vor von dem Trainer, der uns in der Vorsaison zu einem hervorragenden vierten Platz geführt hat und viele bereits rosarot von der Champions League hat träumen lassen.
Wir reden aber auch von dem Trainer, dessen Vertrag zu Beginn der neuen Saison vorzeitig bis 2017 verlängert wurde, und der die Verantwortung dafür trägt, dass der SCM jetzt auf Rang elf abgerutscht ist. Das ist die schlechteste Platzierung seit fünfeinhalb Jahren.
Ja doch, natürlich ist das enttäuschend. Aber die Frage ist doch, welche Substanz ist vorhanden. Meiner Meinung ist sie eindeutig da, um Platz fünf mitzuspielen. Nur dann muss alles passen. Im Moment sind wir nicht in der Lage, die Kraft, die wir haben, auf dem Feld umzusetzen. Deswegen geht es hier und heute darum, die Kräfte zu bündeln und alles in die Waagschale zu schmeißen, damit wir das Pokalspiel gewinnen. Es geht um den Verein und ein großes Ziel. Ja! Und dafür müssen und wollen wir alles tun. Aber dennoch ist noch längst nicht alles wieder gut, wenn wir im Final Four stehen.