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Fußball Landesklasse-Partie in Beetzendorf von Todesfall überschattet Wenn der Fußball plötzlich zur Nebensache wird

03.04.2015, 17:54

Beetzendorf l Ob Spieler, Trainer oder auch Zuschauer - sie alle hatten sich auf einen tollen und spannenden Fußballabend gefreut, der mit einem gemütlichen Beisammensein beim Osterfeuer ausklingen sollte. Doch es wurde ein tragischer Donnerstagabend, an dem sich im Nachholspiel der Fußball-Landesklasse, Staffel I, der gastgebende MTV Beetzendorf und der SV Liesten 22 gegenüber standen. Die Partie wurde aber nur 70 Minuten alt, bis das Sportliche plötzlich zur Nebensache wurde.

Gerade wollten die Gäste aus Liesten, die zu diesem Zeitpunkt durch zwei Elfmetertore von René Mangrapp (38., 45.+2) mit 2:0 in Führung lagen, einen Spielerwechsel vollziehen, als Schiedsrichterassistent Eckhard Genderjahn aus Möringen auf Höhe der Mittellinie ganz plötzlich zu Boden ging und zum Entsetzen aller Betroffenen ohne Bewusstsein liegen blieb. Sofort wurde der Notarzt verständigt, während sich Spieler und Betreuer beider Teams mit allen Mitteln um den Referee kümmerten. Das Spiel wurde von Schiedsrichter Bernd Manecke natürlich sofort abgebrochen.

Auch als der Notarzt nach gut 20 Minuten auf dem Beetzendorfer Sportplatz eintraf, wurde Genderjahn mehrfach reanimiert. Es war längst dunkel, als sich die Sanitäter - noch immer unter den Augen einiger Spieler und Funktionäre - um den verunglückten Schiedsrichterassistenten kümmerten. "Es geht ihm wieder einigermaßen", so hieß es, nachdem sich der Rettungswagen bereits auf den Weg ins Krankenhaus nach Stendal gemacht hatte. Dieser Satz sorgte zunächst einmal für Beruhigung vieler Betroffenen. Doch schon gestern folgte die tragische Nachricht: Eckhard Genderjahn sei noch in der Nacht im Hospital verstorben.

Traurige Nachricht bestätigt sich schnell

Und leider bestätigte sich die Nachricht dann auch schnell. "Ich habe es vom Schiedsrichteransetzer des Landesverbandes, Markus Scheibel, sowie von Schiedsrichter Bernd Manecke erfahren, dass es Eckhard Genderjahn leider nicht überstanden hat", sagte beispielsweise der Schiedsrichter-Obmann des KFV Altmark West, Thomas Kölle. Auch Spielausschussvorsitzender Guido Eisenschmidt (Altmark West) war bereits informiert. "Das ist natürlich tragisch", so Eisenschmidt mit bedrückter Stimme. Fakt ist also: Die Altmark hat mit Eckhard Genderjahn nicht nur einen soliden Schiedsrichter und fairen Sportsmann, sondern als Schiedsrichteransetzer des KFV Altmark Ost auch noch einen wichtigen Funktionär verloren.

"Wir machen es zur Pflicht, dass bei den Erwachsenen auf allen Plätzen über Ostern eine Schweigeminute eingelegt wird.

Guido Eisenschmidt, Spielausschussvorsitzender des Kreisfachverbandes Fußball Altmark West.

Nach diesem Schock stellt sich nun natürlich die Frage, wie es sportlich weitergeht. Beetzendorfs Trainer Mayk Zürcher bestätigte noch am Donnerstagabend, als er vom Tod Genderjahns noch nicht erfahren hatte: "Ich habe mit Schiedsrichter Bernd Manecke gesprochen: Das Spiel wird definitiv neu angesetzt." Damit verlieren die Liestener zwar eine 2:0-Führung, doch das wird auch für sie zur Nebensache. "Hier geht es um ein Menschenleben. Wenn der Beschluss fällt, dass wir noch einmal hier her fahren müssen, werden wir das ohne Protest tun", erklärte Liestens Abteilungsleiter Mario Schulz am Donnerstagabend.

Spielbetrieb wird über Ostern durchgeführt

Der Spielbetrieb wird sowohl in der östlichen als auch in westlichen Altmark über das Osterwochenende über die Bühne gehen. "Wir machen es zur Pflicht, dass zumindest bei den Erwachsenen vor dem Anpfiff auf allen Plätzen eine Schweigeminute eingelegt wird", erklärte Guido Eisenschmidt gestern. Dem schloss sich Werner Meinschien, Präsident des Kreisfachverbandes Altmark Ost, an. "Auch bei uns wird es eine Schweigeminute auf allen Plätzen geben", gab Meinschien gestern auf Volksstimme-Nachfrage bekannt. Der Ball soll aber auch im Landkreis Stendal über Ostern rollen. Über einen Nachfolger des Möringers als Schiedsrichter-Ansetzer gab es bislang noch keine Überlegungen. Zu tief sitzt immer noch der Schock vom plötzlichen Tod Eckhard Genderjahns.