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Handball Augenblicke zwischen Jubel und Entsetzen

Das Gipfeltreffen der Handball-Verbandsliga zwischen Güsen und Osterburg findet den gerechten Sieger: keinen.

Von Björn Richter 07.02.2017, 00:01

Güsen l Anton Feindt hatte seine Freude durch die Elbe-Havel-Sporthalle gebrüllt, obwohl der Ball hinter ihm gerade im Tornetz eingeschlagen war. Augenblicke später legte sich ohnmächtige Wut auf das Gesicht des Torhüters der Osterburger Verbandsliga-Handballer und presste vereinzelte Tränen aus den Augen hervor. Das Mienenspiel vom Schlussmann des Spitzenreiters lieferte eine Zusammenfassung des 30:30 (14:14)-Unentschiedens beim Güsener HC ab, wie sie treffender kaum sein konnte. Zwischen beiden Extremen auf der Emotionsskala lagen nur wenige Sekunden. In diesen wähnten sich die Gäste zunächst ein womöglich entscheidendes zwölftes Mal an der Siebenmeterlinie. Doch nach kurzer Beratung deuteten die Schiedsrichter Michael Köhler/Tobias Heck (Oschersleben) auf den Mittelkreis. Bei noch zwei Sekunden Spielzeit war der letzte HSG-Angriff zum Scheitern verurteilt.

Zwischen dem Güsener 30:30-Ausgleich durch Steffen Bretschneider fünf Sekunden vor Ultimo und dem blanken Osterburger Entsetzen hatte der GHC-Torschütze den Pass von Feindt zur Mitte abgefangen, was einem regelwidrigen, aber nachvollziehbaren Verhalten entsprach. Das Regelwerk sieht für Vergehen wie das Unterbinden der schnellen Mitte in den letzten 30 Sekunden seit dieser Saison eine einfache Rote Karte ohne Bericht und einen Siebenmeter für die betroffene Mannschaft vor. Stattdessen sah Bretschneider jedoch die Blaue Karte – wie sich herausstellte, zu Recht. „Wir haben nach dem Spiel mit den Schiedsrichtern geschaut. Die Entscheidung ist korrekt, weil der Ball nach dem Treffer noch nicht freigegeben war“, erklärte HSG-Trainer Uwe Knust. Und er sagte ebenfalls: „Abgesehen von dieser unschönen Szene war es ein geiles Spitzenspiel. Beide hatten es in der Macht gehabt, zu gewinnen, aber letztlich ging das Unentschieden in Ordnung.“

Das Duell Zweiter gegen Erster hatte gehalten, was es versprach. Nach nervösem Beginn bekamen zunächst die Güsener bis zum 9:6 (23.) Oberwasser. Anschließend zogen die Gäste jedoch ihren gefürchteten Tempohandball auf und meldeten sich spätestens mit dem spektakulären Treffer zum 14:14-Halbzeitstand, den Dennis Hahne hinter dem Rücken und im Fallen besorgte, zurück.

Nach der Pause wollten die Güsener das Pendel wieder auf ihre Seite zerren. Führungsspieler wie der beste Werfer Christian Haßbargen (neun Tore) gingen nun voran, schossen zuweilen aber über das Ziel hinaus. „Wir haben den Wurf zu schnell gesucht. Die Ansage, dass gespielt werden sollte, haben die Jungs nur teilweise umgesetzt“, bemängelte GHC-Trainer Thomas Lepper. Das Plus aus dem gewonnenen Torhüterduell der ersten Hälfte, als Christopher Bretschneider großen Anteil am Vorsprung hielt, verpuffte zusehends. So bekam auch Feindt über die Stationen 24:23 (45.) und 27:28 (54.) des Öfteren eine Hand an den Ball. Nach der Schlusssirene hatte sich auch sein Frust wieder gelegt. Wie alle Beteiligten musste auch er einsehen: Dieses Spiel hatte keinen Sieger verdient gehabt.
Güsen: C. Bretschneider, Teske – K. Haßbargen (5), Schulz, Prause, Filter (4), Lepper, C. Haßbargen (8), Müller (1), Gerlach (3), Kampe (1), Heitzmann, S. Bretschneider (8)
Osterburg: Schrödter, Feindt – Reichert, Kiebach (10), Kuhlmann (6), Hallasch (3), Papendiek (2), Gose, Krüger, Roese, Zierke (6), Fieseler, Knust, Hahne (3)
Siebenmeter: GHC 5/2 – HSG 12/7; Zeitstrafen: GHC 3 – HSG 2; Blaue Karte: Steffen Bretschneider (60., Unsportlichkeit) -Güsen