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Radpolo Finalkrimi und Autogramme

Radpolo-Duo Alina Wittig und Lea Lubisch schreiben bei Deutscher U15-Meisterschaft Geschichte.

Von Anne Hofmann 29.05.2016, 21:00

Lostau l Erstmals nach Ingrid Buchholz und Gudrun Boede, die vor über 40 Jahren DDR-Meister wurden, steht der RC „All Heil“ Lostau wieder in den Geschichtsbüchern. Das U 15-Duo Alina Wittig und Lea Lubisch vollbrachte am Sonnabend in Lengerich sein Meisterstück und ist nun Deutscher Meister im Radpolo.

Wie historisch dieser Erfolg ist, davon haben die beiden Achtklässlerinnen wohl am Sonnabend beim Feuerwehrfest in Lostau einen ersten Eindruck erhalten. Nicht nur, dass seitdem ein großes Bettlaken in der Ortsmitte alle Vorbeifahrenden daran erinnert, dass zwei Deutsche Meister im Ort leben. Nein, auch von Autogrammwünschen blieben die beiden nicht verschont.

„Ich habe schon ein Autogramm gegeben“, so Alina, „auf die Tischdecke der Feuerwehr.“ Neben den ersten Fans gratulierten natürlich auch Freunde und Klassenkameraden. Und auch Trainerin Aline Voigt wird überall auf den Triumph ihrer Schützlinge, die sie zusammen mit Birgit Dehmel trainiert, angesprochen: „zum Beispiel von meinem Nachbarn, als ich bei ihm ein Paket abgeholt habe.“ Auch die letzte Meisterin, Ingrid Buchholz (mittlerweile Liewerenz), im Verein gratulierte und freute sich riesig über den Erfolg des neuformierten Duos, schließlich spielen beide erst seit einem Jahr zusammen.

Zwar reisten Alina und Lea als Favoriten ins gut 300 Kilometer entfernte Lengerich (Nordrhein-Westfalen), dass die beiden aber so diszipliniert, ruhig und abgeklärt den Titel holen würden, davon waren auch die Trainer ein wenig überrascht. Der RV Halle III war dabei ein guter Gegner, „um in das Turnier zu kommen“, wie Vereinschef Nicky Rogge über den 8:0-Erfolg resümierte. Danach wartete mit dem RSV Jänkendorf aber der Angstgegner der beiden 13-Jährigen. Die Sachsen machten ihrem Status alle Ehre, gingen 1:0 in Front.

Bis zur Halbzeit hatte sich das RCL-Duo wieder herangekämpft, machte eine Minute vor Schluss den Ausgleich. Als noch 30 Sekunden zu spielen waren, gingen die Lostauer in Führung. Anschließend wollte der RSV noch einen schnellen Angriff fahren, traf beim Schussversuch aber Leas Vorderrad, von wo der Ball ins Tor trudelte und Alina und Lea eine 3:1-Führung zur Pause bescherte. Dieser letzte Treffer war dann auch der Dosenöffner. In der zweiten Hälfte verbuchten die Lostauer noch vier weitere Tore und am Ende einen deutlichen 7:1-Sieg. Darauf folgte eine zweistündige Pause für das U 15-Duo.

Mit einem 10:1-Triumph gegen den RV Gärtringen (Baden-Württemberg) schossen sich die beiden Mädchen für die entscheidenden zwei Spiele warm. Anschließend machte das RCL-Duo auch mit der zweiten Mannschaft aus Halle kurzen Prozess – 6:2.

„Ich weiß nicht, ob es von den Planern so gedacht war, aber im letzten Spiel trafen mit Halle I und uns die beiden bis dato ungeschlagenen Teams aufeinander. Es war also im wahrsten Sinne des Wortes ein Finalspiel“, so Rogge.

Alina und Lea legten vor, ließen in der Folge aber einige Chancen ungenutzt. Das rächte sich bis zur Pause mit dem Ausgleich. Nun begann eine Nervenschlacht. „Gefühlt war Halle von fünf Minuten drei im Ballbesitz“, schilderte Rogge. „Sie haben versucht, sie herauszulocken, aber die Mädchen sind standhaft geblieben“, fügte Voigt an. Dann war es die eher zurückhaltende Alina, die sich ein Herz fasste und den Ball eineinhalb Minuten vor dem Ende in den Winkel schoss. Logisch, dass die Ansage danach lautete: Ball halten. Nun mussten Alina im Tor und Lea davor versuchen, die wütenden Angriffe der Hallenser von ihrem Kasten abzuhalten.

„Ich hab‘ gedacht: Alina schieß noch ein Tor“, schilderte Lea die letzten Sekunden. Und tatsächlich fiel aus dem Gewühl heraus noch ein Treffer für die Lostauer. „Als dann alle heruntergezählt haben, waren wir ganz schön nervös“, gab Alina zu. In dem Moment als die Schlusssirene ertönte, ließen die zwei Lostauer ihre Räder umfallen und lagen sich in den Armen. Sie hatten es geschafft. Zu Hause können sich die beiden den Moment des Sieges immer wieder auf Video ansehen.

Allerdings ist das Duo noch nicht satt. Bevor sie sich im nächsten Jahr in der U 19 beweisen müssen – Lea feierte am Dienstag ihren 14. Geburtstag, Alina zieht in gut drei Wochen nach; damit wären beide im nächsten Jahr zu alt für die U 15 – steht noch ein Ziel an: „Jetzt wollen wir noch den Landespokal“, so Lea. Als amtierender Landesmeister und Deutscher Meister haben die zwei am nächsten Sonnabend, 5. Juni, in Tollwitz sicher gute Karten für den Tripleerfolg.