Das letzte Puzzlestück passt nicht

Burg l Den neutralen Beobachter hätte die Burger Heimpremiere auf dem neu verlegten Stadionrasen problemlos glücklich machen können: bestes Fußballwetter, ein nahezu 90-minütiger Sturmlauf der Gastgeber auf das Gehäuse des TV Askania Bernburg II und wenige Augenblicke vor dem Abpfiff ein (Nicht)-Tor der Marke „Wembley“. Ruslan Fylypchuk, seit dem Winter für die Verbandsliga-Fußballer des Burger BC 08 spielberechtigt, hämmerte den Ball nach Freistoßvorlage seines aufgerückten Keepers Dominik Schumann an die Unterkante der Torlatte. Eine Kreidewolke, viel Verwirrung und die Geste von Schiedsrichterassistentin Josefin Reinsch: kein Tor. Ziemlich viel Dramatik für das erste Heimspiel des Jahres.

Aus Burger Sicht fehlte allerdings mit dem Happy End das entscheidende Puzzlestück. „Es ist natürlich eine riesen Enttäuschung. So läuft es eben, wenn du unten drin stehst. Dann springt der Ball an die Unterkante der Latte, wobei es müßig ist, darüber zu spekulieren, ob der Ball hinter der Torlinie war“, fasste BBC-Trainer Patrick Ortlieb zusammen.

Noch tiefer unten drin als sein Team stand jedoch der Gegner: in der Tabelle und auch am Sonnabend in der eigenen Hälfte. Nur einmal, bei einem Einwurf in der 21. Minute, nahmen die Saalestädter das größte Geschenk des Tages zur völlig überraschenden 1:0-Führung an. Weil die Zuteilung beim BBC 08 nicht stimmten, durfte Daniel Ochmann freistehend einschieben. „Der Gegner erzielt aus keiner Chance ein Tor, wir schlagen dagegen aus fünf, sechs Gelegenheiten kein Kapital“, haderte der Coach.

Tatsächlich war bei den Gastgebern klar erkennbar, in welche Richtung es gehen sollte. Mehr offensiven Mut hatte Ortlieb von seinen Schützlingen gefordert und diese zeigten Tatendrang. Schon nach sieben Minuten hatte Kapitän Hannes Schock die Chance zur Führung auf dem Fuß, bis zum Gegentreffer aus heiterem Himmel sollten zwei weitere Burger Gelegenheiten folgen. Doch das 0:1 erwies sich als Wirkungstreffer. Eine Antwort blieben die Platzherren bis zum Pausenpfiff schuldig.

Schon die erste nennenswerte Szene nach Wiederbeginn nahm den weiteren Verlauf vorweg: Der kurz vor der Pause eingewechselte Taifour Omer zögerte an der linken Strafraumgrenze zu lange mit dem Abschluss, schlug einen Haken, schlug noch einen und war den Ball schließlich los. „In den Eins-gegen-Eins-Duellen hat uns vielleicht die Durchsetzungsfähigkeit gefehlt. Die nötige Ruhe war nicht vorhanden.“ Und tatsächlich hörte man aus dem nach langer Zeit wieder gut besuchten Stadionrund ein deutliches Murren und Knurren, wenngleich der Trainer klarstellte, dass die Kulisse eine untergeordnete Rolle spielte: „Die Jungs waren allein auf das Spiel fixiert.“

So oder so setzte jedoch zusehends Verkrampfung ein. Ob der unglücklich wirkende Omer, drei gute Gelegenheiten von Fylypchuk (69., 88., 90.) oder als unrühmlicher Höhepunkt ein offensichtlicher Disput zwischen Schumann und José Victor Trabulsi Goncalves, wer in der Schlussphase einen Freistoß vor das Gästetor bringen sollte – konstruktiv und erfolgreich wurde es am Sonnabend nicht mehr. Mit gefühlten 70 Prozent Ballbesitz wirkte das Team phasenweise fast ein wenig überfordert.

Wo die Ursachen für die große, aber letztlich verpasste Chance, sich vom Schlusslicht abzusetzen, zu suchen war, erschien offenkundig: „Wir sind in der Offensive einfach noch nicht ausreichend gut aufgestellt. Angesichts von gerade einmal zehn erzielten Toren in 15 Saisonspielen ist das für alle klar erkennbar.“
Burg: Schumann – Schock, Buhovac, Pitel, Teege, Grundmann (38. Omer), Peseke (81. Friedrich), Rißling, Trabulsi Goncalves, Musah (79. M. Rose), Fylypchuk
Bernburg II: Samson – Dabel, Westphal, Baumgarten, M. Lange, Salis, Ochmann (90. Kirchhoff), Labbert, Wünsch, Sonntag, Pabst (50. C. Lange, 90.+4 Pietzsch)
Tor: Daniel Ochmann (21.); SR: Patrick Menz (Könnern), Josephin Reinsch, Hendrik Strackeljan; ZS: 153