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Fußball Von den „Knipsern“ verlassen

Borussia Genthin kassiert eine ärgerliche 0:2 (0:2)-Niederlage bei Arminia Magdeburg.

Von Björn Richter 27.02.2017, 00:01

Magdeburg/Genthin l Ein idealtypisches Fußballer-Comeback nach langer Verletzungspause funktioniert so: Spieler X wird bei einem Heimspiel nach langer Leidenszeit zwei Minuten vor dem Ende eingewechselt. Die Zuschauer spenden höflich Applaus. Die Mitspieler Y und Z spielen – weil es ohnehin bereits 4:0 für die eigene Mannschaft steht – mit ihrem Rückkehrer ein paar Doppelpässe in der eigenen Hälfte und lassen ihn gut aussehen.

Das Comeback des Tobias Thiede war indes alles andere gewöhnlich. Seit Mai 2015 hatte der Flügelstürmer aufgrund eines Kreuzbandrisses und dessen Nachwehen kein Spiel mehr für den FSV Borussia Genthin bestritten. Nach dem Wiederaufstieg durfte er bislang keinen einzigen Meter der Außenbahnen in der Landesklasse, Staffel II, beackern. Dass der 23-Jährige nun am Sonnabend im Auswärtsspiel beim SV Arminia Magdeburg gleich eine ganz Stunde auf dem Platz stand, lag weniger daran, dass er durfte, sondern musste. „Wie dem gesamten Team ein riesen Lob an ihn, dass er ohne Training angesichts unserer Personalnot eingesprungen ist“, zollte Spielercoach Tobias Wolf, der Thiede in der 62. Minute ablöste, seinen Respekt. Nicht nur er hätte seinem Schützling ein schöneres Comeback gewünscht als bei der 0:2 (0:2)-Pleite in der Landeshauptstadt.

Angesichts des Ausfalls von nahezu der halben Stammelf kam diese wenig überraschend. Doch gemessen am Spielverlauf war sie unnötig. „Wir waren nicht chancenlos“, schätzte Wolf ein. Die erste Möglichkeit etwa verbuchte die Borussia nach fünf Minuten durch David Tschimmels Schuss aus der Drehung. Neben der fehlenden Eingespieltheit im zusammengewürfelten Team wurde da bereits das größte Genthiner Problem offensichtlich: „Es war zu merken, dass unsere ‚Knipser‘ gefehlt haben.“ Einer wie Thomas Gronwald, der zur Zeit verletzt ist. Einer wie Julien Zander, der eine Gelbsperre absaß. Oder einer wie Arminias Simon Weiß, der nach einem Eckball goldrichtig stand und nach zwei Fehlversuchen (12., 19.) zum 1:0 abstaubte (26.). Nach ähnlichem Muster fiel das 2:0 kurz vor der Pause durch Christian Brehmer. „Es ist ärgerlich. Unser Keeper Tim Preuß, der uns ohnehin im Spiel gehalten hat, wehrt nach einer Standardsituation ab, doch wir schalten zu früh ab und bekommen den zweiten Ball nicht geklärt.“

Da war es wenig tröstlich, dass die Borussia-Defensive in der zweiten Hälfte einen sattelfesteren Eindruck machte. Schließlich konnte keine Aufholjagd mehr entfesselt werden, auch weil mit Kevin Wolf und Lukas Dake zwei Stürmer im Mittelfeld geopfert werden mussten. Für das anstehende „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Groß Santersleben braucht es daher womöglich mehr als ein Comeback, bei dem der Einzelne gut aussieht. Es braucht die Wiederauferstehung des gesamten Teams.

Arminia Magdeburg: Liebig – Habermann, Köhler, Gasch, Rauhut, Zhan (74. D. Fritzsche), Bremer (65. Gensch), Geier, Lenz (83. E. Fritzsche), Fassassi, Weiß

Borussia Genthin: Preuß – Ka. Riehn, Bräse, Harendt, Barske, K. Wolf, Hinze, Thiede (62. T. Wolf), Dake, Tschimmel, Kahlik

Tore: 1:0 Simon Weiß (26.), 2:0 Christian Bremer (44.); SR: Kevin Schulz (Möringen), Björn Kleinschmidt, Thomas Podas; ZS: 53