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Handball Es geht um mehr als das Prestige

Für Gommern und Biederitz geht es in der Sachsen-Anhalt-Liga ums sportliche Überleben. Beide treffen sich am Sonnabend zum 17 Uhr zum Derby.

Von Björn Richter 01.04.2017, 01:01

Gommern/Biederitz l Kennen Sie noch Autoquartett? Herzlichen Glückwunsch, denn dann spielte sich Ihre Kindheit vermutlich zumeist noch an der frischen Luft ab. Und aufrichtiges Mitgefühl, denn Sie mögen sich mitunter jetzt ziemlich alt vorkommen. Zu einer zufälligen Runde des Kartenspiel-Klassikers trafen sich am Mittwochabend mit Sebastian Munter und Enrico Sonntag die beiden Trainer der Handball-Sachsen-Anhalt-Ligisten aus Gommern und Biederitz. Die Kulisse mit der Magdeburger Getec-Arena war zugegebenermaßen ebenso ungewöhnlich wie die Spielregeln. Während die Bundesliga-Sieben des SCM einen mühelosen 32:26-Heimsieg gegen den VfL Gummersbach einfuhr, wurden auf der Tribüne nicht Hubraum, PS-Zahl oder Höchstgeschwindigkeit als Trümpfe ausgespielt, sondern Trainingsbeteiligung. „In Gommern waren es am Dienstag vier Spieler, bei uns sechs. Es herrscht also Waffengleichheit“, übt sich Sonntag vor dem Gipfeltreffen in Galgenhumor.

Die Personalsituation hüben wie drüben trübt ein wenig die Vorfreude auf das Ehle-Derby, das am Sonnabend um 17 Uhr in der Eintracht-Sporthalle am Europagymnasium angepfiffen wird. „Die Vorbereitung auf das Spiel verlief wie gewohnt schleppend“, bestätigt Gommerns Coach. Und dann erreichte Munter und das Team auch noch eine echte Hiobsbotschaft: „Oliver Schulke fällt voraussichtlich bis zum Saisonende mit einem Bänderriss im Sprunggelenk aus.“ Vorteil auf der Kreisposition für Biederitz? Denkste. Neben Marvin Möritz, dessen vorzeitiges Saison-Aus schon seit Februar durch eine Operation besiegelt ist, geht auch André Freistedt gehandicapt ins Rückspiel. „Er wird trotz eines gebrochenen Fingers jedoch auflaufen können“, versichert Sonntag.

Es mag mitunter auch am Nachbarschaftsduell liegen, dass besondere Kräfte freigesetzt werden. Und als wäre das Prestige, das beim 27:24-Hinrundenerfolg in Biederitz blieb und nun erneut in der Waagschale liegt, nicht genug, sorgt auch die Tabellenkonstellation für zusätzliche Würze. „Es geht um mehr als die Derby-Brisanz, die ich im Hinspiel als gar nicht so schlimm empfand. Vor uns liegen sechs Endspiele um den Klassenerhalt. Wir wollen und müssen gegen Biederitz gewinnen“, stellt Munter klar. Sein Gegenüber stimmt mit ein: „Für beide Teams steht unfassbar viel auf dem Spiel. Verliert die Eintracht, steht sie mit einem Bein in der Verbandsliga. Gewinnen wir, sind wir zu 75 Prozent gerettet.“

Tatsächlich sorgt die unklare Lage – bis zu vier Teams stehen neben Wernigerode (Rückzug vor der Saison) auf der Kippe – dafür, dass sich kein Verein unterhalb von Platz sieben in Sicherheit wähnen sollte. Während die Gommeraner nach zuletzt drei Pleiten in Serie nach dem nächsten Strohhalm greifen, hat sich auch der SV Eiche vor allem durch die unnötige 19:21-Pleite der Vorwoche in Langenweddingen unter Zugzwang gebracht. Sonntag fasst zusammen: „Das ‚Worst-Case-Szenario‘ ist noch nicht vom Tisch. Ich erwarte daher ein hitziges, emotionales Spiel, in dem Glück und Abgezocktheit entscheiden.“ Eine gemütliche Kartenrunde sieht gewiss anders aus.