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Poträt der Woche Enis Bytyqi - vom Burger Straßenfußballer zum Bundesligaprofi von morgen? Die Geschichte endet noch nicht

Von Björn Richter 06.09.2014, 03:24

Mit dem Wechsel zur U 19 des SV Werder Bremen hat Enis Bytyqi seine persönliche Erfolgsgeschichte in diesem Jahr um ein Kapitel erweitert. Der Weg vom Straßenkicker aus Burg in die A-Junioren-Bundesliga mag wie ein modernes Fußballmärchen anmuten. Der 17-Jährige sieht sich aber längst noch nicht am Ziel angekommen.

Burg l Enis Bytyqi hat diese Geschichte sicher nicht zum ersten Mal erzählt. Anders als bei vielen Aufsteiger-Biografien dürfte sich nicht allzu viel Dichtung zwischen die Wahrheit gemischt haben. Es ist seine Geschichte und sie erzählt von einer Verbindung, die augenscheinlich bestens zusammenpasst: Enis Bytyqi und der Fußball. "Damals", so sagt er und meint die Zeit wenige Jahre nach der Jahrtausendwende, "konnten wir nur auf der Straße spielen." Nachdem seine Familie 1999 mit dem damals Zweijährigen vor dem Kosovo-Krieg geflüchtet und im Burger Asylbewerberheim untergekommen war, kickten die Bewohner meist zum Spaß, häufiger aber um die Ehre. "Dieses Gefühl, als ich in einem Spiel ein entscheidendes Tor geschossen habe, das hat sich eingebrannt. Das hatte Bedeutung", schildert Enis.

Bis zur Gegenwart hat er eine ganze Menge entscheidender Treffer erzielt: erst ab der E-Jugend beim BBC 08, später ab der U 13 für die Jugendteams des 1. FC Magdeburg. Auch in der aktuellen Saison ist er mit vier Toren aus drei Spielen bereits bester Schütze des SV Werder in der A-Jugend-Bundesliga. "Ich bin in Bremen angekommen und hoffe, dass es weiter gut läuft", sagt Enis und man hat kaum Grund zur Annahme, dass sich vorläufig etwas an seiner steilen Entwicklungskurve ändert.

Mit dem Wechsel an die Weser hat diese ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Seit dem 1. Juli steht Enis bei Werder unter Vertrag, für drei Jahre, inklusive einer Saison bei der U 23. Der Bundesliga-Aufstieg der Magdeburger U 17, an dem Enis mit 45 Saisontreffern gehörige Aktien hält, brachte ihn endgültig auf den Radar der großen Clubs. Die Wahl fiel schließlich auf Bremen. "In der Jugend ist es mir wichtig, möglichst in der höchsten Liga zu spielen, um mir eines Tages den Traum vom Profi-Fußball zu erfüllen. Werder sehe ich als die richtige Adresse." Dennoch gab es einige, die "Verrat" witterten, nachdem er sich beim FCM einen Namen gemacht hatte. "Natürlich liest man die Kommentare im Internet. Aber ich kann es keinem übel nehmen, der die Hintergründe des Wechsels nicht kennt und sich dann negativ über mich äußert. Darüber mache ich mir keinen Kopf."

Seine Vertrauten wissen die Entscheidung dagegen einzuordnen. Dazu zählen auch die Verantwortlichen beim Burger BC 08. "Wir freuen uns für Enis und sind stolz, ihn eine Zeitlang begleitet zu haben. Bei allem kurzfristigen Erfolg hat er immer Bodenhaftung bewahrt. Das zeigen seine regelmäßigen Besuche und dass er Kontakt zu seinen Freunden in Burg und zum Verein hält", schätzt BBC-Sportvorstand Detlef Zimmer ein.

Seinen vorerst letzten Besuch im Jerichower Land verdankt der Mittelstürmer daher nicht zuletzt dem Engagement des BBC 08. Mit dem Erhalt seiner Einbürgerungsurkunde - den organisatorischen Aufwand hatte mit BBC-Schatzmeister Eckart Grundmann sein sportlicher "Ziehvater" aus Burger Zeiten abgewickelt - endete kürzlich eine jahrelange bürokratische Odyssee. Mit dem Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft ist auch der Weg für U-Länderspiele von Enis bereitet, nachdem er bereits einige Einladungen zu DFB-Jugendlehrgängen erhalten hat. Scheint also, als sei seine Geschichte längst noch nicht zu Ende erzählt.