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Handball Blaues Auge statt Brummschädel

Der Güsener HC blamiert sich beim 27:30 (12:12) gegen den Verbandsliga-Vorletzten MSV 90.

Von Björn Richter 21.02.2017, 00:01

Güsen l Dass Kevin Haßbargen bereits nach einer Minute und einem Angriff der Güsener Verbandsliga-Handballer zur Symbolfigur des Samstagabends werden würde, dürfte nur den wenigsten in der Elbe-Havel-Sporthalle gedämmert haben. Knappe eineinhalb Stunden später waren sowohl der GHC wie auch sein Antreiber irgendwie, nun ja, lädiert. Doch entsprang Haßbargens Platzwunde am Kahlschädel, über den sich mehrere Lagen Pflaster spannten, einem Zusammenstoß mit dem Gegenspieler und fiel damit in die Kategorie „unglücklich“. Die Güsener 27:30-Pleite gegen den abstiegsbedrohten Magdeburger SV 90 war dagegen: hausgemacht und vollkommen unnötig.

Was dort im Heimspiel liegengeblieben war, leuchtete auch GHC-Trainer Thomas Lepper erst mit etwas Verzögerung ein, nämlich eine riesige Chance: „Das Schlimmste war eigentlich, später am Abend den Laptop aufzuklappen und das Ergebnis von Osterburg lesen zu müssen.“ Der Spitzenreiter hatte mit seinem 33:33-Remis beim HV Solpke/Mieste einen Güsener Siebenmeter vorgelegt. Mit Anlauf. Ohne Torhüter. Aus zwei Metern.

Dass dieser Wurf am Ziel vorbei segelte, passte zur GHC-Angriffsleistung, wobei allerdings nahezu alle Mannschaftsteile ihren unrühmlichen Beitrag leisteten. „Wir haben von A bis Z einen katastrophalen Auftritt hingelegt“, befanden Lepper und Co-Trainer Peter Arndt, die entsprechend deutliche Ansagen für die Trainingswoche versprachen. „Wir waren beide hinterher pappsatt.“

Stichwort Hunger: Diesen schienen die Magdeburger, die schon in der Vorwoche zwei „Big Points“ gegen Germania Borne (27:24) eingefahren hatten, augenscheinlich mitgebracht zu haben. Auch wenn er sich auf nur wenige Mägen verteilte: „Einen Gegner, der mit acht Leuten anreist, musst du normalerweise nach allen Regeln der Kunst auskontern.“ Doch was war am Sonnabend schon normal? Am ehesten noch die Anfangsphase.

Dort nämlich hatte der Favorit nach fünf Minuten ein standesgemäßes 4:1 auf die Anzeigetafel gebracht. Der „Kopfschmuck“ von Kevin Haßbargen wirkte da – wenn auch nur unter modischen Gesichtspunkten – noch am beunruhigendsten. Anschließend gab auch Torhüter André Teske mit drei abgewehrten Strafwürfen in Folge wichtige Impulse. Allein, sie erreichten keinen seiner Vorderleute. Im Spiel nach vorn wirkte der GHC einfallslos. Dazu gesellte sich eine eklatante Abschlussschwäche. Vor allem von den Außenpositionen warfen die Gastgeber MSV-Keeper Björn Bonath förmlich berühmt. Beim 6:7 nach einer Viertelstunde wurde es Zeit für die erste Auszeit. „Wir haben auch umgestellt, aber es half alles nichts“, so Lepper. Das 12:12 zur Pause war gemessen am eigenen Anspruch eigentlich schon ehrabschneidend.

Wer dachte, dass es kaum schlimmer kommen konnte, sah sich nach Wiederbeginn getäuscht. Fehlpässe nach eigenen Balleroberungen wirkten von Außen betrachtet wie Slapstick-Humor, doch nach Lachen war niemandem zumute, als es 14:18 hieß. Mühevoll und durch Einzelleistungen ihrer verlässlichsten Werfer Steffen Bretschneider und Christian Haßbargen (je acht Treffer) arbeitete sich der GHC wieder heran und lag beim 26:28 plötzlich wieder in Schlagdistanz.

Dann kochte doch noch einmal die Stimmung hoch, allerdings aus einem eher unschönen Grund. GHC-Linksaußen Dominic Schulz wurde beim Wurf und damit dem möglichen Anschlusstreffer in den Arm gegriffen. Die Pfeife der beiden Referees Dietmar Müller/Joachim Bechler (USC Magdeburg) blieb stumm. „Beide hatten zuvor schon Schrittfehler gepfiffen, wo es keine gab. Aber in dieser Szene kein Foul zu sehen, war die absolute Krönung“, befand Lepper. So oder so: Die peinliche Pleite war besiegelt. „Vielleicht war es eine Kopfsache, dass wir den MSV unterschätzt haben. Auf jeden Fall sollte uns dieses Spiel eine Warnung sein.“ Auf dass die Nachwirkung kein Brummschädel, sondern ein blaues Auge ist, mit dem der GHC noch mal davongekommen ist.
Güsen: C. Bretschneider, Teske – K. Haßbargen (5), Schulz, Prause, Lepper, C. Haßbargen (8), Müller (2), Gerlach (2), Kampe (2), Heitzmann, S. Bretschneider (8)
Magdeburg: Bonath – Maric (5), Titsch, Bartels (4), Willner (4), Seefeldt (10), Huthmann (1), Ebert (6), Kirchhoff
Siebenmeter: GHC 3/3 – MSV 6/3; Zeitstrafen: GHC 2 – MSV 3