Der Burger Lazarus lebt

Burg l Am Ende, mausetot oder zumindest um Jahre zurückgeworfen: Die Unkenrufe, die den Burger BC nach sage und schreibe 14 Spielerabgängen den ganzen Sommer hindurch begleiteten, waren weithin hörbar. In Zeiten schneller Informationsübertragung wären sie auch ziemlich sicher bis in den Südwesten Deutschlands durchgedrungen. Doch dort unten, in der badischen Rhein-Neckar-Metropolregion, wollte Patrick Ortlieb nichts davon hören. Der 40-jährige Ex-Mittelfeldmann des 1. FC Magdeburg stellte sich der Herausforderung und ging gänzlich unbefangen an seine neue Aufgabe als Trainer beim Club aus der Kreisstadt des Jerichower Landes heran. Mittelfristig wollten er und das umformierte Team sich messen lassen. Ortliebs Maxime lautete stets: „Wir schauen, wo wir zur Winterpause stehen.“

Platz 15 und neun Punkte aus zwölf Spielen sind gewiss kein befriedigendes Zwischenzeugnis und der vorletzte Rang würde im Juni 2017 auch nicht zur Versetzung genügen. Allerdings sagt die Tabelle derzeit herzlich wenig über die Entwicklung, welche die Mannschaft in den vergangenen fünf Monaten genommen hat, aus. Einerseits hat der BBC 08 teils bis zu drei Partien weniger absolviert als die unmittelbare Konkurrenz im Rennen um den Klassenerhalt. Andererseits lassen die Zahlen auch nichts von den Bedingungen, unter denen sich der Vorjahressiebte bislang behaupten musste, erkennen. Beinahe Mantra-artig hat der neue Coach gegen Ende der ersten Halbserie wiederholt: „Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass unsere personelle Lage von Anfang an prekär war. Daher müssen und werden wir im Winter in Sachen Verstärkung noch etwas unternehmen. An drei, vier, fünf Leuten sind wir dran.“

Satte 13 neue Spieler – neben den „externen“ Verpflichtungen auch die drei Eigengewächse Jonas Grundmann, Philip Rißling und Paolo Provenzano aus der A-Jugend – wurden im Laufe der Hinrunde integriert. Die fehlende Feinabstimmung merkte man dem Team dabei zu Saisonbeginn deutlich an. Angefangen beim Erstrundenaus im Landespokal beim unterklassigen SV Medizin Uchtspringe (0:1), über den verpatzten Saisonstart beim Mitaufsteiger in Zorbau (0:4) bis hin zur missglückten Heimpremiere gegen den späteren „Herbstmeister“ vom 1. FC Lok Stendal (1:4) sahen sich alle Skeptiker bestätigt.

Als jedoch Anfang September die bis dato ausstehenden Spielgenehmigungen der „Brasilien-Connection“ um Wilker Rocha Santos, Jose Victor Trabulsi Goncalves vorlagen und vor allem, als Erik Teege das Tor des Tages zum 1:0 beim Premierensieg über den TV Askania Bernburg II beisteuerte, dürfte es die ersten hochgezogenen Augenbrauen unter den Liga-Konkurrenten gegeben haben.

Spätestens nachdem sich auch noch die Remis-Serie gegen Teams aus dem erweiterten Favoritenkreis anschloss (0:0 gegen Amsdorf, 1:1 gegen IMO Merseburg, 3:3 gegen Haldensleben), wandelte der zuvor totgesagte BBC wieder unter den Lebenden, auch wenn in den folgenden sechs Partien lediglich der 2:1-Erfolg gegen Sangerhausen fünf Niederlagen gegenüberstand.

Während die biblische Vorlage den weiteren Weg des Aufgeweckten ausspart, ist die Geschichte vom Burger Lazarus längst noch nicht zu Ende erzählt. Wenn am Sonnabend, 18. Februar 2017, mit dem Nachholspiel beim 1. FC Bitterfeld-Wolfen die Rückrunde vorzeitig eingeläutet wird, will der BBC vor allem mit größerem offensiven Mut und mehr Durchschlagskraft das nächste Kapitel aufschlagen. Falls am Ende des Buches der gesicherte Klassenerhalt stehen sollte, würden sicher auch die letzten Unkenrufe verstummt sein.