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Fitter Spartenchef mit einem Stammplatz

10.04.2015, 09:16

Gerade einmal 275 Einwohner zählt die kleine Ortschaft Potzehne im Süden der Altmark. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Fußballer des ortsansässigen SV Grün-Weiß schon seit vielen Jahren im Landesmaßstab aufhalten. Das ist auch ein Verdienst von Spieler und Spartenleiter Torsten Schulze.

Potzehne l Nicht der SV Eintracht Salzwedel, nicht der SSV 80 Gardelegen und auch nicht der VfB Klötze 07 - nein - der SV Grün-Weiß Potzehne war noch in der vergangenen Saison als Dorfmannschaft das fußballerische Aushängeschild der Westaltmark in der Landesliga. Mittlerweile spielt die Mannschaft von Trainer Nico Bremse zwar "nur" noch in der Landesklasse, doch deshalb herrscht noch lange keine Unzufriedenheit in der kleinen Ortschaft.

Einer, der fleißig mit anpackt, wenn es um das Sportliche geht, ist Torsten Schulze. Der 42-Jährige arbeitet bei den Grün-Weißen bereits seit acht Jahren im Vorstand und schnürt aktuell sogar noch im Landesklasse-Männerteam selbst die Schuhe. "Der Verein ist irgendwie schon wie eine große Familie, er lebt von Ehrenamtlichen. Es geht bei uns eben nur zusammen", erklärt der Westaltmärker.

Vom Handball zum Radsport gewechselt

Seine sportlichen Anfänge unternahm Torsten Schulze allerdings nicht als Fuß-, sondern als Handballer. Als Fünftklässler schloss sich Schulze seinerzeit der SG Solpke/Mieste an. Doch auf Dauer wurde der Potzehner in dieser Sportart nicht glücklich, so dass er drei Jahre später zum Radsport überging. Bis zu seinem 17. Lebensjahr war er als Radler in Gardelegen aktiv. Erst dann startete der Westaltmärker seine Laufbahn als Kicker. Bei den Herren von Traktor Potzehne hieß sein erster Trainer Erich Krümmling. Nach einem Jahr in der zweiten Mannschaft startete Schulze in der Erstvertretung im linken Mittelfeld durch.

Kurz nach der Wende, im Jahr 1990, schloss sich Torsten Schulze aus beruflichen Gründen FSB Braunschweig an und war dort in der Bezirksliga aktiv. In Niedersachsen wurde der Potzehner zum Verteidiger umgeschult. Nach nur einem Jahr führte sein Weg allerdings vor allem aus Verbundenheit wieder zurück zu den Wurzeln nach Potzehne. "Ich habe seitdem viele Aufs und Abs miterlebt", muss der 42-Jährige selbst schmunzeln. Damals hatten in der Mannschaft noch neun "waschechte" Potzehner gespielt. Über die Jahre hinweg kamen immer mehr auswärtige Spieler hinzu. "Wir hatten schließlich kaum eigenen Nachwuchs", begründet Schulze. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. "Als kleines Dorf hätten wir es uns nie erträumen lassen, dass wir es mal in die Landesliga schaffen", staunt Torsten Schulze noch immer. Der hat selbst zwei Auf- und Abstiege zwischen Landesklasse und Landesliga miterlebt.

Mit seinem 33. Lebensjahr beendete Schulze dann seine Karriere in der ersten Männermannschaft der Grün-Weißen und ging ab sofort für die eigene Reserve sowie die Altherren auf Punktejagd. Bei der Zweitvertretung, in der er den Aufstieg in die Kreisliga miterlebte, übte Torsten Schulze vor drei Jahren sogar das Amt des Spielertrainers aus. Allerdings nur für eine Saison. Mittlerweile gehört der 42-Jährige unverhofft wieder zum Stamm in der Landesklasse-Truppe der Grün-Weißen. "Das ist allerdings nur eine Notlösung, da wir bisher in der Rückrunde so viele Verletzte hatten", erklärt der ehrgeizige Westaltmärker. So wurde Schulze, der auch immer das Training aufgesucht hatte, reaktiviert und hat aktuell sogar einen Stammplatz als Manndecker. "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich momentan sogar noch mithalten kann", sagt der Routinier mit einem Schmunzeln. "Es macht mir einfach Spaß", fügt er an.

Die ganze Familie ist im Verein aktiv

Seit mittlerweile acht Jahren gehört Torsten Schulze dem Vorstand des SV Grün-Weiß Potzehne an und arbeitet dort als Sektionsleiter. "Ich wollte einfach, dass es bei uns im Verein weiter geht. Speziell für meine Kinder wollte ich für eine fußballerische Zukunft sorgen", erklärt Schulze. Torhüter Jonas und Verteidiger Janek, beide zwölf Jahre jung, spielen in der D-Jugend des Vereins, Ehefrau Mandy ist als Jugendwartin, Trainerin der G-Jugend sowie als Spielerin der Frauenmannschaft tätig. "Wichtig ist, dass die Jungs weiterhin Spaß am Fußball haben", so der 42-Jährige. Der kann sich momentan ein Engagement als Trainer nicht vorstellen. "Dafür bleibt mir aus beruflichen Gründen keine Zeit", gibt der in Salzgitter tätige Sportenthusiast zu verstehen.

Dafür muss sich Torsten Schulze in jedem Jahr aufs Neue Gedanken machen, wie der Kader der ersten Herrenmannschaft möglichst schlagkräftig bleibt. "Das ist jedes Jahr ein echter Kampf. Der Nachwuchs ist rar gesät, doch wir wollen die Truppe möglichst lange auf Landesebene halten", erklärt der Abteilungsleiter. "Unter den ersten Fünf" solle die Mannschaft in der Landesklasse in Zukunft schon mitspielen, meint Torsten Schulze. Sollte die Bremse-Elf weitestgehend vom Verletzungspech verschont bleiben, ist dies sicherlich eine realistische Einschätzung. Ein Aufstieg in die Landesliga ist aktuell (noch) kein Thema.

Selbst möchte Torsten Schulze noch so lange selbst dem runden Leder hinterher jagen, wie es die Gesundheit zulässt. "Ich hoffe, dass ich fit bleibe und noch ein paar Jahre aktiv sein kann", sagt der 42-Jährige. Zudem würde sich der Familienvater wünschen, dass seine beiden Söhne Jonas und Janek dem Verein treu bleiben. "Es wäre natürlich schön, wenn sie in Potzehne bleiben würden, doch man muss abwarten, was daraus wird", erklärt der Westaltmärker. Torsten Schulze selbst hat jedenfalls nicht die Absicht, seiner großen Liebe SV Grün-Weiß Potzehne den Rücken zu kehren.