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Fußball Wohlfühlfaktor vorhanden

Seit einem Monat gehört Tom Nattermann zum Kader des Fußball-Regionalligisten VfB Germania Halberstadt.

22.07.2017, 02:02

Halberstadt l Beim Aufsteiger soll der 24-Jährige für Tore sorgen und damit entscheidend zum Klassenerhalt beitragen. Tom Nattermann – nicht nur Fußballfachleute können mit diesem Namen etwas anfangen. Der gebürtige Riesaer stand in den vergangenen Jahren bei traditionsreichen Ostclubs wie Erzgebirge Aue und Carl Zeiss Jena unter Vertrag. Zuletzt kickte er beim Ligakonkurrenten Energie Cottbus. Dort lief es sicherlich nicht immer nach Wunsch für den Angreifer, dennoch darf er weiterhin als begabter Fußballer bezeichnet werden.

Seine sportliche Karriere nahm beim FC Sachsen Leipzig im Alter von neun Jahren peu á peu an Fahrt auf. Hier genoss er eine ausgezeichnete Ausbildung und reifte bis zur B-Jugend zum Führungsspieler und Kapitän heran. Als ein großer Teil der Nachwuchsabteilung vom neu gegründeten Stadtrivalen RB Leipzig übernommen wurde, gehörte auch er dazu. Bei den „Roten Bullen“ steigerte sich der Trainingsumfang noch einmal deutlich, mit Folgen für den jungen Kicker. In der 11. Klasse brach er sein Abitur ab. Die Aussichten auf eine exzellente Fußballkarriere standen zu diesem Zeitpunkt gut, der Schritt war also nur logisch. Mit den A-Junioren feierte er den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Schon da zeigte er seinen großen Torhunger: Für die U17 und U19 von RB traf er in 59 Einsätzen 41 Mal. Damit empfahl er sich 2012 für die erste Mannschaft und war der erste Nachwuchsspieler der Rasenballsportler, der mit einem Profivertrag ausgestattet wurde. Eine Schulterverletzung stoppte ihn allerdings.

Der Reservemannschaft von RB Leipzig verhalf er 2014 mit seinen Treffern zum Aufstieg in der Oberliga Nordost. Dort „schoss er alles zusammen“. In der Saison 2014/15 bejubelte er in 29 Einsätzen 26 Tore. Ein zweites Mal klopfte er aufgrund seiner Top-Leistungen ganz oben an – Lohn dafür war die Berufung in das Zweitliga-Team. Gegen den Karslruher SC und Fortuna Düsseldorf stand er im Kader, letztlich ohne Einsatz. Andere Vereine waren längst auf ihn aufmerksam geworden, so sicherte sich Aue seine Dienste. Wie im Erzgebirge und später auch in Jena und Cottbus konnte er auch aufgrund von Verletzungen nie sein ganzes Potenzial ausschöpfen.

In Halberstadt soll das alles besser laufen. Schon im Winter stand der Mittelstürmer bei Trainer Andreas Petersen und Sportchef Kevin Meinhardt auf dem Zettel. „Ich war da allerdings erst ein halbes Jahr in Cottbus, der Trainer gab mir zudem eine ordentliche Perspektive, es lief dann aber anders“, blickt der 24-Jährige auf den ersten Kontakt mit dem VfB zurück. Seitdem verfolgte er die Geschehnisse im Vorharz intensiv. Inzwischen gehört der Sachse seit einem Monat zum Team und fühlt sich gut aufgenommen. „Gleich vom ersten Tag an habe ich mich wohl gefühlt, die Jungs haben mich toll integriert. Man merkt, dass die Mannschaft im letzten Jahr enorm zusammen gewachsen ist, es ist eine Einheit. Entsprechend hat sie es mir und den anderen Neuen leicht gemacht, uns einzufügen. Klar muss man die verschiedenen Charaktere erst kennenlernen, das ist normal. Schlussendlich war es aber einfach.“

Der Fan von Borussia Dortmund – „seit frühester Kindheit ist das mein Verein“ – strebt mit dem VfB den Klassenerhalt an. „Wir sind Aufsteiger und wollen daher nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die Qualität der Mannschaft ist gut genug.“ Für ihn persönlich soll es in erster Linie um mehr Praxis gehen, nachdem er in Aue, Jena und Cottbus in den letzten Jahren wenig gespielt hat. „Deswegen strebe ich so viele Einsätze wie möglich an.“

Seine Rolle im Team bezeichnet er zunächst als eher zurückhaltend. „Ich bin ein gelassener Typ, markiere nicht so gern den Lautsprecher. Mit der Zeit werde ich mich sicher mehr einbringen, meine Meinung kundtun wenn das nötig ist.“

Auch wenn Testspiele seiner Ansicht nach wenig Aussagekraft haben, Tom Nattermann blickt zufrieden auf die bisherige Vorbereitung. „Wie wir das gemeistert haben, trotz schwerer Beine und harter Arbeit unter der Woche, das ist schon gut.“

Auch für den 1,80 Meter großen Stürmer ist das DFB-Pokalspiel gegen den SC Freiburg ein absolutes Highlight. „Man merkt schon, welch große Rolle es spielt. Logischerweise ist das auch jetzt schon jeden Tag ein Thema in der Kabine. Es ist das Duell Vater gegen Sohn. Schlussendlich müssen wir uns aber auch dafür gut vorbereiten.“

In der Domstadt hat der VfB-Neuzugang, der nun sein Abitur nachholt, bereits eine kleine Wohnung bezogen, ab Herbst wird aber eine größere notwendig sein, „denn dann beendet meine Freundin ihr Studium und kommt auch nach Halberstadt“.